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Thomas Wittig als Assur in Rossinis „Semiramide“ mit Gabriele Näther, Regie Peter Brähmig, um 1986 im Schlosstheater des Neuen Palais.

© privat

Auf dem Gipfel der Liedkunst: Sänger Thomas Wittig verabschiedet sich mit der „Winterreise“

Der Bariton tritt zusammen mit der Berliner Pianistin Anita Keller am morgigen Sonntag (4. Juni) im Friedenssaal am Park Sanssouci auf. Der Bühne bleibt er aber treu.

Für seinen letzten Liederabend hat sich Thomas Wittig den Gipfel romantischer Liedkunst ausgesucht: „Winterreise“ von Franz Schubert. Der Leipziger Bariton wird den Liederzyklus am morgigen Sonntag (4. Juni) im Friedenssaal am Park Sanssouci zu Gehör bringen. Mit dem Konzert will sich Wittig, der viele Jahre in Potsdam als Sänger zu erleben war und in der Stadt wohnte, verabschieden.

Künftig wird er nur noch in Konzerten zu erleben sein, die andere veranstalten. Liederabende wie den im Friedenssaal hat er selbst organisiert, von der musikalischen Begleitung bis zur Bewerbung. „Liederabende kosten viel Kraft“, sagt er. Nicht nur in der Organisation, sondern auch stimmlich. Diese Kraft kann und will der 68-Jährige nun nicht mehr aufbringen.

In den vergangenen Jahren ist Wittig vor allem als Oratoriensänger und Liedgestalter aufgetreten. „Romantische Lieder wie beispielsweise die Winterreise sind eine der schönsten und emotionalsten Formen, Musik zu machen“, sagt Wittig. „Die Winterreise“ gibt Einblick in die Gefühlswelten eines von der Liebe enttäuschten Mannes, eines Suchenden, eines Wanderers, der nirgendwo zu Hause ist.

Thomas Wittig wird künftig nur noch in Konzerten zu hören sein.

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Wie kein anderer Liederzyklus verlangt die „Winterreise“ den großen Bogen vom ersten bis zum letzten Lied, Differenziertheit in jeder Hinsicht, Kommunikation mit den Zuhörerinnen und Zuhörern. Thomas Wittig ist ein gestandener Sänger, der um die Schwierigkeiten jedes der 24 Lieder mit ihren großen Herausforderungen weiß. „Ja, beim Liedgesang muss man Farbe bekennen, musikalisch wie auch stimmtechnisch“, betont er.

Unvergessene Opernerlebnisse

Der Aufführungsort, der Friedenssaal am Park Sanssouci, wurde für den Sänger in den vergangenen Jahren ein guter Ort, die Kunst des Liedgesangs immer wieder in den Fokus zu stellen. Mit dem Auftritt von Thomas Wittig sind aber auch Erinnerungen an unvergessene Opernerlebnisse in Potsdam verbunden. Nach dem Gesangsstudium an der Leipziger Musikhochschule folgte er einem Engagement am Theater in Gera.

1983 holte ihn der Potsdamer Operndirektor Peter Brähmig an das Hans Otto Theater. Hier sang er die großen Partien seines Fachs, in Opern von Beethoven, Verdi, Puccini, Dvorak oder Rossini. Wittig war an dem vom Potsdamer Theater und Peter Brähmig initiierten und international hoch angesehenen Mozart-Zyklus im Schlosstheater im Neuen Palais maßgeblich beteiligt. Don Giovanni, Guglielmo in „Cosi fan tutte“, Graf Almaviva in „Die Hochzeit des Figaro“ gehörten zu seinen erfolgreichen Rollen.

„Kurz vor der politischen Wende bekam ich einen Ruf an die Deutsche Staatsoper Berlin. Doch der Wechsel der Leitung Anfang der neunziger Jahre verhinderte eine weitere kontinuierliche Arbeit an diesem Haus“, sagt Thomas Wittig. „Danach war ich wieder am Hans Otto Theater und nach der Abwicklung des Musiktheaterensembles 1996 gastierte ich an verschiedenen Opernhäusern und eroberte mir verstärkt das Oratorienrepertoire.“ Auch das Potsdamer Publikum konnte seine Gesangs- und Gestaltungskunst immer wieder in Kirchenkonzerten oder im Nikolaisaal erleben.

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