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Keine Spur von Elias aus Potsdam: Suche geht am Freitag weiter: Nuthe wird mit Bagger durchkämmt

Seit über einer Woche wird der sechs Jahre alte Elias aus Potsdam vermisst. Am Donnerstag untersuchten Einsatzkräfte mit einem Bagger die Nuthe, ohne Ergebnis. Am Freitag wollen sie weitermachen.

Potsdam - Stück für Stück: Die Ermittler suchten auch am Donnerstag weiter nach Elias und nahmen dafür einen Teil der Nuthe im Stadtteil Schlaatz noch einmal genauer ins Visier. In den vergangenen Tagen haben dort immer wieder Leichenspürhunde angeschlagen. Das müsse aber nicht heißen, dass es sich bei der Spur um den vermissten Elias handelt, schilderte die Polizei.

Seit einer Woche durchsuchten deshalb mehrmals Taucher das Flüsschen, auch das Ufergebiet wurde häufiger durchforstet. Bisher ergebnislos. Deswegen erhofften sich die Einsatzkräfte von dem Baggereinsatz mehr. Am Donnerstagvormittag wurde ein Bagger des Technischen Hilfswerks zu Wasser gelassen. Mit diesem wurde Schlamm auf die blauen Schwimmplattformen abgeladen, ein Spürhund schnüffelte daran. Weil er aber bei keiner Ladung anschlug, wurde der Schlamm wieder zurück ins Wasser geschoben. So untersuchten die Ermittler stromabwärts Meter für Meter den Schlamm. 

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Die Arbeiten sollten laut Deutscher Presseagentur am Abend unterbrochen werden, wie ein Polizeisprecher sagte. Vermutlich würden sie am Freitag fortgesetzt.

Suche nach Elias: Polizei ermittelt in drei Richtungen

Die Polizei ermittelt weiterhin in drei Richtungen, wie sie kürzlich auf ihrer Pressekonferenz am Dienstag darstellten: Unglück, Ausreißer, Verbrechen. Wie Polizeisprecher Heiko Schmidt gegenüber dem Lokalsender Stadtfernsehen Brandenburg sagte, werde es allerdings jeden Tag unwahrscheinlicher, dass Elias ausgerissen sei. Um die Unglücksversion auszuschließen oder gar zu bestätigen, durchsuchten die Ermittler erneut die Nuthe. "Auch wenn es sehr traurig ist", ergänzt Schmidt. Die dritte Version dürfe aber dennoch nicht außer Acht gelassen werden.

Im Einsatz waren wieder insgsamt 170 Beamte. Geprüft wird weiter, ob es einen Zusammenhang mit der Anfang Mai in Stendal (Sachsen-Anhalt) verschwundenen fünfjährigen Inga gibt. Nach ihr war Anfang vergangener Woche auch in Potsdam gesucht worden.

Viele Hinweise nach "Aktenzeichen XY ungelöst"

Nach der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" am Mittwochabend hat die Potsdamer Polizei in der Nacht etwa doppelt so viele Hinweise als sonst auf den vermissten Elias erhalten. Eine Zahl nannte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen jedoch nicht. In der Sendung war ein Foto des seit acht Tagen vermissten sechs Jahre alten Jungen gezeigt und um Mithilfe bei der Suche gebeten worden. Die Hinweise der Anrufer würden darauf nun geprüft, ob es eine konkrete Spur auf den Verbleib des Jungen gebe, sagte der Sprecher. Bis Mittwoch hatte es insgesamt mehr als 430 Hinweise auf Elias gegeben. Rund fünf Millionen Zuschauer sind pro Ausgabe dabei, nach Angaben der Redaktion werden etwa 40 Prozent der Fälle aufgeklärt.

Bis zum Donnerstagnachmittag sind insgesamt mehr als 500 Hinweise vonseiten der Bevölkerung eingegangen.

Elias ist seit einer Woche verschwunden

Die Lage am Mittwoch, eine Woche nach dem Verschwinden von Elias: An einer verwitterten Bank auf einem kleinen Spielplatz hängt ein Zettel mit der traurigen Nachricht: "Vermisst". Ganz in der Nähe laufen Kinder aus einer Grundschule im Potsdamer Stadtteil Schlaatz, andere tollen lärmend auf der Straße. In Brandenburg gibt es am Mittwoch Zeugnisse, für viele Kinder beginnen die Ferien. Der kleine Elias war in der ersten Klasse, als er vor genau einer Woche verschwand. Er wollte draußen Spielen gehen - seitdem gibt es keine Spur mehr von ihm. Genauso wie bei der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt, die seit Anfang Mai verschwunden ist.

Auch am Mittwoch suchte die Polizei erneut in Schlaatz nach Elias. Spürhunde waren im Einsatz, Polizisten durchkämmten noch einmal das Flüsschen Nuthe und das Ufer. Regenwasserschächte wurden mit Kameras abgesucht. Außerdem gruben Polizisten einen Sandkasten vollständig aus. Die Kriminalisten hätten Hinweise erhalten, dass Elias dort etwas vergraben habe vor seinem Verschwinden, hieß es. Die Beamten hätten aber lediglich eine Schaufel gefunden, sagte Sprecher Koppe.

Immer mehr Hinweise zu Elias gehen ein, über 200 Stunden Videomaterial von Überwachungskameras an Supermärkten, Tankstellen sowie in Bussen und Bahnen hat die Polizei ausgewertet. Auch am Mittwoch suchen Polizisten im angrenzenden Auengebiet des Flüsschens Nuthe, zwischen Schilf, Gras, Bäumen und Büschen. Ausgerüstet mit langen Stangen staken sie durch das brackige Wasser. Ein Spürhund schnüffelt am Ufer entlang. Es werde weitergesucht, "solange es notwendig ist", betont Polizeisprecher Christoph Koppe.

500 freiwillige Helfer suchten am Anfang nach Elias

Am Bürgerhaus in dem Plattenbauviertel steht das Zelt der freiwilligen Helfer. "Einsatzleitung Elias" heißt es dort. Sandwiches werden geschmiert, Wasserflaschen stapeln sich, in Kisten liegen Warnwesten in Neonfarben, auf den Tischen Karten der Gegend. Zu Beginn kamen etwa 500 Leute, wie Organisationsleiterin Gaby Franz sagt. "Wir sind überrollt worden."

Am Mittwoch warten ein paar Helfer, dass der nächste Trupp sich auf die Suche nach Elias macht. "Er muss gefunden werden", sagt der 46-jährige Ingo Lück. Andere Helfer wollen sich nicht - mehr - äußern. Mittlerweile gab es auch Kritik an der Arbeit der Freiwilligen. Sie haben dennoch entschieden: "Wir machen weiter", wie Franz sagt.

Polizei: Alle Keller wurden abgesucht

Eine Anwohnerin kommt vorbei, um einen Tipp loszuwerden: Vielleicht sei Elias in ein defektes Kellerfenster gefallen, es gebe in den Gebäuden so viele Keller, und die Polizei habe gar nicht alle abgesucht, sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Dem widerspricht die Polizei. Natürlich seien alle Keller abgesucht worden, betont Sprecher Koppe. Mehr als 400 Hinweise hat die Polizei bisher erhalten. Viele müssten noch abgearbeitet werden.

400 Hinweise - Fluch und Segen zugleich

Die große Anzahl von Hinweisen aus der Bevölkerung sieht der Kriminologe Rudolf Egg als "Fluch und Segen" zugleich. "Die Polizei muss jedem Hinweis nachgehen, denn darunter könnte ja doch dieses eine Goldkörnchen sein, was zur Auffindung des verschwundenen Jungen führt. Die Polizeiarbeit ist hier wie in vielen andern Fällen auch Knochenarbeit."

"Die Polizei kann, glaube ich, nicht mehr tun, als sie jetzt schon tut", sagt der Kriminalpsychologe. "Und irgendwann, wenn es keine neuen Hinweise mehr gibt, muss man einfach abwarten. Die Hoffnung, so klein sie auch sein mag, ist nicht gleich Null." (mit dpa)

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