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Sie sind die Zukunft. Junge Spieler wie Adulkadir Beyazit (r.) und Leonard Koch sollen den Umbruch beim Babelsberger Fußball-Regionalligisten prägen.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Die Chance des Umbruchs

Es sind klangvolle Namen, die den Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 zur neuen Saison verlassen. Für Trainer Almedin Civa ist das aber kein Grund, in Panik zu verfallen.

Potsdam - Dass am Ende einer Fußball-Saison das Wechselkarussell an Fahrt gewinnt, ist fast schon ein Naturgesetz. Das gilt auch für den SV Babelsberg 03. Als nach dem letzten Spieltag am vergangenen Samstag nahezu die halbe Stamm-Elf der vergangenen Spielzeit ihren Abschied vom Babelsberger Park verkündete, vertieften sich bei dem einen oder anderen Fan die Sorgenfalten. Ohne Zweifel: Bilal Cubukcu, Ugurtan Cepni, Matthias Steinborn, Laurin von Piechowski und auch Erdal Akdari sind keine No-Names in der Regionalliga Nordost. Wenn die auf den Transferlisten auftauchen, lässt das hellhörig werden: Alles in Ordnung bei Nulldrei?

Die Antworten liegen auf der Hand. Der SVB befindet sich mitten drin im Prozess, sich zu konsolidieren und zu stabilisieren. Das Budget ist klein, die Träume der Spieler indes groß. Er wolle unbedingt noch einmal dritte Liga spielen, sagt Cepni, der sich mit fast 34 Jahren auf der Zielgeraden seiner Karriere befindet und weiß, dass es beim SVB womöglich noch eine Weile dauert bis zur nötigen – auch wirtschaftlichen – Konkurrenzfähigkeit. Von Cubukcu ist es kein Geheimnis, dass er sich in höhere Ligen sehnt und dafür in die Türkei wechseln würde. Jetzt gehen beide zum BFC Dynamo, wo ihnen versichert wurde, ernsthaft um den Aufstieg mitspielen zu wollen. Von Piechowski ist drittligareif und wird zurecht seine Chance nutzen, genauso wie Steinborn zugreift bei einem finanziell attraktiven Angebot.

Civa möchte Erfolg "über den richtigen Weg"

Finanzielle Versprechungen und Drittliga-Verheißungen nimmt Almedin Civa nicht in den Mund. „Natürlich hätte ich die Spieler gern behalten“, sagt der Sportliche Leiter und Trainer in Personalunion. Er hatte Verständnis für sie, als sie in den zurückliegenden Vertragsverhandlungen mehr Geld wollten, „schließlich haben sie auch Leistung gebracht“, sagt er mit Blick auf den fünften Platz zum Saisonende. Aber es wäre unglaubwürdig und fahrlässig, würde er den Spielern mehr Honorar versprechen. Und klar: Auch der SVB will in Liga drei, „aber über den richtigen Weg“, so Civa. Und der ist nicht mit vielen Euro markiert. Schon die vergangene Saison sei ein immenser Kraftakt gewesen, um den Kader zusammenzustellen, mit dem ein guter Saisonabschluss geschafft wurde – der aber 20 Punkte weniger erspielte als Staffelsieger Jena.

„Ich habe eine Verantwortung für den Verein“, sagt Civa, der schon als Spieler für Nulldrei ackerte und das jetzt in seiner Doppelfunktion tut. Als Sportlicher Leiter könne er keine Spieler verpflichten, wenn der Preis zu hoch ist. Und als Coach werde er versuchen, das vorhandene Potenzial so gut es geht zu entwickeln. „Die Spieler, die da sind, haben Qualität“, sagt Civa – und nunmehr vor allem die Möglichkeit, diese zu zeigen und zu entwickeln. „Ja“, räumt er ein, „es ist ein Umbruch“, der Zeit und Geduld erfordern werde. „Aber es ist eine Chance für die jungen Spieler, für mich und den Verein“, sagt der 45-Jährige

Viel Geld garantiert keinen Aufstieg

Dass Geld nicht gleichzeitig sportlichen Erfolg bedeutet, ist auch in der Regionalliga bewiesen worden. In der zurückliegenden Saison am eindrucksvollsten durch den FSV Wacker Nordhausen, der mit einem 2,5-Millionen-Etat, gestandenen Erst- und Zweitliga-Profis sowie ganz klaren Aufstiegsambitionen gestartet war und mit Platz sieben das Ziel mehr als deutlich verfehlte. Die TSG Neustrelitz scheiterte vor zwei Jahren in der Relegation am Aufstieg – und beendete am vergangenen Sonntag die Saison abgeschlagen mit elf Punkten als Letzter.

Nun sind Civa und der Vorstand des SVB ohnehin weit von finanziellen Abenteuern entfernt, um sich einen sportlichen Erfolg einzukaufen, der spätestens durch den fragwürdigen Relegationsmodus hart geprüft wird: Denn als Meister ist man noch lange nicht aufgestiegen, sondern erst, wenn ein anderer Staffelsieger bezwungen ist. Vielmehr bleibt der Kiezklub nahe seiner Linie, mit dem finanziell Machbaren das sportlich Optimale zu schaffen. „Ich freue mich über jeden, der diesen Weg mit uns geht“, sagt Civa. Und wenn sich Wege trennen, liegt das in der Natur des Fußballgeschäfts.

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