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Mahsa Hashemi lernte ihr Handwerk im Iran. Betriebswirtschaft erlernte sie bei der Meisterprüfung in Brandenburg.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Kann das nicht einfacher werden?“: Der schwierige Weg zum eigenen Friseursalon in Potsdam

Masha Hashemi hat seit 2021 ihren eigenen Laden in Bornstedt. Die Friseurmeisterin aus dem Iran erzählt von ihrem Werdegang und den bürokratischen Hürden.

Mahsa Hashemis Werdegang klingt nach einer richtigen Erfolgsgeschichte. 2014 kam die ausgebildete Friseurin, die im Iran zuvor zwei Friseursalons führte, nach Potsdam. Sie lernte Deutsch an der Volkshochschule, arbeitete parallel dazu in Vollzeit in einem Potsdamer Friseursalon.

Daneben schrieb die damals Mitte 20-Jährige ihren Businessplan, durchlief das Berufsanerkennungsverfahren als Friseurin bei der Handwerkskammer Potsdam und besuchte an zwei Abenden die Woche die Meisterschule am Bildungs- und Innovationscampus Handwerk in Götz in der Gemeinde Groß Kreutz (Landkreis Potsdam-Mittelmark).

2020 legte Hashemi die Meisterprüfung ab, baute gemeinsam mit ihrem Mann ihren eigenen Salon aus, den sie 2021 eröffnete. Inzwischen beschäftigt sie sechs Mitarbeitende, vier Stylisten und eine Auszubildende.

Erfolgsgeschichte mit bürokratischen Hürden

Der Kalender für den Salon „Mahsa Hair & Beauty“ am Annemarie-Wolff-Platz in Potsdam-Bornstedt war von der Eröffnung an voll und ist gut gefüllt bis heute. Zehn bis 30 Kunden habe sie pro Tag, je nach Haarlänge. Neben Waschen, Schneiden, Föhnen (für Frauen ab 55 Euro; Männer 42 Euro) bietet Hashemi in ihrem Laden auch verschiedene Beautyleistungen an: Augenbrauen zupfen mit Faden und Färben, Brautservice und Tages-/ Abend-Make-up.

Haareschneiden und shampoonieren: das muss gekonnt sein. Mahsa Hashemis Mitarbeiter will bald auch die Meisterprüfung ablegen.
Haareschneiden und shampoonieren: das muss gekonnt sein. Mahsa Hashemis Mitarbeiter will bald auch die Meisterprüfung ablegen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Hashemis Erfolgsgeschichte ist jedoch eine mit Hürden, wie sie selbst beim Besuch von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Handwerkskammer-Präsident Robert Wüst am Donnerstag deutlich macht. „Hätte ich keine Bekannten hier, die mir geholfen haben, hätte ich diesen Laden nicht aufmachen können“, sagt sie.

Bürokratiemonster: Meistergründungsprämie

Hashemi erzählt von den Hürden für die Beantragung der Meistergründungsprämie. Mit dem Förderprogramm unterstützt das Wirtschaftsministerium Existenzgründer:innen mit einer bestandenen Meisterprüfung oder einer Gleichwertigkeitsfeststellung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikation. Sie erhalten einen Zuschuss für die erstmalige Gründung oder Übernahme einer selbstständigen Existenz im Haupterwerb in einem Handwerk.

12.000
Euro Basisförderung zahlt das Wirtschaftsministerium Existenzgründern mit einer bestandenen Meisterprüfung

Die Basisförderung beträgt 12.000 Euro. Für die Arbeits- und Ausbildungsplatzförderung (zweite Stufe) gibt es nochmal bis zu 5000 Euro beziehungsweise bis zu 7000 Euro bei der Besetzung eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes mit einer Frau. Die Abwicklung läuft über die Investitions- und Landesbank Brandenburg (ILB).

Anfang 2021 hatte Hashemi mithilfe von Beratern die Prämie beantragt. Erst vor ein paar Monaten hat sie das Geld erhalten. „Jeder Cent ist am Anfang wichtig“, sagt sie. Man könne den Handwerkern nicht sagen: „Ihr bekommt euer Geld erst später.“

Auch beim Ausfüllen der Formulare brauche man viel Ahnung. Den Liquiditätsplan auszufüllen, sei ohne einen Unternehmensberater kaum möglich. „Kann das nicht vielleicht ein bisschen einfacher werden?“, fragt Hashemi Steinbach.

Der Wirtschaftsminister zuckt etwas unbeholfen mit den Schultern und blickt ratlos drein. „Da mache ich Ihnen ehrlich gesagt wenig Hoffnung. Wir sind nicht die Bestimmenden.“ Das, so Steinbach, seien die Geldgeber. Es sei ja „mitten in der Krisenzeit“ gewesen, entschuldigt er.

Hashemi findet, mehrsprachige Formulare wären ein Anfang. Steinbach stimmt ihr zu. Und ein Ansprechpartner bei der ILB, der helfe, den elfseitigen Antrag auszufüllen. „Ein bisschen mehr an die Hand genommen werden, das wäre schon gut“, sagt der Minister. Das hier sei die „klassische deutsche Bürokratie“, die eben noch nicht dort sei, wo sie sein sollte. Man könne versuchen, bessere Hilfestellungen zu geben. Immerhin: für die Beantragung der Prämie gibt es seit Juli ein Online-Portal.

Hashemi gefällt es in Deutschland, trotz Bürokratie. Sie mag die Struktur. Und die Freiheit, die es im Iran nicht gebe. „Ich bin sicher hier.“ Aktuell wartet sie auf die Auszahlung der zweiten Stufe der Gründungsprämie.

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