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Reiseführer "Verborgenes Potsdam" von Manuel Roy

© Jonglez Verlag

Geheimnisvolle Schriften, Ruinen im Wald : Neues Buch sucht nach Potsdams verborgenen Geschichten

Manuel Roy fragt im Buch „Verborgenes Potsdam“ nach der Geschichte hinter seinen Entdeckungen. Seine Recherchen führten ihn bis zum Kilimandscharo.

Eine geheimnisvolle Mauerinschrift, Ruinen im Wald, ein Bahnsignal ohne Bahngleise, ein Tal ohne Gebirge – solche Schauplätze und Absonderlichkeiten hat Potsdam zu bieten. Und noch viele mehr. Manche kennt man, läuft täglich an ihnen vorbei, andere hat man noch nie wahrgenommen. Oder sie zumindest nicht hinterfragt. Anders Manuel Roy: Der 49-jährige Kanadier, der in Berlin als Stadtführer arbeitet und in Kanada Philosophie unterrichtet, hat als Hauptautor eines Autorenteams das Buch „Verborgenes Potsdam“ geschrieben. Darin werden außergewöhnliche kleine oder größere Entdeckungen aus dem Verborgenen geholt und Hintergründe erklärt. Herausgeber ist Thomas Jonglez, der diese Reiseführerreihe bereits für mehrere europäische Städte umgesetzt hat.

Dass ausgerechnet er als ein Nicht-Potsdamer dieses Buch geschrieben hat, findet Roy nicht ungewöhnlich. Als Besucher hätte er die Stadt unvoreingenommen entdecken können. Immer wieder spazierte er durch Potsdam und schaute, was seine Aufmerksamkeit erregte, und welche Fragen sich ihm stellten. „Als Philosoph habe ich das Besondere im Blick – ich stelle die Frage nach dem Warum“, sagt er. Fakten und Zahlen seien zwar auch nützliches Wissen, allerdings nur das Gerüst. Viel spannender seien die damit verwobenen Geschichten. „Die merkt man sich auch viel leichter als eine Jahreszahl.“

Die sonderbaren Details einer Skulptur, aus dem Reiseführer „Verborgenes Potsdam“ von Manuel Roy
Die sonderbaren Details einer Skulptur, aus dem Reiseführer „Verborgenes Potsdam“ von Manuel Roy

© Jonglez Verlag

Für die Recherche hat er meist zuerst Passanten gefragt. „Die Potsdamer kennen ihre Stadt erstaunlich gut“, so sein Eindruck. Danach begann die eigentliche Recherche, dafür habe er Tausende Stunden in analogen oder digitalen Bibliotheken verbracht, sich von einem Mosaiksteinchen zum nächsten gehangelt. Und das nicht nur im deutschsprachigen Kontext. Die Geschichten mancher Orte haben Verbindungen weit ins Ausland.

Die Recherche zu den Schornsteinen im Schloss Cecilienhof führte ihn nach England, der Grottensaal im Neuen Palais zum Kilimandscharo, die Frage nach dem Komma in der Inschrift „Sans, Souci“ am gleichnamigen Schloss führt nach Rom. Roy zitiert hier mehrere Deutungsversuche und favorisiert die Variante, die mit einer Stadt in Flandern, dem Papst und Voltaire zu hat. Demnach sollte das Komma damals bewusst nonkonform verwirren und sei als Toleranz-Symbol anzusehen.

Der kanadische Philosoph Manuel Roy
Der kanadische Philosoph Manuel Roy

© Jonglez Verlag

Klingt kompliziert, war es vielleicht auch, aber Roy kann das sehr unterhaltsam und ausführlich aufschreiben. „Denn nichts ist einfach nur da, vielleicht weil es schön aussieht – es gibt für alles einen Grund“, sagt Roy, und möchte diese Begeisterung und Neugier, den Dingen auf den Grund zu gehen, gerne an den Leser und den Potsdamer Spaziergänger weitergeben. „Was hat eine Ananas auf dem Sonnenschirm eines Chinesen zu bedeuten? Das ist doch eine superwichtige Frage“, sagt Roy. Gemeint ist der kleine Sonnenpavillon im Neuen Garten, und die Ananas, im 18. Jahrhundert so teuer wie ein Pferd, ist hier zwar Deko, aber vor allem ein Statussymbol.

Die 95 Orte oder Wegmarken, dazu gehören auch besondere Bäume und Grabmale, sind nach Stadtvierteln sortiert. Dabei geht es auch ins Umland, nach Stahnsdorf, Schwielowsee, zur Pfaueninsel. Nicht alle Entdeckungen sind so alt wie Schloss Sanssouci. In der Nauener Vorstadt spürte Roy den Relikten der sowjetischen Armee nach, der Summstein auf dem Bassinplatz ist beinahe Moderne, der Hubschrauber auf dem Spielplatz in Steinstücken erinnert an das geteilte Deutschland.

Die Texte werden mit Abbildungen ergänzt, von historischen Fotos, Gemälden, Schriftstücken. Trotzdem blieb es ein handliches Buch, das man auf den Spaziergang mitnehmen kann. Womit sich der Kreis schließt: Manuel Roy begann vor mehr als zehn Jahren auf ärztliches Anraten mit dem Laufen, erkundet seitdem die Region Berlin-Brandenburg – und schreibt darüber.

Jonglez Verlag, 320 Seiten, 19,95 Euro

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