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ARCHIV - 12.04.2021, Baden-Württemberg, Heitersheim: Stühle stehen auf Tischen in einem leeren Klassenzimmer einer Realschule. Die Gewerkschaft befürchtet eine Abwanderungswelle von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. Für eine bessere Bezahlung von Grundschullehrkräften will sie in der Nähe des Landtags in Stuttgart demonstrieren. (zu dpa: «Gewerkschaft demonstriert für mehr Geld für Grundschullehrkräfte») Foto: Philipp von Ditfurth/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Philipp von Ditfurth

Nach Brandbrief von Brandenburger Lehrkräften: Amadeu Antonio Stiftung warnt vor Bagatellisierung rechter Vorfälle an Schulen

Die rechten Vorfälle an einer Schule überraschen Experten der Amadeu Antonio Stiftung nicht. Die Organisation erhofft sich, dass der Brief von Pädagogen aufrüttelt.

Rechte Vorfälle werden an Schulen aus Sicht der Amadeu Antonio Stiftung noch zu oft herunter gespielt. Schulleitungen wiegelten ab und bagatellisierten Vorkommnisse als Dumme-Junge-Streiche, sagte der Sprecher der Stiftung, Lorenz Blumenthaler, der Deutschen Presse-Agentur. Lehrkräfte, die etwa Hakenkreuz-Schmierereien und andere Fälle meldeten, fühlten sich oft allein gelassen. In einem anonymen Brief hatten vor kurzem Lehrkräfte rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule im Spree-Neiße-Kreis und den Umgang damit beklagt.

An vielen Schulen überall in Deutschland kommt es zu rechten Vorfällen. Es dringt aber selten nach außen.

Lorenz Blumenthaler von der Amadeu Antonio Stiftung

Schulleitungen wüssten häufig nicht, wie sie mit Rechtsextremismus im Schulalltag umgehen sollten, sagte Blumenthaler. Zudem sorgten sie sich um den Ruf der Schule. „An vielen Schulen überall in Deutschland kommt es zu rechten Vorfällen. Es dringt aber selten nach außen.“

Der Brief von Lehrkräften aus dem Spree-Neiße-Kreis kann aus Sicht Blumenthalers eine Chance sein, dass eine offene Debatte angestoßen wird. Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich unter anderem gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagiert, spüre seitdem bereits mehr Beratungsbedarf von Schulen.

Rechtsextreme Vorherrschaft Spree-Neiße-Kreis

Überraschend seien die Schilderungen der Lehrkräfte nicht, meinte Blumenthaler. Es handele sich um einen Landkreis, in dem rechtsextreme Akteur:innen eine starke Vorherrschaft hätten. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hätten zudem dazu beigetragen, dass sich demokratiefeindliche Haltungen noch verstärkten. In Südbrandenburg gibt es eine gewachsene rechte Szene, die AfD hat dort ihre Hochburgen.

Die Stiftung forderte dazu auf, bei rechten Vorfällen so früh wie möglich zu intervenieren, damit rechtsextreme Alltagskultur nicht Fuß fasse. Schulen könnten Präventionsangebote wahrnehmen, Lehrer:innen sich fortbilden zum Umgang mit Rechtsextremismus und gemeinsam mit Schüler:innen ein Leitbild erarbeiten.

In ihrem Brief beklagten die Lehrkräfte unter anderem Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine „Mauer des Schweigens“, schrieben die Pädagog:innen. Es fehle Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik. (dpa)

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