Abfallentsorgung in Potsdam: Die Müllsheriffs greifen durch

Auf der Jagd nach Biomüll-Sündern haben Rathausmitarbeiter schon Hunderte Mülltonnen und Komposthaufen kontrolliert. Das Ordnungsamt hat eine Bilanz der Vor-Ort-Kontrollen gezogen, ob Potsdamer nach Einführung der Biotonne auch richtig ihren Müll trennen. Auf PNN-Anfrage teilte ein Stadtsprecher mit, bisher seien rund 800 Grundstücke kontrolliert worden. Dabei geht es vor allem um Eigentümer, die eine kostengünstigere Eigenkompostierung angemeldet haben, statt die seit Januar erhältliche Biotonne zu nutzen. Bei den Kontrollen wird stichprobenartig untersucht, ob die schwarzen Restabfallbehälter auch für Bioabfälle genutzt werden, um so Geld zu sparen.

Und tatsächlich: Bei etwa 20 Prozent der nun kontrollierten 800 Eigenkompostierer seien Bioabfälle in den Restabfalltonnen entdeckt worden, so der Rathaussprecher. „Den Verursachern wurde ein gelbes Informationsblatt mit einem entsprechenden Hinweis zum Fehlverhalten in den Briefkasten gesteckt“, sagte er. Das Entsorgen von Bioabfällen über den Restabfall stelle eine Ordnungswidrigkeit dar und könne bei Wiederholung zum Widerruf der Genehmigung zur Eigenkompostierung führen. „Entsprechende Nachkontrollen sind geplant“, sagte der Sprecher weiter. Ebenso drohen empfindliche Strafen: Laut Abfall-Satzung sind im Bereich Müll bis zu 50 000 Euro Strafe möglich.

Etwa 6300 Eigenkompostierer in Potsdam

Die Kontrollen würden vom Ordnungsamt im Rahmen der „regulären Aufgaben“ durchgeführt, hieß es. Es werde kein zusätzliches Personal eingesetzt. Die Untersuchungen sind auch noch lange nicht vorbei: Für etwa 6300 Grundstücke in Potsdam sei eine Eigenkompostierung angemeldet worden. Im Mai hatte die Stadtverwaltung die Kontrollen publik gemacht mit dem Hinweis: „Eigenkompostierer, die feststellen, dass sie die Verwertung ihrer Bioabfälle nicht vollständig selbst realisieren können, können jederzeit eine Biotonne beim Bereich Abfallentsorgung anmelden.“ Für Fragen sei eine Hotline unter Tel.: (0331) 289 33 31 montags bis freitags von 9 und 16 Uhr geschaltet.

Auch die Politik hat das Thema erkannt: Nach Bürgerbeschwerden wegen der Kontrollen hat die alternative Fraktion Die Andere diese Woche bereits eine Kleine Anfrage gestellt. Die Andere will wissen, wie viele Kilometer für die Einsätze mit den Dienstfahrzeugen der Behörde gefahren wurden. Die Einführung der Biotonne sorgte ohnehin für Wirbel in Potsdam. Zunächst waren die Müllgebühren deutlich gestiegen. Allerdings hatten die Stadtverordneten darauf bestanden, noch einmal neu zu kalkulieren. Das führte dann zu einer Preissenkung und damit zu etwas günstigeren Müllgebühren. Daraufhin erhielten alle Grundstücksbesitzer und Hausverwaltungen in Potsdam neue Gebührenbescheide.

Ariane Lemme über den großen Müll-Angriff - ein Kommentar >>