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Filmreif. Die Glienicker Brücke während der Dreharbeiten für "Bridge of Spies" im Spätherbst 2014.

© Manfred Thomas

Kritik am Potsdam-Film "Bridge of Spies": Zeitzeuge kritisiert Spielberg-Film

Bei Filmkritikern hat Steven Spielbergs "Bridge of Spies" viel Lob eingeheimst. Ein noch lebender Hauptakteur des damaligen Agentenaustausches auf der Glienicker Brücke in Potsdam meldet sich jetzt kritisch zu Wort.

Potsdam - In „Bridge of Spies“ erzählt Starregisseur Steven Spielberg die Geschichte hinter dem ersten Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke 1962 – aber nicht ganz wirklichkeitsgetreu, wie einer der noch lebenden Hauptakteure jetzt klarstellte: Frederic Pryor, der 1961 als Student in Ost-Berlin festgenommen wurde und dessen Freilassung der US-Anwalt James Donovan – im Film Tom Hanks – im Zuge des Agentenaustausches Rudolf Abel gegen Francis Powers erwirken konnte – sieht seine Geschichte bei Spielberg „völlig falsch“ dargestellt.

"Ich hätte es besser gefunden, Spielberg hätte mich mal angerufen"

Weder sei er zur Zeit des Mauerbaus in Berlin gewesen, noch habe er einer Blondine bei der Flucht helfen wollen, sagte der heute 82-jährige Wirtschaftsprofessor der britischen Zeitung „The Independent“. Stattdessen habe er die Schwester eines Freundes besuchen wollen, unwissend darüber, dass diese bereits geflohen war und ihr Haus unter Beobachtung stand. Spielberg habe die Geschichte wohl aufregender machen wollen: „Ich hätte es besser gefunden, er hätte mich mal angerufen.“ Auch sein ostdeutscher Anwalt sei falsch dargestellt: Wolfgang Vogel sei kein großmäuliger Ideologe gewesen, sondern „ein ruhiger, sprachgewandter Mann“. Den Spielberg-Film habe er trotzdem gemocht, sagte Pryor weiter: „Er handelte nicht wirklich von mir, sondern von einer Person mit meinem Namen.“

Spielberg hatte den Film, der im November in Berlin Europapremiere feierte, mit mehrere Tage lang gesperrt. Bei der Filmkritik hatte er viel Lob eingeheimst. Der britische Schauspieler Mark Rylance, der im Film den Sowjet-Agenten Rudolf Abel spielt, ist für einen "Golden Globe" nominiert - der US-Filmpreis gilt als wichtigstes Barometer für die Oscars und wird am 10. Januar 2016 in Los Angeles verliehen.

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