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Buchcover zu "Hätte ich immer nur malen können..." vom Autor Werner Nerlich im Verlag Werner Nerlich covermaker cover0377

© Werner Nerlich

„Hätte ich immer nur malen können...“: Biografie über den Potsdamer Künstler Werner Nerlich

Der Künstler Werner Nerlich gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Potsdamer Nachkriegs-Kulturlebens. Jetzt ist seine Biografie „Hätte ich immer nur malen können...“ erschienen.

Werner Nerlich entwirft 1980 ein großformatiges Sgraffito für das Diorama in Wünsdorf im Landkreis Teltow-Fläming. Selbst stark vom Krieg geprägt, schreibt er darüber: „Das Thema des Dioramas ist auch ein Stück Sicht auf mein eigenes Leben. Der Triumph des Lebens, die friedliche Erde, leuchtende Farben. Nur auf das Grün des Waldes habe ich verzichtet. Wo der Krieg durchmarschierte, gab es keine Bäume mehr ...“

Der Potsdamer Künstler, Lehrer und Kulturschaffende (1915-1999) war eng mit seiner Heimatstadt Potsdam verbunden. In der Nachkriegszeit gehörte er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten ihres Kulturlebens, gestaltete 1956 das heute noch aktuelle Stadtwappen und wurde 1970 zum Ehrenbürger ernannt.

Werner Nerlich: „Blüten“ aus dem Jahr 1995.

© Privat/Familie Nerlich/Privat/Familie Nerlich

Dennoch fehlte bisher eine umfassende Übersicht über sein Werden und Wirken. Seine Ehefrau Dorothea Nerlich, selbst Künstlerin, hat in Zusammenarbeit mit Klaus Büstrin, dem früheren Kulturchef der PNN, diese Lücke geschlossen. Kürzlich erschien, herausgegeben vom Brandenburgischen Kulturbund, seine Biografie „Hätte ich immer nur malen können ... Werner Nerlich. Ein Potsdamer Künstlerleben“.

1915 in Nowawes geboren, zieht sich Werner Nerlichs positive Einstellung und sein Drang danach, künstlerisch tätig zu sein, wie ein roter Faden durch sein Leben – trotz aller Widrigkeiten. Im Anschluss an seine Malerlehre beginnt er ein Kunststudium. 1939 wird er einberufen; die schrecklichen Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges prägen ihn tief. Als Kriegsgefangener der Roten Armee besucht er die Antifa-Schule und unterstützt später die antifaschistische Propaganda mit handgezeichneten Plakaten und Flugblättern. Am 9. Mai 1945 kann er in seinem Kalender endlich „FRIEDEN“ notieren.

SEINE WICHTIGSTEN KUNDEN leben heute im Westen: Werner Nerlich war Ehrenbürger seiner Heimatstadt Potsdam. Foto: PNN

© PNN

Der Krieg hatte ihn nicht entmutigt, vielmehr wollte er im Angesicht der Zerstörung Hoffnung spenden und der Kunst wieder Priorität verleihen: So entwirft er Plakate für die ersten Landtagswahlen, engagiert sich im neu gegründeten Kulturbund, gründet in Eigeninitiative eine Kunstschule und schafft darüber hinaus immer eigene Kunst. Die Gebrauchsgrafik erfüllt daneben eine für ihn nicht weniger wichtige Rolle.

Behutsame Biografie

Dorothea Nerlich hat eine behutsame Biografie geschrieben, aus der sie ihren engen persönlichen Bezug weitgehend heraushält. Über Fotos aus dem Familienarchiv, Feldpost oder Tagebuchaufzeichnungen Nerlichs kommt man ihm nah. Dabei ist Dorothea Nerlich darum bemüht, mit Berichten von Zeitgenossen oder Zeitungsausschnitten ein objektives Bild zu zeichnen.

Historische Fotografien, Flugblätter, Entwürfe, Gemälde und Aquarelle zeugen von einem bewegten Leben. Anekdoten, wie zu einem Krankenhausbesuch, in dem er sich 83-jährig nach einem Schlaganfall, aus Angst nicht mehr malen zu können, die ganze Nacht hindurch zwang, seine Finger zu bewegen, die Bedeutung der Kunst für ihn.

Frei von den Einschränkungen seiner Ämter kann Werner Nerlich nach seiner Pensionierung 1973, vor allem in der Natur Rügens, endlich nachholen, wonach er sich sein Leben lang gesehnt hat: „immer nur Malen“.

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