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Ana Tiemi Takagui steht vor ihrem letzten Spiel für den SC Potsdam.

© imago images/foto2press

SC Potsdam will den ersten nationalen Titel: Zum Abschied ein Finale für Ana Tiemi Takagui

Die Brasilianerin Ana Tiemi Takagui spielt ein letztes Mal für die Volleyballerinnen des SC Potsdam - und das im ersten Pokalfinale der Klubgeschichte.

Für die eine ist ein Schlussakkord, für die anderen soll es das erste Kapitel einer Titel-Geschichte sein. Wenn die Volleyballerinnen des SC Potsdam am Sonntag zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im deutschen Pokalfinale stehen und mit einem Sieg den ersten nationalen Titel für den Klub einfahren können, ist es für Ana Tiemi Takagui das letzte Spiel im SC-Dress. Die 33-Jährige kehrt danach zurück in ihre brasilianische Heimat – eher als gedacht, denn der SC Potsdam hatte die Top-Zuspielerin für die gesamte Saison verpflichtet. Doch nach vier Jahren in Europa war das Heimweh so groß, dass Takagui um eine vorzeitige Vertragsauflösung bat.

Das Pokalfinale gegen den SSC Schwerin am Sonntag (14.45 Uhr, live auf Sport 1) aber wollte sie noch spielen und ihrem Verein einen letzten Dienst erweisen. Denn ihre Nachfolgerin auf der Zuspielposition, Jennifer Nogueras, die seit ihrer Verpflichtung Anfang Januar bereits alle Liga-Spiele bestritten hat, darf im Pokal nicht spielen. Laut Regelwerk dürfen nur Spielerinnen eingesetzt werden, die auch im Halbfinale im Kader standen. „Wir sind sehr dankbar, dass uns Ana Tiemi Takagui bei dem wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte unterstützt, das rechnen wir ihr hoch an", sagt SC-Sprecher Gerhard Pohl.

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Die 1,88 Meter große Ana Tiemi Takagui spielte einige Jahre in Europa, unter anderem in der Türkei, Rumänien, Frankreich und Ungarn. Zwischendrin war sie in ihrer Heimat aktiv, wo sie einmal die Meisterschaft gewann und zweimal Pokalsiegerin wurde. Die Erfahrung und Klasse der einstigen brasilianischen Nationalspielerin wird die Mannschaft von Trainer Guillermo Naranjo Hernández gegen den sechsmaligen Pokalsieger aus Schwerin sicher gebrauchen können. Die letzten vier Spiele gegen die Mecklenburgerinnen gingen jeweils über die Maximaldistanz von fünf Sätzen, sodass Schwerins Trainer Felix Koslowski auch für den kommenden Sonntag „ein sehr, sehr spannendes Spiel auf Augenhöhe“ erwartet.

Einem kurzen Belastungstest ihrer Nerven haben sich die Potsdamer Spielerinnen am vergangenen Mittwoch noch einmal unterzogen, als sie sich beim letztlich klaren 3:0-Liga-Erfolg in Straubing von einem Vier-Punkte-Rückstand kurz vor Ende des ersten Satzes nicht aus dem Konzept bringen ließen und auch im dritten Satz beim 22:22 konzentriert die letzten drei Punkte zum Matchgewinn machten.

Überhaupt ist der SC Potsdam nach einer schwierigen Phase im vorigen Dezember mit vier Niederlagen in Folge in der Bundesliga in beeindruckender Manier zurück in die Erfolgsspur gekommen und hat vor allem vor einer Woche mit einem klaren 3:0-Sieg beim Tabellenzweiten MTV Stuttgart ordentlich Selbstvertrauen für das Pokalfinale in Mannheim getankt, was Hernández bestätigt: „Wir wissen, was wir können.“ Der Spanier ist heiß, mit und für Potsdam den ersten Titel zu gewinnen. „Für den Verein wäre es großartig“, sagt der 43-Jährige.

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Das Finale ist Lohn für eine stetige Entwicklung und intensive Arbeit, die beim SC Potsdam seit dem Bundesligaaufstieg 2009 geleistet wird. Über Jahre wurden die Strukturen mehr und mehr professionalisiert und Erfahrungen gesammelt und vor allem genutzt, um ein Team aufzubauen, das sowohl spielerisch wie auch charakterlich harmoniert. Dass nun der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung in leerer Halle ohne Fans und Zuschauer stattfindet, hat für SC-Sportdirektor Toni Rieger einen bitteren Beigeschmack: „Wir können nicht davon profitieren“, sagte er.

Die Kapitänin der Potsdamerinnen, Antonia Stautz, indes spürt ein gewachsenes mediales Interesse, seit Wochen verschärft sich der Fokus auf das Endspiel in Mannheim. Auch ohne Publikum werden Willen und Leidenschaft groß genug sein, das erste erfolgreiche Titel-Kapitel des SC Potsdam zu schreiben. „Emotionen werden wichtig sein“, sagt auch Schwerins Libera Anna Pogany. Und vielleicht wird der letzte Auftritt von Ana Tiemi Takagui für ihr Potsdamer Team der entscheidende emotionale Kick sein, den es zum Erfolg braucht.

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