zum Hauptinhalt

Kindergesundheit in Potsdam: Kindergesundheitshaus auf unbestimmte Zeit verschoben

Wegen fehlender Regeln zur Anwendung des Bundesteilhabegesetzes kommt das groß angekündigte Zentrum doch noch nicht

Potsdam - Es sollte ein bundesweites Vorzeigeprojekt werden: Doch nun muss Potsdam seine ambitionierten Pläne für ein Kindergesundheitshaus auf unbestimmte Zeit verschieben. Das hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) jetzt schriftlich den Stadtverordneten mitgeteilt. Mit dem Zentrum, dessen Eröffnung bis 2020 auf dem Gelände des Klinikums „Ernst von Bergmann“ geplant war, sollte das Angebot für Eltern mit kranken Kindern in der Region deutlich verbessert werden.

So hatte Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) noch Anfang 2017 bei einer Pressekonferenz geschwärmt, in dem Haus könnten Spezialisten aller Fachrichtungen vertreten sein. Das hätte vor allem für Eltern chronisch kranker oder behinderter Kinder große Vorteile: „Eltern werden hier alles aus einer Hand in einem Gebäude finden.“ Die Chance für eine gute Versorgung steige so deutlich an.

Ausführungsbestimmungen zum Bundesteilhabegesetz fehlen

Doch daraus wird nichts. In dem Schreiben listet Jakobs zunächst auch die Vorteile auf – und verfällt dann ins Behördendeutsch. So gebe es „aktuelle gesetzliche Entwicklungen des Bundesteilhabegesetzes und der damit im Zusammenhang stehenden wesentlichen Neuausrichtungen in der Verwaltung“ – daher könne das Konzept derzeit nicht umgesetzt werden. Ein neuer Anlauf sollte erst „nach vollständiger Umsetzung der neuen gesetzlichen Regelungen in ihrer Gesamtheit“ erfolgen. Sozialdezernent Schubert erklärte am Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung, momentan fehlten die Ausführungsbestimmungen zum Bundesteilhabegesetz, also die Regeln zur Anwendung des Gesetzes in der Praxis. Das führe zu großen Problemen in allen Kommunen. Man hoffe auf baldige Klärung mit dem Land, im April gebe es einen nächsten Gesprächstermin. „Ich werde das Projekt nicht aufgeben“, sagte er den PNN.

2000 Quadratmeter groß

Das Zentrum soll rund 2000 Quadratmeter groß werden – ob dafür ein Neubau errichtet oder ein Bestandsgebäude auf dem Klinikgelände genutzt wird, ist noch unklar. 1000 Quadratmeter sollten vom Klinikum genutzt werden, 1000 vom Gesundheitsamt. Dessen 49 Mitarbeiter sollen dann aus dem sanierungsbedürftigen Plattenbau in der Jägerallee ins Kindergesundheitshaus umziehen, so Schubert damals – zumal die Behörde für Schuleingangsuntersuchungen ohnehin auf Kinderärzte angewiesen ist. Dass Mediziner und Gesundheitsamtsmitarbeiter „Wand an Wand“ arbeiten, habe viele Vorteile, hieß es auch. So könne über die Weiterbehandlung eines jungen Patienten im persönlichen Gespräch beraten werden, was bislang telefonisch oder nur auf dem Postweg erfolge. Von Synergieeffekten, auch in punkto Kinderschutz, war die Rede. Die Idee, in Potsdam eine Art Kinder-Poliklinik wie zu DDR-Zeiten unter modernen Voraussetzungen zu schaffen, ist nicht neu: Schon vor vier Jahren hatten sich die Stadtverordneten auf Initiative von SPD- und CDU-Fraktion für ein solches Zentrum ausgesprochen. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false