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Choreografin Laura Heinecke (Mitte) in „Feierlichkeiten“ an der Fabrik.

© Dieter Hartwig

Es brennt so schön: Die Fabrik beerdigt den Kapitalismus

Laura Heinecke, Gareth Clark und Carla Wierer begehen mit einer Performance „Feierlichkeiten zur Beerdigung des Kapitalismus“ - und fragen, was dem folgen könnte.

Die einen sagen: „Er hat globale Armut reduziert und Bildung verbreitet.“ „Er hat beinahe den Planeten zerstört“, die anderen. Wenn streitbare Persönlichkeiten zu Grabe getragen werden, sind die Empfindungen meist gemischt. Bei den „Feierlichkeiten zur Beerdigung des Kapitalismus“ in der Potsdamer Fabrik überwog bei der Generalprobe am Donnerstag die Erleichterung über seinen Niedergang.

Zunächst eine Kirchenmelodie über den Aufstieg des Neoliberalismus als ultimativer Religion, gefolgt von einem Abgesang auf seine Existenz. Traumähnliche Tanzsequenzen mal in Zeitlupe, mal am Abgrund balancierend, Videoprojektionen eines spätkapitalistischen Zuviels an zerstörten Wäldern, E-Scooter-Bergen und Wohnungslosigkeit. Musikalische Überlegungen zu der Frage „Wohin mit all der frei werdenden Zeit?“ - eine Kakophonie aus Unverständnis über das Jetzt und Träumen vom Danach.

Die Potsdamer Choreografin Laura Heinecke hat gemeinsam mit Gareth Clark und Carla Wierer (Musikalische Leitung) gelungen Kapitalismuskritik als Trauerfeier inszeniert. Mit ineinanderfließenden Elementen aus Theater, Tanz und Musik performten sie zusammen mit Lubi Kimpanov und Tanja Wehling, die die erkrankte Carla Wierer ersetzte.

Und dann wird es persönlich, diese Unternehmung kommt nicht ohne den einzelnen aus. Wovon würde das Publikum sich trennen? Autos, Reisen, Schokolade? In einem Trauermarsch führen die Performer die Festgesellschaft mit Pauke und Trompete durch den kalten Novemberabend am Wasser entlang, um ihren notierten Ballast in einem Ritual zu verbrennen. Während das Feuer sich aus dem Losgelassenen nährt, schwört Laura Heinecke in einem immer kraftvolleren Tanz auf das Neue ein.

Den Rauch noch in der Kleidung, kommen alle zum finalen Leichenschmaus zusammen, um sich gemeinsam auszumalen, wie eine alternative Zukunft aussehen könnte, eine passendere.

Nochmals am 18. November in der fabrik. Beginn ist um 18.30 Uhr.

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