zum Hauptinhalt
Das Stadion sichern. Mit dem Rettungsplan für den SV Babelsberg soll gewährleistet werden, dass auch künftig im „Karli“ Fußball gespielt wird – nicht nur von Regionalligist Nulldrei, sondern auch von Frauen-Bundesligist Turbine Potsdam.

© Sebastian Wells

SV Babelsberg 03: Vorlage für Nulldrei

Die Stadt Potsdam hat das finale Konzept zur Entschuldung des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 fertig. Dieses sieht vor, dass der Kiezklub die Kredittilgung doch komplett selbst übernimmt. Nun liegt der Ball bei der Politik.

Potsdam - Das Paket ist geschnürt und fertig zum Versand. Nachdem die Potsdamer Stadtverordneten Anfang April Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ihr grundsätzliches Okay gegeben hatten, einen Plan zur Entschuldung des SV Babelsberg 03 zu entwickeln, um eine Insolvenz des Vereins und eine Zwangsvollstreckung des Karl-Liebknecht-Stadions abzuwenden, ist nunmehr der Lösungsvorschlag fertig. Offiziell wird dieser der Stadtverordnetenversammlung am 7. Juni vorgestellt, beschlossen werden soll er im Juli.

Aktuell schuldet der Fußball-Regionalligist der Deutschen Kreditbank (DKB) 1,8 Millionen Euro: Resultat aufgenommener Kredite in den Jahren 2003 und 2011. Zins- und Tilgungszahlungen kann der SVB nicht mehr leisten, die DKB hat die Vollstreckung erklärt und diese bis 31. Juli ausgesetzt. Da die Kredite mit dem Stadion-Grundstück abgesichert sind, würde eine Vollstreckung die Zwangsversteigerung des Grundstücks bedeuten. Ein schwer kalkulierbares Wagnis, heißt es seitens der Stadt, die daher folgendes Szenario vorschlägt: Die städtische Bauholding Pro Potsdam GmbH löst den Kredit der DKB in Höhe von einer Million Euro ab, die Bank ihrerseits verzichtet auf 800.000 Euro. Das 40.000 Quadratmeter große Stadiongelände – einem Gutachten zufolge 420.000 Euro wert – wird als Sacheinlage ins Vermögen der Pro Potsdam aufgenommen. Der SVB zahlt den Kredit, den die Pro Potsdam zur Umschuldung aufnimmt, mit jährlich 40.000 Euro zurück – bis zum Jahr 2042. Dann endet der Erbbaurechtsvertrag zwischen Stadt und Verein, der bestehen bleibt, jedoch im gegenseitigen Einvernehmen geändert wird.

Ziel der Stadt Potsdam: SVB soll weiterhin Stadionbetreiber bleiben

So wird der Erbbauzins, den der SVB an die Stadt zahlt, von derzeit jährlich 16.000 auf 21.000 Euro erhöht. Zudem werden die Rechte für den 1. FFC Turbine Potsdam bezüglich der Stadionnutzung gestärkt. So ist künftig vertraglich geregelt, dass dem Frauenfußball-Bundesligisten an seinen Spieltagen Hausrecht, die Vergabe des Caterings und die Nutzung der auswechselbaren Werbebanden zusteht.

Erklärtes Ziel der Stadt ist es, dass der SVB Betreiber des Stadions bleibt. Zum einen, um die Eigenverantwortung des Sports und die Identifikation des Kiezklubs mit der Spielstätte zu wahren. Zum anderen weiß die Rathausspitze, dass eine Bewirtschaftung in städtischer Regie mindestens doppelt so teuer sein würde. Derzeit werden die Bewirtschaftungskosten durch den SVB mit 415.000 Euro pro Jahr kalkuliert. Diese Summe ist als Zuwendung der Stadt an den SVB im jährlichen Kommunalhaushalt eingestellt. Im Rahmen der jetzigen Verhandlungen wurde sich darauf verständigt, die Summe in einem dreijährigen Zuwendungsvertrag festzuschreiben.

Ursprünglicher Sanierungsplan stieß auf Skepsis und Ablehnung

Die jetzt vorliegende Lösung unterscheidet sich von der zunächst gemachten Überlegung, dass sich Stadt und SVB die Refinanzierung teilen. Die angedachte Tilgungsquote von 800.000 Euro durch die Stadt und 200.000 Euro durch den Verein war auf erhebliche Skepsis bis hin zur Ablehnung in den Fraktionen des Stadtparlamentes gestoßen und war dem Vernehmen nach von anderen Potsdamer Sportvereinen als unverhältnismäßig empfunden worden. Nun wird die Millionen-Ablöse nicht aus dem Vermögen der Pro Potsdam und somit der Stadt refinanziert, sondern vollständig durch den SVB. Dass dieser dauerhaft dazu in der Lage ist, soll ein Sanierungsgutachten attestieren. Dieses lag bereits vor, wird derzeit aber noch einmal aktualisiert – unter anderem deshalb, weil sich durch die kurzfristige Ankündigung der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), als bisheriger Hauptsponsor seinen Beitrag im laufenden Jahr um 70.000 Euro zu kürzen, die Parameter geändert haben.

Auf PNN-Anfrage bestätigt Stadtkämmerer und Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) den Lösungsvorschlag. Bei Abwägung der Chancen und Risiken sei die direkte Ablöse des DKB-Kredits die beste und somit bevorzugte Handlungsvariante. Damit gelinge es, das Karl-Liebknecht-Stadion ohne Belastungen des Erbbaurechts zu Gunsten Dritter zu sichern, die nicht zum Konzernverbund der Stadt gehören. Das Interesse Dritter an einer Zwangsversteigerung sei durchaus gegeben. Dieses Risiko wolle die Stadt keinesfalls eingehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false