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Todesfall in Potsdam: Hermann Schlüter ist gestorben

Mit 15 zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt: Hermann Schlüter war ein wichtiger Zeitzeuge des stalinistischen Terrors im Potsdam der Nachkriegszeit. Nun ist er im Alter von 88 Jahren verstorben.

Potsdam - Er war wichtiger Zeitzeuge des stalinistischen Terrors im Potsdam der Nachkriegszeit: Jetzt ist Hermann Schlüter im Alter von 88 Jahren gestorben. Schlüter war 1945 mit drei Mitschülern aus dem heutigen Einstein-Gymnasium verhaftet und vom sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt worden. Die Schüler hatten den neu eingeführten Russisch-Unterricht geschwänzt, was ihnen als Sowjetfeindlichkeit ausgelegt wurde. Zudem wurde ihnen eine vermeintliche Zugehörigkeit zur NS-Organisation Werwölfe angehängt. Während die drei Mitschüler erschossen wurden, wurde Schlüter nach fast drei Monaten im Gefängnis Leistikowstraße zu 20 Jahren Lagerhaft „begnadigt“ – wohl, weil er nur 15 Jahre alt war, ein Jahr jünger als seine Kameraden. Schlüter saß seine Haft in Torgau und Bautzen ab, die Familie erfuhr erst 1949 von seinem Verbleib. 1950 wurde er freigelassen und kam nach Potsdam zurück. Nach einer Lehre zum Heizungsbauer und einem Ingenieurstudium übernahm er den elterlichen Handwerksbetrieb.

Nach dem Mauerfall berichtete Schlüter als Zeitzeuge immer wieder von seinen Erlebnissen, engagierte sich unter anderem für die Gedenkstätte Leistikowstraße. An das Schicksal der vier Jugendlichen wird heute nicht nur in der Leistikowstraße, sondern auch mit einer Gedenktafel im Einstein-Gymnasium erinnert.

Hermann Schlüter wird am Freitag, 1. Juni, um 11 Uhr auf dem Neuen Friedhof, Heinrich-Mann-Allee 25, beerdigt. Zuvor findet um 9 Uhr das Requiem in der katholischen Kirche St. Peter und Paul am Bassinplatz statt.

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