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In der Potsdamer Löwenvilla gründete sich der Industrieclub.

© Andreas Klaer

Industrieclub Potsdam: Vermittler zwischen Wirtschaft und Politik

Der Potsdamer Industrieclub wird 20 Jahre alt – und hat seine erste Dependance eröffnet.

Von Helena Davenport

Nauener Vorstadt - Vier Themenfeldern hat sich der Industrieclub Potsdam „Christian Peter Wilhelm Beuth“ e. V. seit seiner Gründung 1998 verschrieben: der Politik, der Wissenschaft, der Kultur und in erster Linie der Wirtschaft. Alle vier Felder miteinander zu verzahnen, den Austausch zwischen den einzelnen Bereichen zu fördern und dabei selbst die Belange der Wirtschaft zu vertreten – das war der gemeinsame Gedanke von Cord Schwartau, damals Referatsleiter im Brandenburger Wirtschaftsministerium, und dem Verleger Jürgen Strauss, als beide den Industrieclub ins Leben riefen. 

„Wir wollten uns über gemeinsame Ideen verständigen und diese in die Gesellschaft einbringen“, erzählt Strauss. 20 Jahre ist das jetzt her. Am heutigen Donnerstag feiert der Verein mit Sitz in der Hebbelstraße 36 Geburtstag. Im kleinen Kreis soll dieser begangen werden, der Austausch soll – wie im Club üblich – im Vordergrund stehen.

Das Ziel: Mehr Gespräche in Brandenburg

„Unser Ziel ist es, für mehr Gespräche in Brandenburg zu sorgen“, sagt Richard Gaul. Seit November 2017 ist der ehemalige BMW-Kommunikationschef Vorstandsvorsitzender des Industrieclubs. Aktuell hat der Verein 60 Mitglieder, darunter lediglich fünf Frauen. Von Zeit zu Zeit lädt er sich Gäste ein – Persönlichkeiten, wie etwa die Intendantin des rbb, die Leiter von Forschungseinrichtungen oder den neuen Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Letzterer habe nur zehn Minuten für ein anfängliches Statement gehabt, anschließend habe ein offenes Gespräch stattgefunden, so Gaul. „Bei Veranstaltungen, die einen offiziellen Charakter haben, herrscht zu viel Distanz, als dass Unterhaltungen dieser Art zustande kommen würden“, sagt Jürgen Strauss, der in Potsdam den Verlag Strauss Medien führt. Der Club habe da einen eindeutigen Vorteil, dort könnten Gespräche in lockerer Atmosphäre stattfinden.

Von der Löwenvilla zog der Club in die Villa Arnim

Zwischen 2000 und 2004 erlebte der Club sein Hoch. Rund 120 Mitglieder zählte er da. 2003 zog er von der Potsdamer Löwenvilla in die Villa Arnim, gegenüber des Eingangs zum Park Sanssouci. In der Foyeretage fanden die Clubtreffen statt. Es habe viele neue Impulse gegeben, Interessierte kamen und gingen, erzählt Strauss. Auch große Unternehmen seien vertreten gewesen, wie beispielsweise das Studio Babelsberg, aber auch Firmen von weiter her. „Von denen konnten wir gut lernen“, so Strauss. Und die größeren Unternehmen hätten wiederum von den Potsdamern mehr über die Region lernen können.

2013 konnte der Club die Miete nicht mehr stemmen und zog wieder aus der noblen Villa aus. Es sei ein Anliegen des Clubs gewesen, flexibler zu sein, sagt Strauss. Einige Mitglieder hätten das nicht gut gefunden. Einen festen Sitz fand der Verein erst Anfang 2017 wieder.

Eine Dependance in Eisenhüttenstadt

„Wir sind größer als Stanford“, sagt Richard Gaul in Bezug auf den Wissenschaftsstandort Brandenburg. Es gebe in Brandenburg zwar viele verlassene Landstriche, aber ein hohes Potenzial. „Das wird nur zu wenig kommuniziert“, findet der Ökonom. Damit noch mehr Austausch zustande kommt, hat der Industrieclub im August seine erste Dependance in Eisenhüttenstadt eröffnet. Gaul spricht von einem Pilotprojekt. Man müsse zunächst schauen, ob es funktioniert, dann könne man über weitere Ableger nach Potsdamer Vorbild nachdenken, so der Vorstandsvorsitzende. Über einen Club in Ludwigsfelde denke man beispielsweise gerade nach. Bisher hat die Dependance, gegründet von Norbert Schenk, Geschäftsführer von Preussenglas, zehn Mitglieder. „Es gibt noch unglaublich viel zu tun“, sagt Gaul.

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