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Der Wohnblock Staudenhof.

© PNN / Ottmar Winter

Debatte über den Staudenhof in Potsdam: „Es reicht mit dem ewigen Herumdiskutieren“

Eine neue Initiative kämpft für den Erhalt des DDR-Wohnblocks, die Stadtverordneten halten am Abrissplan fest. Das sagen Leser:innen des PNN-Newsletters „Potsdam Heute“.

Die Debatte um den Staudenhof-Wohnblock in Potsdams Mitte ist mit einer neuen Initiative wieder aufgeflammt: Prominente Unterstützung für den Erhalt kommt vom Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, der früheren Potsdamer Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke und Christoph Martin Vogtherr, dem Generaldirektor der Schlösserstiftung.

Der Bauaussschuss der Stadtverordnetenversammlung hielt dagegen jüngst mit einer Entscheidung an den Abrissplänen für das Gebäude fest. Das städtische Wohnungsunternehmen ProPotsdam, der das Areal gehört, will dort bis 2026 neue Wohnhäuser errichten - mit Wohnungen auch für finanziell schlechter Gestellte. Wir haben die Leser:innen des PNN-Newsletters „Potsdam Heute“ nach ihrer Meinung gefragt. Soll der Staudenhof gerettet werden? Hier dokumentieren wir die Antworten.

Zum Thema Staudenhof bin ich der Ansicht, dass man sanieren sollte. Es kann doch nicht angehen, dass man Menschen mit schmalen Geldbeutel jegliche Möglichkeit nimmt, auch in der Stadt zu wohnen. Dort werden wahrscheinlich wieder Luxuswohnungen entstehen. Das ist menschenverachtend. Claudia Brand

Dringend nötig, günstigen Wohnraum zu erhalten

„Ich plädiere für die Sanierung des Gebäudekomplexes. Die Mieter sollen ohne höhere Kosten während der Sanierung anderweitig untergebracht werden und die Mieten sollen auch nach der Sanierung nicht erhöht werden. Angesichts der hohen Mieten in Potsdam halte ich es für dringend nötig, günstigen Wohnraum zu erhalten. Die Stadt Potsdam ist da in der Pflicht, die Sanierung samt Zusatzkosten für die alternative Unterbringung zu finanzieren.“ Christiane Frees-Tillil, Potsdam

Unsinnig, Geld in die Sanierung des maroden Gebäudes zu stecken

„Potsdam ist auf einem sehr guten Weg, das historische Stadtbild wieder teilweise herzustellen. Vieles davon wurde schon umgesetzt, besonders im Bereich des Alten Marktes. Diesen guten Weg würde die Stadt verlassen, wenn der klotzige Staudenhof erhalten bliebe. Es wäre auch unsinnig, jetzt noch erhebliche Gelder in die Sanierung des maroden Gebäudes zu stecken. Dadurch würde der Wohnraum dort auch nicht mehr so günstig sein.“ Joachim Wiegmann, Berlin

Wohnblock "Staudenhof" in Potsdam

© Andreas Klaer

„Ich bin für Abriss und Pflanzungen von Obstbäumen. Der Staudenhof ist optisch hässlich und es gibt sehr viele Neubauten. Eine Bepflanzung mit Laub/Obstbäumen müsste auch jedem gerecht werden.“ G. Uhlenbrock

Ökologisch, klima- und kostentechnisch schlicht verbohrt

„JA, unbedingt sollte der Staudenhof bestehen bleiben und saniert werden. Ich bin fassungslos über das VOTUM ausgerechnet der Grünen für Abriss, selbst Bundesbauministerin Geywitz plädiert für möglichst mehr Umbau statt Abriss und Neubau - immerhin SPD. Die Argumente für einen Bestand haben Schellnhuber et tutti quantitativ alle überzeugend und ausführlich ausgeführt. Warum hören die Stadtverordneten, die für Abriss sind, nicht darauf? Haben sie noch immer nicht genug Katastrophen in Sachen Klimakrise mitbekommen? Sitzen sie auf ihren Ohren oder ihrem Verstand? Die Stadt plädiert andererseits großmundig für eine „Smart City“, hier wäre Abriss und Neubau ökologisch, klima- und kostentechnisch das Gegenteil von SMART, nämlich schlicht verbohrt. Und „barocke“ Nachahmung gibt’s nun genug an dieser Stelle!“ Christa Hasselhorst, Potsdam

„Ich bin für den Erhalt und die Sanierung.“ Helga Pritz-Schmidt

Demokratische Entscheidungen endlich akzeptieren

„Ich verstehe nicht, warum immer wieder erneut der Abriss des Staudenhofs diskutiert wird. Es gibt Beschlüsse dazu. Es wurde zu diesem Thema auch alles gesagt. Mein Eindruck verstärkt sich, dass somit das Bestreben einer gewissen Klientel unter dem Vorwand von scheinbar sozialen und umweltpolitischen Aspekten der Abriss verhindert werden soll und das längst definierte neue und den historischen Grundrissen entsprechende Stadtquartier verhindert werden soll. An die Eiferer des Erhalts des Staudenhofs: Akzeptiert endlich demokratische Entscheidungen und freut Euch an Eurem Interhotel.“ Waldemar Schill

Der Wohnblock Staudenhof

© Andreas Klaer,PNN,Tsp

„Was soll ich stets mitreden über Entscheidungen der Stadtverordneten, die schon lange beschlossen wurden. Dann brauche ich auch keine Stadtverordneten mehr, wenn doch deren Entscheidungen immer wieder umgestoßen werden. Ich bin zur Wahl gegangen, haben Menschen mein Vertrauen gegeben damit sie sich um meine Interessen kümmern. Das sollen sie bis zur nächsten Wahl auch tun. Es reicht mit dem ewigen Herumdiskutieren. Demokratie sieht für mich anders aus. Also, die Entscheidung zum Abriss ist gefallen.“ Gisela Schmidt

Ein Schandfleck

„Der Staudenhof soll abgerissen werden. Er verschandelt das gesamte Umfeld.“ Gerda Bergmann

„So ein Schandfleck muss entfernt werden. Eine neue Bebauung incl. neuen Wohnungen ist doch jeder anderen Lösung schon aus Kostengründen vorzuziehen.“ Hans Korth

„Ich plädiere für Abriss. Ein grauenvolles Gebäude und ein Schandfleck innerhalb der Stadt.“ Sabine Kandel

Als „Baukultur der Moderne“ erhalten und sanieren

„Die „Platte“ am Staudenhof ist Baukultur der Moderne und wert saniert zu werden. Eine weitere einfallslose Anlage ähnlich der „Baukörper“ eingangs der Leipziger Straße würde das Stadtzentrum verschandeln und den Potsdamer Kulturerbe-Status weiter ruinieren.“ Heidrun Dietrich

„Der Staudenhof sollte auf jeden Fall erhalten bleiben! Ich finde zwar das Landtagsschloss und den Palast Barberini echt gut gelungen, aber dafür gibt es auch manche neue Bauwerke, die nur das Prädikat „hübsch hässlich“ (nach Heinz Erhardt) verdienen. Wie den Hauptbahnhof und den Betonkasten, der das neue Bad beherbergt. Ich kann’s verstehen, wenn mancher diese plattmachen möchte, aber auch die haben eine Menge Geld und Ressourcen gekostet. Und wie ich vor einiger Zeit las, kommen Abriss und Neubebauung des Staudenhofs gegenüber einer Sanierung nur durch den Zuschuss von Förderknete billiger.“ Herbert Weiß, Stahnsdorf

Viele Menschen verbinden mit dem Staudenhof Erinnerungen

„Warum sollte der Staudenhof gerettet werden? 1. Inmitten des historischen Ensemble ist es doch wunderbar einen Bau aus DDR-Zeiten zu erhalten, der gleichzeitig an die Architektur aus dieser Zeit erinnert. 2. Eine Sanierung des Baus analog der DDR-Bauten an der Markthalle würden diesen Staudenhof aufhübschen. 3. Mit einer historischen Ummantelung der Fassade kann dieser Bau auch seiner Umgebung an die neu entstehenden Bauten angepasst werden. Potsdam soll ja kein Museum werden, sondern eine Stadt in der unterschiedliche Menschen wohnen und das sollten die Bauten auch widerspiegeln. Abgerissen ist schnell und wir sind doch heute froh, dass einige Bürger dieser Stadt sich damals stark gemacht haben für die Erhaltung des Holländischen Viertels. Viele Menschen verbinden mit dem Staudenhof Erinnerungen und das sollte nicht zerstört werden. Gleichwohl wenn Potsdam weiter zugebaut wird, geht der Charme dieser schönen Stadt verloren.“ M. Glogner

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