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Das Textillabor der Fachhochschule Potsdam

© Andreas Klaer

Zeichnen, häkeln, basteln: Design-Studenten in Potsdam zeigen Werke – und spielen mit Künstlicher Intelligenz

Die FH Potsdam hat über 1000 Werke von Design-Studierenden gezeigt. Ein großes Thema für junge Gestalter ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

Design, also das Gestalten von nützlichen Gegenständen, ist eine der wohl ältesten Handwerkskünste der Menschheit: Zeichnen, häkeln, basteln und andere Techniken haben schon kreative Köpfe vor Jahrtausenden beherrscht. Inzwischen lassen sich zahlreiche Aufgaben von Designerinnen und Designern auch von künstlichen Intelligenzen erledigen.

Programme wie Dall-E oder Midjourney erzeugen binnen weniger Augenblicke Entwürfe, Logos oder sogar ganze Werbeplakate. Für die Design-Studierenden an der Fachhochschule Potsdam ist das kein Grund zur Sorge, ganz im Gegenteil: K.I. ist für die jungen Gestalterinnen und Gestalter nur ein weiteres Spielzeug neben anderen. 

Davon konnte man sich auf der Werkschau des Fachbereichs Design am vergangenen Wochenende überzeugen: In rund 60 Räumen auf vier Etagen waren über 1000 Werke von Studierenden zu sehen. Gezeigt worden sind futuristische Entwürfe für Mars-Rover, liebevoll gestaltete Urnen für Haustiere und vieles mehr. Präsentiert worden sind Projekte der Fachbereiche Kommunikationsdesign, Interface-Design und Produktdesign.

Auch futuristische Projekte, wie hier ein geplanter Mars-Rover, werden von Studierenden zunächst analog gezeichnet.
Auch futuristische Projekte, wie hier ein geplanter Mars-Rover, werden von Studierenden zunächst analog gezeichnet.

© Andreas Klaer

Studierende organisieren Werkschau selbst

Die Werkschau wird von den Studierenden selbst organisiert. „Es ist einfach eine der schönsten Möglichkeiten, unsere Arbeiten zu zeigen“, sagt Vivien Serve, die an der FH Potsdam Interface-Design studiert. Die Fachrichtung beschäftigt sich mit der Gestaltung von Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Hierfür experimentiere sie auch mit den neuen K.I.-Möglichkeiten.

Um die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu gestalten, gibt es an der FH Potsdam einen eigenen Studiengang: Interface-Design
Um die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu gestalten, gibt es an der FH Potsdam einen eigenen Studiengang: Interface-Design

© Andreas Klaer

„K.I. ist bei uns gerade in jedem Kurs Thema. Aber wir sehen das nicht negativ“, sagt Studentin Ronja Heeland. Für ihre Projekte in Kommunikationsdesign nutze sie die neue Technologie, um Inspiration zu schöpfen: Eine K.I. könne in kürzester Zeit mehrere Reklame-Plakate erstellen. Die könne sie dann als Grundlage nutzen, um damit kreativ weiterzuarbeiten. Auf der Werkschau am Wochenende waren bunte Kurzvideos von ihr zu sehen, die sie für die Social-Media-Plattform TikTok angefertigt hat. Die Videos bestehen aus Bildern, die an bunte Reklame erinnern, sich dann aber kunstvoll vor den Augen des Betrachters verändern.

Klar, einfache Aufträge wie das Erstellen eines Logos, die üblicherweise zum Alltag einer Designerin gehören, werden sicher künftig von K.I.s erledigt, ist sich Heeland sicher. „Aber wenn es um komplexe Themen geht, darum, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen – dafür braucht es die menschliche Ebene“, sagt sie.

Natürlich wird Künstliche Intelligenz den Beruf des Designers verändern. Aber es nützt nichts, sich davor zu verschließen.

Wiebke Loeper, Fotografie-Professorin und Dekanin des Fachbereichs Design

„Als Gestalterin macht mich K.I. wahnsinnig neugierig – aber die Gefahren sind gleichzeitig auch riesengroß“, sagt Wiebke Loeper, Dekanin des Fachbereichs Design. Als Fotografin und Fotografie-Professorin macht sie besonders dieses neue Verhältnis von Bild und Wirklichkeit nachdenklich: „Um Bilder zu machen, muss man sich jetzt nicht mehr der Realität aussetzen. Auch das muss man hinterfragen“, sagt sie. Für sie ist klar: „Natürlich wird Künstliche Intelligenz das Design und den Beruf des Designers verändern. Aber es nützt auch nichts, sich davor zu verschließen.“ Vielmehr müsse es darum gehen, Kompetenzen zu entwickeln, um mit den neuen Möglichkeiten umzugehen.

An einem Ort wie der Fachhochschule, wo experimentierfreudige und neugierige junge Menschen zusammen kommen, gehe das auch gar nicht anders: „Sobald es möglich war, haben unsere Studierenden sofort damit angefangen, mit K.I. zu experimentieren und für Texte oder Entwürfe zu nutzen“, sagt Loeper. 

Analoge Sehnsüchte

Die digitalen Technologien würden allerdings wieder zur Beschäftigung mit analogen Formen anregen, berichtet die Professorin: „Bei den Studierenden gibt es inzwischen eine Sehnsucht nach haptischen, sensorischen Erfahrungen“, sagt sie. In Zeiten täuschend authentisch wirkenden Fotos und Videos aus der digitalen Retorte, sogenannten Deepfakes, würde auch die althergebrachte analoge Fotografie wieder ihren Wert erweisen, so Loeper.

Wiebke Loeper, Dekanin des Fachbereichs Design
Wiebke Loeper, Dekanin des Fachbereichs Design

© Andreas Klaer

Deshalb werden auch die klassischen Techniken an der FH Potsdam gelehrt, wie das Zeichnen mit Bleistift auf Papier. In der vierten Etage der Werkschau zeugten davon zahlreiche Beispiele: Die Studierenden haben faszinierende Formen aus der Natur, wie die Schichten einer aufgeschnittenen Zwiebel, als auch vermeintlich schlichte Alltagsgegenstände wie einen Dosenöffner skizziert.

Emil Dax studiert den modernen Studiengang Interface-Design. Zur Ideenfindung greift aber auch er ganz klassisch zu Stift und Papier. Digitale Tools müsse man erst bedienen lernen, sagt Dax. Beim Zeichnen hingegen könne man sich ganz auf seine Ideen fokussieren – und genau darauf käme es schlussendlich an, egal ob und egal wie man Künstliche Intelligenz verwendet. „Denn das Entscheidende beim Design, das findet im Kopf statt“, sagt er. 

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