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Potsdamer Weberfest fällt aus: Ausgefeiert

Die nächste Traditionsveranstaltung gibt auf: Nach mehr als 20 Jahren wird es in Babelsberg in diesem Jahr kein Weberfest geben

Babelsberg - Es gehört seit mehr als zwanzig Jahren zu den schönsten Potsdamer Terminen im Veranstaltungskalender, doch in diesem Jahr wird das Böhmische Weberfest in Babelsberg ausfallen. Das bestätigte Dirk Schwarzer vom Veranstalter, der EPM Concept in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein), am gestrigen Montag gegenüber den PNN. Grund seien Uneinigkeiten über den Festtermin mit dem Potsdamer Rathaus. Außerdem bestünden Probleme mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Spektakel auf dem Weberplatz.

Traditionell findet das Fest, eine Mischung aus tschechischer Bierseligkeit, mittelalterlichem Handwerk, internationaler Akrobatik und Folklore, am zweiten Wochenende im Juni statt. In diesem Jahr würde das Fest mit Pfingsten zusammenfallen. Laut Schwarzer habe die Stadt das Weberfest aber mit einem verkaufsoffenen Sonntag eine Woche später koppeln wollen – verkaufsoffene Sonntage sind an kirchlichen Feiertagen nicht zulässig.

Zur Frage der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wollte Schwarzer sich nicht näher äußern. Schon der Förderkreis Nowawes e.V. hatte geklagt, dass die Festfinanzierung durch die Eintrittsgelder, Sponsoren und die Stadt Potsdam jedes Jahr eine Zitterpartie gewesen sei. Im vergangenen Jahr dann hatte nach 20 Weberfesten mit dem Förderkreis die EPM das traditionsreiche Fest übernommen, auf dem jedes Jahr um die 15 000 Besucher gezählt werden. Für viele Babelsberger ist das Fest ein wichtiger Treffpunkt, zudem ist es ein beliebter Anlaufpunkt für Tagestouristen.

Die Nachricht reiht sich ein in eine Serie von Absagen traditioneller Potsdamer Veranstaltungen in den vergangenen Monaten. Sowohl der Sinterklaas-Weihnachtsmarkt als auch das Tulpenfest im Holländischen Viertel – beide werden ehrenamtlich vom Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam organsiert – fielen aus. Zuletzt hatte die überraschende Absage der diesjährigen Fête de la Musique am 21. Juni für einen Aufschrei gesorgt (PNN berichteten). Zu dem sommerlichen kostenlosen Musikfestival, das weltweit begangen wird, waren in Potsdam 2013 nach Angaben der Organisatoren vom Kulturtänzer e.V. rund 12 000 Besucher gekommen.

Das Scheitern der Fête de la Musique, die sich seit 2004 in Potsdam etabliert hat, ist die erste schmerzliche Folge der städtischen Haushaltssperre zur Refinanzierung des Millionenzuschusses für die Parkpflege von Sanssouci. Deswegen stünden in diesem Jahr insgesamt 20 000 Euro weniger für die sogenannte kleinteilige Projektförderung zur Verfügung, sagte Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) am Montag den PNN – der Topf umfasse aktuell nur noch 190 000 Euro. Die für die Verteilung verantwortliche Jury habe sich entschieden, dem Musikfestival statt der beantragten 10 000 Euro nur 6000 Euro zu bewilligen – diese Kürzung war für die Organisatoren vom Kulturtänzer e.V. der Grund für die Absage.

Magdowski bedauerte die Entscheidung, SPD, Linke und der jüngst aus der Grünen-Fraktion ausgeschlossene Stadtverordnete Andreas Menzel meldeten sich mit Ideen zur Rettung des Festes: Während die SPD anregte, die Gastwirte an der Finanzierung zu beteiligen, fordert Menzel mit einem Dringlichkeitsantrag, dass das Fest mit Geldern des Hans Otto Theaters gerettet werden soll. Aber die Gastwirte, betont Magdowski, wären bereits an der Finanzierung beteiligt. Linke-Kreischef Sascha Krämer brachte am Montag auch die Einrichtung eines Kulturkontos ins Spiel: Darauf könne Geld für das Festival gespendet werden, während Stadt, Bürger, Künstler, Organisatoren und Gastronomen zusätzlich Sponsorengelder einwerben könnten, so sein Vorschlag.

Bei den beiden gescheiterten Traditionsfesten im Holländischen Viertel, die in den vergangenen Jahren jeweils Zehntausende Potsdamer und Touristen anlockten, ist die Problemlage etwas anders: Die ehrenamtlichen Organisatoren vom Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam beklagten unter anderem den hohen organisatorischen Aufwand und die Tatsache, dass sie als Verein das volle wirtschaftliche Risiko für die Veranstaltungen tragen mussten. Kurzfristig einberufene Gespräche mit der Stadtverwaltung waren letztlich gescheitert, beide Feste wurden erstmals abgesagt.

Man sei weiter mit dem Verein im Gespräch, sagte die Kulturbeigeordnete Magdowski am Montag dazu. Die Stadt müsse überlegen, wie sie das Risiko für solche ehrenamtlichen Veranstalter reduzieren könne: „Die aktuelle Situation ist abschreckend für das Ehrenamt“, so die Kulturbeigeordnete. Es gehe nicht darum, Gelder aus dem städtischen Haushalt zu zahlen, sondern darum, beispielsweise Ausfallbürgschaften zu übernehmen, betonte sie: „Es kostet die Stadt keinen Pfennig Geld, das Risiko zu übernehmen.“ Ehrenamt sei wichtig, „aber man darf es nicht mit Haftungsfragen überfordern“. Die von privaten Initiativen organisierten Feste lockten viele Touristen nach Potsdam: „Das tut der Stadt sehr gut.“

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