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Filmwirtschaft Potsdam: Frostig wie der Kalte Krieg

Am Freitagabend feierte Steven Spielbergs „Bridge of Spies“ Europapremiere in Berlin. Hauptdarsteller Tom Hanks schwärmte vom Dreh auf der Glienicker Brücke.

Potsdam/Berlin - Der Hauch der Geschichte ergreift mitunter auch Hollywood-Stars: Hauptdarsteller Tom Hanks jedenfalls schwärmte am Freitag in Berlin vom Dreh für Steven Spielbergs „Bridge of Spies“ auf der Glienicker Brücke. „Das ist die Art von Orten, die ich normalerweise als Tourist besuchen würde, mich umsehen, Fotos schießen“, sagte der mehrfache Oscar-Preisträger: „Dort einen Film drehen zu können, ein Stück Geschichte am authentischen Ort wiederzuerschaffen, das war eine besondere Erfahrung.“ Es habe nur ein Manko gegeben, erklärte er augenzwinkernd: „Es war fürchterlich kalt.“ Während die Filmcrew in warme Jacken und Mützen gepackt war, hätten die Schauspieler „mit 1960er-Jahre-Hüten“ frieren müssen: „Wie passend für einen Film über den Kalten Krieg!“, scherzte Hanks.

Unter den Premierengästen: Der US-amerikanische Botschafter Emerson und Potsdams Oberbürgermeister Jakobs

Fast genau ein Jahr nach den Dreharbeiten auf der Brücke, die dafür im Spätherbst 2014 mehrere Tage komplett gesperrt war, feierte der Film am gestrigen Freitag Europapremiere in Berlin. Über den Roten Teppich am Zoo-Palast liefen neben Regisseur Spielberg und seinen Schauspielern Tom Hanks, Amy Ryan, Sebastian Koch und Burghart Klaußner auch der US-amerikanische Botschafter John B. Emerson, Verlegerin Friede Springer – im Axel-Springer-Haus sollte die Premierenacht mit Steven Spielberg später gefeiert werden –, Georg Friedrich Prinz von Preußen und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

„Bridge of Spies“ ist auch für Potsdam eine Premiere: Erstmals erzählt Hollywood eine originär Potsdamer Geschichte. Spielberg beleuchtet nach dem Drehbuch von Matt Charman und den Coen-Brüdern die Hintergründe des ersten Agentenaustausches auf der Glienicker Brücke im Februar 1962. Damals wechselten der sowjetische Spion Rudolf Abel und der US-Spion Gary Powers die Seiten, der Austausch begründete den Mythos der Agentenbrücke oder „Bridge of Spies“. Der Austausch wurde seinerzeit vom New Yorker Anwalt James B. Donovan, der Rudolf Abel zuvor als Pflichtverteidiger vor dem elektrischen Stuhl bewahrt hatte, hinter den Kulissen in Ost-Berlin vorbereitet.

Mark Rylance glänzt in der Rolle des Sowjet-Spions

Neben Tom Hanks in der Hauptrolle des Anwalts glänzt auch der Brite Mark Rylance, der Abel ohne große Gesten, aber mit großer Präsenz als kultivierten, feinsinnigen und äußerst kontrollierten Menschen zeichnet.

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Auf Donovans Geschichte sei er von Drehbuchautor Charman aufmerksam gemacht worden, sagte Spielberg – der 36-jährige Brite wiederum sei bei Recherchen zur Invasion in der Schweinebucht auf die Geschichte des Anwalts gestoßen. Donovan, der bereits in den Nürnberger Prozessen geholfen hatte, verhandelte nach dem Austausch auf der Glienicker Brücke auch mit Fidel Castro erfolgreich über einen Gefangenenaustausch. Über die Verhandlungen zu Abel schrieb er 1964 ein Buch – das habe er für die Vorbereitung auf seine Rolle gelesen, berichtete Tom Hanks.

Studio-Babelsberg-Chef Fisser: "Einer der Filme, die bleiben werden."

Mit dem Ergebnis ist man auch beim Studio Babelsberg überaus zufrieden: „Ich glaube, dass uns dieser Film bei den Zuschauerzahlen große Freude machen wird und auch noch den einen oder anderen Preis abräumen wird“, sagte Studio-Vorstand Christoph Fisser den PNN. In den USA wird der Film schon als Oscar-Kandidat gehandelt. Die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg sei für Babelsberg ein weiterer Baustein für die positive Entwicklung der Studios und den guten Ruf, den Babelsberg sich bei internationalen Partnern erarbeitet habe, sagte Fisser: „Das Vertrauen in den Standort wächst mit jedem Film – und natürlich ist ein Name wie Spielberg besonders hilfreich.“ Der Studio-Chef sieht „Bridge of Spies“ in einer Reihe mit anderen Meisterwerken aus Babelsberg – Roman Polanskis „Der Pianist“, Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ oder Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“: „Es ist einer der Filme, die bleiben werden.“

Rund 250 Mitarbeiter, davon allein 90 Kulissenbauer, waren für den Dreh mit Studio Babelsberg im Einsatz. Um der Glienicker Brücke und anderen Drehorten wie dem Schloss Marquardt oder dem Flughafen Tempelhof den unterkühlten Winterlook zu verpassen, wurden insgesamt elf Tonnen Kunstschnee aus Stärke und fünf Tonnen Schneestaub für Frosteffekte verbraucht. Die Filmförderer vom Medienboard Berlin-Brandenburg haben das Projekt mit 500 0 00 Euro bezuschusst. Kinostart ist am 26. November.

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