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45. Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ in Potsdam: Nicht perfekt, aber galaktisch

Das 45. Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Potsdamer Filmuniversität steht in diesem Jahr unter dem Motto „S.P.A.C.E“. Insgesamt 115 Filme aus 28 Ländern werden auf Europas größtem Studentenfilmfestival seiner Art gezeigt. Wie im Vorjahr werden über 7000 Besucher erwartet.

Potsdam - Im Spiel ist alles ganz einfach. Ein paar Tasten gedrückt, ein paar Wörter eingegeben und schon kämpft man in einer wilden Fantasywelt gegen böse Mächte und zwingt sie in die Knie. Bis der dunkle Magier Loki die digitale Identität des Abiturienten Jan hackt. Jetzt hört es auf ein Spiel zu sein. Die Suche nach dem Bösewicht verlagert sich vom Bildschirm in die reale Welt – und zusammen mit der etwas verrückten Karo wird das aufregender, als es jedes Videospiel sein könnte. Der Film „Offline – Das Leben ist kein Bonusspiel“ (Regie: Florian Schnell) ist einer von 115 Studentenfilmen aus 28 Ländern, die ab kommendem Mittwoch zum Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Filmuniversität Babelsberg zu sehen sein werden (20.–24. April).

Space: der ganz abgehobene Stoff 

Die Welt, der Raum, das Universum – das 45. Filmfestival der Potsdamer Filmhochschule steht unter dem Motto „S.P.A.C.E.“. Und damit meinen die studentischen Veranstalter nicht nur den Raum, den man zusammen mit über 70 eingeladenen internationalen Gästen, den hiesigen Filmemachern und dem lokalen Publikum zum Austausch nutzen will. Gemeint ist auch der Weltraum, Science-Fiction- und Mystery-Filme – der ganz abgehobene Stoff also. „Es wird galaktisch“, kündigt Maximilian Zeh von der Programmgruppe an.

Wie beispielsweise in dem Film „Wir sind die Flut“, der bereits zur diesjährigen Berlinale zu sehen war und dessen Drehbuch die Potsdamer Filmuni-Absolventin Nadine Gottmann geschrieben hat. Dass das Meer in dem Küstenkaff Windholm von einem Tag auf den anderen hinter den Horizont verschwunden ist, mag ein unerwartetes physikalisches Ereignis sein. Dass mit der Flut auch die Kinder aus dem Ort verschwunden sind aber, ist ein beunruhigendes Phänomen. Letztlich kreisen die beiden angehenden Physiker Michael und Jana hier um ihre eigene Geschichte, alles scheint ineinander verwoben – und am Ende geht es mehr um sie als um die Dorfbewohner und ihre verlorenen Kinder.

 Der Einbruch der unbekannten Welten 

Noch deutlicher wird der Einbruch der unbekannten Welten in dem tschechischen Kurzfilm „Leshy“. Die kleine Anna lebt mit ihrem Vater, einem Jäger, in einem alten Haus im Wald. Während der Vater mysteriösen Todesfällen in seinem Jagdgebiet auf der Spur ist, empfängt Anna ein furchterregendes Waldgeschöpf in der Hütte. Sie schließt Freundschaft mit dem blutrünstigen Monster. Doch der Vater macht kurzen Prozess mit ihm – ohne auf seine Tochter zu hören. Das hätte er aber besser, denn so verliert er sie an die unbekannten Mächte im Wald.

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Es sei keine leichte Aufgabe gewesen, aus den über 3500 eingereichten Filmen 115 für das Programm herauszusuchen, erzählt Lea Busch vom „Sehsüchte“- Team. Ganze 70 Tage habe die neunköpfige Programmgruppe dafür gebraucht. „Ohne das Kill-your-darling-Prinzip wäre das nicht möglich gewesen“, beschreibt sie den strengen Auswahlprozess. Die letzte Wahl haben nun die Juroren, in 13 Sektionen wählen sie die besten Filme aus. Dabei gehe es nicht um Perfektion, sondern darum, ein Potenzial in den Filmen zu erkennen, erklärte Nachwuchsregisseurin Theresa von Eltz. Im vergangenen Jahr war sie mit ihrem Coming-of- Age-Drama „4 Könige“ bekannt geworden, mit vier Kollegen sucht sie nun für die „Sehsüchte“ den besten Langfilm aus. Mit dem, was sie bisher gesehen hat, ist die Regisseurin zufrieden: Die Filme würden auf sehr unterschiedliche Weise zeigen, wie man Geschichten erzählen kann. Aber dennoch: „Man hätte noch etwas mutiger sein können“, findet sie. Als Nachwuchsfilmerin kenne sie natürlich die Zwänge der Filmindustrie. Doch für das Festival gehe es letztlich darum, den Mut zu belohnen. Ihr Jury-Kollege Klemens Becker, Hollywood-Kameramann, der einst auch in Babelsberg studiert hat, bringt es auf den Punkt: „Der Preis wird an jemanden gehen, von dem wir gerne den nächsten Film sehen wollen.“

Zurück zu den Wurzeln

Das Festival selbst will dieses Mal zurück zu den Wurzeln. Während man im Vorjahr noch die Betonung als Publikumsfestival im Sinn hatte, will man nun wieder studentischer werden. „Jung, kreativ und auch mal anecken“, wie Lea Busch sagt. Und wenn dabei etwas schieflaufen sollte, sei das auch nicht so schlimm. „Perfektionismus kann auch Chancen verbauen“, meint sie. Das breite Publikum sei aber trotz allem studentischen Furors willkommen, ergänzte Festivalleiterin Charlotte Keuer.

34 der diesjährigen Filme kommen aus Deutschland, die restlichen 81 aus der ganzen Welt, unter anderem aus Indien, Russland und China – und wie in den Vorjahren ist auch Israel wieder stark vertreten. Hinzu kommt ein Schwerpunkt Berlin- Brandenburg, darunter auch Filme von Studenten der Potsdamer Filmuni.

Und im Space? Da liegen Antworten auf die letzten Fragen. In dem Animationsfilm „The Centre“ schickt der belgische Nachwuchsfilmer Robin Sinnaeve einen Forscher in das Zentrum des Universums. Was er dort findet? Nicht gerade den heiligen Gral, vielmehr eine ordinäre Schaltzentrale. Hier kann man an der Erscheinung der Welt ein wenig herumschalten: aus Sommer Winter oder Planeten eckig machen – und am Ende das Licht ganz ausschalten.

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Das 45. "Sehsüchte"-Festival vom 20. bis zum 24. April an der Filmuniversität Babelsberg. 

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