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Eine Spritze mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson

© IMAGO/USA TODAY Network/Ryan Garza

„Die Probleme werden totgeschwiegen“: Post-Vac-Experte fordert sachliche Aufarbeitung von Impfschäden

Kardiologe Bernhard Schieffer kritisiert fehlende politische Unterstützung bei der Aufarbeitung von Schäden nach der Coronaimpfung. Auch würden die Fälle nicht sauber dokumentiert werden.

Der Marburger Kardiologe Bernhard Schieffer hat mangelnden politischen Willen zur Aufarbeitung von möglichen Impfschäden kritisiert. „Die Probleme werden totgeschwiegen und auch wir bekommen Null Komma Null Unterstützung“, sagte er im Gespräch mit dem „Spiegel“.

Die Debatte über Post-Vac werde zu emotional geführt, anstatt zunächst für eine wissenschaftliche Datengrundlage zu sorgen. Um Betroffene bestmöglich zu versorgen, schlägt er die Einrichtung einer Taskforce und bundesweit vernetzter Zentren vor.

„Ich sehe täglich in unserer Klinik Patientinnen und Patienten, die nachweislich an Langzeitsymptomen der Impfung leiden“, so Schieffer. „Es gibt sie also definitiv.“ Wie viele es bundesweit seien, könne er aber nicht sagen. Die Fälle würden nicht sauber dokumentiert werden.

Vorwurf: Gesundheitsministerium habe sich nicht ausreichend gekümmert

Der Kardiologe wirft dem Gesundheitsministerium und Minister Karl Lauterbach vor, sich nicht ausreichend darum gekümmert zu haben. „Lange galten jegliche Komplikationen rund um die Covid-19-Impfungen als Tabu“, so Schieffer. Dabei sei „bereits seit mehr als einem Jahr bekannt, dass es Impfnebenwirkungen gibt, die in der Symptomatik Long Covid ähneln.“

Die Universitätsklinik Gießen-Marburg gilt bei Menschen mit Verdacht auf Langzeitfolgen durch die Corona-Impfung als eine der einzigen Anlaufstellen in Deutschland. „Die Betroffenen, die zu uns kommen, sind vorwiegend junge Menschen, zwischen 20 und 50 Jahren. Drei Viertel von ihnen sind Frauen“, sagte Schieffer dem „Spiegel“.

Er betont allerdings: „Der Großteil der Menschen, die in unser Zentrum kommen, leidet unter Langzeitfolgen von Covid-19. Es sind im Vergleich nur sehr wenige, die von Post-Vac betroffen sind.“

Melderate für schwerwiegende Nebenwirkungen: 0,27 pro 1000 Impfdosen

Bis zum 8. April wurden in Deutschland nach Angaben des Gesundheitsministeriums 192,2 Millionen Impfdosen verabreicht. Schäden gelten als sehr selten. Laut dem Paul-Ehrlich-Institut beträgt die Melderate für schwerwiegende Nebenwirkungen 0,27 pro 1000 Impfdosen. 

Die „Welt am Sonntag“ berichtete im Februar, dass bislang 253 Anträge auf Entschädigung wegen einer schweren unerwünschten Nebenwirkung der Covid-19-Impfung bewilligt wurden. Das hätte eine eigene bundesweite Umfrage bei den Versorgungsämtern der Länder ergeben. Deutschlandweit wurden nach Angaben von Anwälten mindestens 185 Zivilklagen wegen Impfschäden angestrengt. (Tsp)

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