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Deutsch-polnische Zugverbindung, Bahnhof Kattowitz

© privat / privat

Deutsch-polnischer Bahngipfel in Potsdam: Mehr Züge zwischen Berlin und Polen

Nach Warschau, Breslau und Krakau sollen künftig mehr Bahnen fahren. Scharfe Kritik an der Bundesregierung übte Sachsens Ministerpräsident.

Zwischen Deutschland und Polen soll es bald zwei Fernzüge mehr geben: Auf der Strecke zwischen Berlin und Warschau soll ein weiteres Eurocity-Paar verkehren. Und zwischen Berlin, Breslau, Krakau und dem an der ukrainischen Grenze gelegenen Przemysl soll ein zweites Intercity-Zugpaar auf die Reise geschickt werden. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des fünften Deutsch-Polnischen Bahngipfels, der am Mittwoch im Potsdamer Kaiserbahnhof stattfand.

Zunächst schien es, als würde zwischen den beiden Nachbarstaaten eitel Sonnenschein herrschen. Zwischen Deutschland und Polen müssten neue Brücken gebaut werden, sagte etwa der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer (FDP). Es müssten mehr Menschen und Güter auf die Schiene gebracht werden.

Bahn wichtig für Gütertransport in die Ukraine

Und sein polnischer Amtskollege Andrzej Bittel sprach von einer guten Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen beim Eisenbahnverkehr. Sie hätten auf dem Gipfel auch über die Bahnstrecken von Berlin nach Stettin und Küstrin sowie nach Görlitz gesprochen, und seien sich einig, die Zusammenarbeit verbessern zu wollen. Zudem hoben beide die Bedeutung der Bahn für den Gütertransport in die von Russland angegriffene Ukraine hervor.

2030
will die Bundesregierung die Fahrgastzahlen im Schienenverkehr verdoppeln

Doch als die Reihe an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kam, war es mit der guten Laune im Kaiserbahnhof vorbei. Der konservative CDU-Politiker las vor allem der Ampelkoalition im Bund die Leviten. Diese wolle eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Schienenverkehr bis 2030 erreichen, sagte Kretschmer. Doch Pläne für den Ausbau wichtiger Strecken, etwa von Berlin über Cottbus nach Görlitz, lägen auf Eis. „Aber wo sind die Fahrpläne dafür?“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Brandenburgs Landeschef Dietmar Woidke (SPD/r.) nahmen am 5. Deutsch-Polnischen Bahngipfel im Kaiserbahnhof teil.

© dpa / Jens Kalaene

Kretschmer wirft der Bundesregierung „Sonntagsreden“ vor

In „Sonntagsreden“ werde immer wieder versprochen, das Schienennetz auszubauen. „Aber so geht das nicht weiter“, sagt Kretschmer. Unter der aktuellen Bundesregierung sei „nichts, aber auch gar nichts“ in diesem Bereich passiert. Sachsens Ministerpräsident forderte, die Planer für den Ausbau der Bahnlinien von Bonn nach Cottbus oder Görlitz zu holen.

Denn der neue Zug von Berlin in Richtung Oberschlesien fährt ebenfalls über Frankfurt (Oder) und nicht über den Grenzübergang in Forst. Das konnte auch dem Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), dessen Heimat bekanntlich ein Dorf in der Nähe von Forst ist, nicht gefallen. Mit dem Land Sachsen sei die Mark sich einig, dass es zwischen Berlin und Görlitz eine ICE-Strecke geben müsse, die dann weiter nach Polen geführt werden solle, sagte Woidke.

Eingleisige Bahnlinie mit Technik aus der Kaiserzeit

Heute indes ist diese Verbindung ab Lübbenau eingleisig. Und ab Cottbus nach Süden ist sie nicht einmal elektrifiziert: Stattdessen gibt es dort eine eingleisige Bahnlinie mit Technik aus der Kaiserzeit – ein Paradies für Eisenbahnfans, aber nichts für den schnellen Fernverkehr. Zudem sprach sich Woidke für einen Ausbau der Ostbahn zwischen Berlin und Küstrin aus: Doch das hatte der Bund in Gestalt von Staatssekretär Michael Theurer unter Verweis darauf, dass es sich bei der Strecke um eine ausschließliche Nahverkehrsverbindung handele, bereits abgelehnt.

Absehbar immerhin sind die Verbesserungen auf der Strecke von Berlin nach Stettin: Das Dauerthema aller bisheriger deutsch-polnischer Bahngipfel soll 2026 Geschichte sein. Dann sollen im Stundentakt Züge zwischen Berlin nach Stettin fahren, teilweise allerdings mit Umsteigen in Angermünde. Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse (SPD) kündigte zudem an, die Strecke zwischen Lübeck, Güstrow, Neubrandenburg und Stettin ausbauen zu wollen. Zudem solle der Umsteigeknoten in Pasewalk ertüchtigt werden.

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