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Ein typischer DDR-Garagenkomplex im Wohngebiet „Am Stern“.

© Andreas Klaer

DDR-Garagen in Potsdam: Pächter fürchten um den Erhalt

Anwohner fürchten um den Erhalt der Garagenkomplexe. Auch wenn es bislang keine großangelegten Abrisspläne gibt – Sorgen scheinen nicht unberechtigt.

Thomas Fröhlich geht es nicht allein um seine Garage. Es geht ihm um ein Stück Zuhause: „Seit 1976 steht meine alte Garage am Meisenweg, in den Achtzigern habe ich sie von meinen Eltern übernommen“, erzählt er. Als Jugendlicher habe er dort sein Moped repariert. Renovierungen hat er allesamt selbst erledigt. Und, ja, angesichts der Parkplatzsituation in Potsdam freut er sich auch aus ganz praktischen Gründen über seinen Garage.

So wie Thomas Fröhlich sorgen sich viele Pächter von Garagen, die zu DDR-Zeiten erbaut worden sind, um den Erhalt dieser Bauten. Die DDR-Garagen sind häufig in Eigenarbeit entstanden, errichtet auf öffentlichen Grundstücken. Nach DDR-Recht war das möglich. Als die alte Gesetzgebung in das Bürgerliche Recht der Bundesrepublik übertragen worden ist, haben die Probleme angefangen: Denn in der DDR konnte man Eigentümer einer Garage sein, ohne Eigentümer des Grundstücks zu sein, auf dem die Garage steht. Das ist in der Bundesrepublik rechtlich nicht möglich.

Die Nutzer sind nun also Pächter. Eigentümerin ist in den meisten Fällen in der Landeshauptstadt die kommunale Bauholding Pro Potsdam. Die Garagenkomplexe nehmen viel Platz ein. Aufgrund der Wohnraumsituation in Potsdam sorgen sich Garagenpächter nun, dass ihnen gekündigt werden könnte, damit anstelle der Garagen Wohnraum entstehen kann.

Die Fraktion der Freien Wähler im Landtag Brandenburg hat das Thema für sich entdeckt: Der Landtagsabgeordnete Matthias Stefke tourt durch Gemeinden in Brandenburg, um auf das Thema aufmerksam zu machen, sogar einen kurzen Film hat die Fraktion dafür gedreht. Am Montagabend fand eine solche Veranstaltung mit etwa 40 Potsdamern im Bürgerhaus Sternzeichen statt.

Matthias Stefke, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, im Bürgerhaus Sternzeichen.
Matthias Stefke, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, im Bürgerhaus Sternzeichen.

© Andreas Klaer

Mit dem Erhalt der Garagen sind starke Gefühle verknüpft, wie dort deutlich wurde: „Wenn mal wirklich alle mitmachen, die unzufrieden sind, dann käme es zum Generalstreik“, sagte ein Gast. „Mit Generalstreik wäre ich vorsichtig, aber man könnte schon mal eine Demonstration machen oder mit einer größeren Menge in die Stadtverwaltung gehen“, entgegnete Stefke.

Wie aus der Antwort der Potsdamer Stadtverwaltung auf eine Anfrage des Stadtverordneten Andreas Menzel (BVB/Freie Wähler) aus dem April 2023 hervorgeht, scheinen keine massenhaften Kündigungen von Potsdamer Garagen bevorzustehen. Unklar ist jedoch, wie es im Bereich „Am Schäferfeld“ im Wohngebiet Stern weitergeht. Dort soll eine sogenannte Rahmenplanung erarbeitet werden, um Wohnungen zu schaffen. Noch sei nicht klar, welche Auswirkungen das auf die Garagenkomplexe habe, so die Verwaltung.

Wohnraum gegen „Lebensqualität“

Die Sorge um die Garagen sei dennoch berechtigt, meint Hans-Jürgen Scharfenberg, Stadtverordneter der Fraktion Die Linke. „Der Interessenskonflikt verläuft zwischen Erhalt der Garagen und Bedarf an Wohnraum“, sagt er. Die Freien Wähler wollen, dass es landesweit einheitliche Regelungen für den Umgang mit den DDR-Garagen gibt. Scharfenberg hält wenig davon: „Es gibt Orte in Brandenburg, wo der Erhalt gar kein Problem ist, da es genügend Bauflächen gibt“, sagt er. In Potsdam sei die Situation anders: „Hier zählt jeder Quadratmeter“, so Scharfenberg. Lösungen müssten, davon ist er überzeugt, auf kommunaler Ebene gefunden werden.

Er werde sich jedenfalls für den Erhalt der Garagen einsetzen: „Es geht nicht nur um Nostalgie, diese Garagen bedeuten auch Lebensqualität“, sagt Scharfenberg. Das betreffe nicht nur die Garagennutzer selbst, sondern auch das umliegende Viertel, das von parkenden Autos entlastet werde. Dies sollte aus seiner Sicht bei der Stadtplanung mit bedacht werden. Falls möglich, könnten größere Garagenkomplexe auch den Pächtern überlassen werden.

Darauf setzt auch die Garagengemeinschaft Meisenweg aus der Waldstadt, bei der Thomas Fröhlich Mitglied ist: „Dank einer Absprache mit der Stadt unsere Garagen sind erst einmal bis 2025 sicher“, sagt er. Danach habe die Landeshauptstadt entweder eine Verlängerung des Pachtvertrags in Aussicht gestellt oder sogar einen Kauf. „Wir würden auf jeden Fall kaufen“, sagt Fröhlich. „Unsere Garagen sollen schließlich erhalten bleiben.“

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