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ATLAS: Sonst nix los?

Fast mag man lachen, über die putzige Gründlichkeit, mit der das Potsdamer Ordnungsamt vorgeht – und in die Mülltonnen der Bürger guckt. Gleichzeitig erschrickt man auch ein wenig.

Fast mag man lachen, über die putzige Gründlichkeit, mit der das Potsdamer Ordnungsamt vorgeht – und in die Mülltonnen der Bürger guckt. Gleichzeitig erschrickt man auch ein wenig. Den Müll inspizieren, das ist irgendwie auch ein seltsamer Eingriff in die Privatsphäre. Und zumindest stellt man sich die Frage, inwieweit der hier gerechtfertigt ist. Es geht schließlich weder um Terrorismusbekämpfung noch um Steuervergehen – sondern um Biomüll. Nun ist es keine schlechte Sache, den Müll zu trennen – dafür gibt es die Biotonne. Die kostet mehr Gebühren als eine eigene Kompostanlage. Logisch also, dass viele Eigentümer die Eigenkompostierung der Bio-Tonne vorgezogen haben. Um dann das System glatt zu hintergehen: 800 Grundstücke haben die Ordnungsamtsmitarbeiter inzwischen kontrolliert, bei etwa 20 Prozent der Eigenkompostierer haben sie Bioabfälle in der Restmülltonne entdeckt. Eine Ordnungswidrigkeit, klar. Und ebenfalls klar: Es ist falsch, zum eigenen Vorteil oder aus Bequemlichkeit das Allgemeinwohl zu gefährden. Aber noch mal: Es geht hier nicht um Steuerhinterziehung, sondern um die richtige Mülltrennung. Wie groß der Schaden von Bio- im Restmüll für die Öffentlichkeit auch sein mag, er steht wohl kaum im Verhältnis zu einer derart zudringlichen Überwachung der Bürger. Einzig positiver Aspekt hierbei: Offenbar hat Potsdam keine nennenswerten echten Probleme – wenn das Ordnungsamt hierfür Zeit hat.

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