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Am Freitag hatte John von Düffels Bearbeitung der Komödie „Diener zweier Herren“ im Potsdamer T-Werk Premiere.

© Philipp Plum Fotograf/Philipp Plum Fotograf

Neues Globe Theater im Potsdamer T-Werk: Jubel, Trubel, Heiterkeit beim „Diener zweier Herren“

Am Freitag hatte John von Düffels Bearbeitung der Komödie „Diener zweier Herren“ im T-Werk Premiere. Im Zuschauerraum sorgte die Inszenierung für nicht enden wollenden Jubel.

Kemal Eckeneckezi hat keine Arbeit, ist arm am Beutel und hat nichts im Magen. Doch krank am Herzen ist er keinesfalls. Seine Schlitzohrigkeit, Fantasie und sein Charme bewahren ihn vor Leidensdruck. Kemal ist auf der Suche nach Arbeit, Anerkennung, Essen und Liebe. Er zapft zwei Geldquellen an und wird Diener zweier Herren bei zwei Gästen des Hotel-Gasthofs „Zum goldenen Carlo“.  

Dabei gerät er in komplizierte und absurde Situationen, die er, stets am Rande der Überforderung, mit einer gewissen Frechheit zu parieren versucht. Das klingt nach Carlo Goldonis vor gut 275 Jahren geschriebener Komödie „Der Diener zweier Herren“.

Der Potsdamer Schriftsteller John von Düffel hat sich dem Lustspiel angenommen und es vor elf Jahren für das Theater Pforzheim umgeschrieben. Für seinen Sommerspielplan 2024 war das Neue Globe Theater Potsdam auf der Suche nach einem leichtfüßig-frischen Stück. Es entschied sich für die Fassung von John von Düffel, die nicht im Venedig des 18. Jahrhunderts angesiedelt ist, sondern um 1973 in der Uraufführungs-Stadt nahe am Schwarzwald.

Andreas Erfurth in der Rolle des Kemal Eckeneckezi bei den Proben für John von Düffels Bearbeitung der Komödie „Diener zweier Herren“.

© Philipp Plum Fotograf/Philipp Plum Fotograf

Das Migrantenthema, das die Deutschen, und nicht nur sie, nach wie vor beschäftigt, war vielleicht mit ausschlaggebend für die Inszenierung des Neuen Globe Theaters. Doch das Stück hat „keine politische Botschaft im Parteibuch-Sinn“ (John von Düffel). Seine kunterbunten Situationen, die sich beim Autor an der Commedia dell’arte orientieren, sowie das Figurentableau mit den typischen Charaktertypen haben von seiner Schlagfertigkeit und seinem Witz nichts verloren.

Am Freitag hatte „Der Diener zweier Herren“ im T-Werk Premiere. Viel Trubel und einen Riesen-Spaß gab es auf der Bühne und große Heiterkeit im Zuschauerraum. Nach dem tänzerischen Finale (Choreografie: Dominik Büttner) steigerte sich der Beifall zu einem nicht enden wollenden Jubel im Zuschauerraum.

Regisseur Kay Frederic Schrickel und seine Bühnenbildnerin Hannah Hamburger zeigen, wie des Öfteren in Komödien-Inszenierungen üblich, ein mit Türen reiches Szenenbild. Die Ein- und Ausgänge sind ständig in Bewegung, die Darsteller in ihren schrillen Kostümen und Perücken flitzen von einer Tür in die andere.

Die reichliche Situationskomik inklusive kessen Derbheiten geben dem vergnügten Publikum kaum eine Verschnaufpause. Doch ein wenig muss es sich auf die überdrehte und verwirrende Handlung konzentrieren und aus dem Mix von Dialekten eine treffende Wortschöpfung fischen, was nicht so ganz leicht ist.

Da taucht Beatrice (Jessica von Wehner) auf der Suche nach ihrem Verlobten Florian Müller (Laurenz Wiegand) in einer Hosenrolle auf. Der liebestolle Siegfried (Marco Litta) lässt die Finger nicht von seiner Braut. Gemeinsam mit Rosi (Anja Lemmermann) liefert er laute Stelldicheins, bis ihm wohl sichtlich die Kondition schwindet. Das stört die ambitionierte Rosi wenig und ehe sich Siegfried versieht, scheucht sie ihn bereits wieder ins stille Kämmerlein.

Spaß und Klamauk standen beim Premierenabend am Freitag im Neuen Globe Theater im Vordergrund.

© Philipp Plum Fotograf/Philipp Plum Fotograf

Martin Radecke schlüpft in die Rolle des geizigen Gasthof-Besitzers Gundolf, der seine Tochter Rosi an der Seite eines gut betuchten Mannes sehen möchte. Eine reiche Partie strebt auch Frau Lombardi (Regina Gisbertz) für Sohn Siegfried an.

Die fesche Gastronomiearbeiterin Blondina (Regina Backhaus) geht ebenfalls nicht leer aus. Und mit wem trifft sie sich zum Rendezvous? Mit Kemal natürlich. Der wird von Andreas Erfurth mit wahrer Virtuosität im Arrangieren und Ausbügeln heikler Verwicklungen gespielt.

Spaß war am Premierenabend vorrangig gefragt, wohl weniger das Dilemma, in das Kemal gerät, der selbst ein bisschen Schicksal spielen möchte, doch in dessen vertrackte Maschinerie gerät. Doch dies ging im überhandnehmenden Klamauk bei der Premiere unter.

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