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Betrüger versuchen immer wieder, Rentner um ihr Geld zu bringen. 

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Symbolbild)

Polizeibericht für Potsdam: Telefonbetrüger erbeuten zehntausende Euro

Kriminelle gaukelten einem Mittelmärker vor, seine Tochter müsse ins Gefängnis, wenn er nicht viel Geld bezahlt. Der Mann übergab eine hohe Summe Bargeld. 

Potsdam - Ein 68-Jähriger aus dem Kreis Potsdam-Mittelmark ist von Telefonbetrügern um viel Geld gebracht worden. Wie die Polizeidirektion West am Dienstag mitteilte, übergab der Mann am frühen Montagnachmittag einem Unbekannten am Potsdamer Justizzentrum mehrere zehntausend Euro.

Zuvor hatte sich eine Betrügerin am Telefon als Tochter des 68-Jährigen ausgegeben und den Mann mit einem Schockanruf überrumpelt. Schreiend und weinend behauptete sie, bei einem Unfall jemanden totgefahren zu haben. Laut einer falschen Polizistin überfuhr die vermeintliche Tochter einen Radfahrer, nachdem sie beim Autofahren mit dem Handy beschäftigt war und daher ein Stoppschild übersehen hatte. Die Tochter müsse nun in den Strafvollzug, könne jedoch gegen eine Kaution von 50.000 Euro freikommen, behauptete die Betrügerin.

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Daraufhin beriet sich der 68-Jährige mit seiner ebenfalls geschockten Frau, wie viel Geld sie aufbringen können. Zweifel kamen dem Paar zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Stattdessen ließ sich der Mann darauf ein, während der gesamten Zeit bis zur Übergabe die telefonische Verbindung mit der angeblichen Polizistin zu halten. So wurde verhindert, dass der Betrogene Kontakt mit jemand anderem aufnahm.

Fahndung verläuft erfolglos

Als Übergabeort wurde das Justizzentrum in der Hegelallee vereinbart. Dort sollte ein angeblicher Staatsanwalt das Geld in Empfang nehmen. Der 68-Jährige fuhr zum Zielort und bekam von der falschen Polizistin am Telefon vermittelt, dass er nicht in das Justizzentrum dürfe. Stattdessen würde ein Mitarbeiter das Geld am Auto abholen und eine Quittung ausstellen.

Erst als sich der Betrüger nach der Übergabe entfernte, wurde der Mann aus Mittelmark misstrauisch und folgte dem Geldabholer - verlor ihn an der Kreuzung Hegelallee/Jägerlalle aber aus den Augen. Einem Polizisten, der sich in der Hegelallee aufhielt, erzählte der 68-Jährige, was passiert war. Die Polizei leitete daraufhin Fahndungsmaßnahmen ein. Der Betrüger konnte aber nicht gefasst werden. Die Polizei ermittelt wegen Betruges und Amtsanmaßung.

Zeugen gesucht

Der Mann ist laut einer Beschreibung zwischen 1,75 und 1,80 Meter groß. Er hat dunkle Augen und schwarze Haare. Der Betrüger ist von stämmiger Natur. Er trug ein blaues oder bläuliches Oberteil und einen Mund-Nase-Schutz. Er hatte ein gepflegtes Äußeres. Zeugen, die am Montag zwischen 13.15 und 14.30 Uhr im Bereich der Hegelallee auffällige Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer (0331) 55080 bei der Polizeiinspektion Potsdam zu melden.

Erst im Mai hatten Betrüger eine Seniorin zum Justizzentrum gelotst. Damals war der Betrug jedoch durch einen aufmerksamen Mitarbeiter kurz vor der Geldübergabe verhindert worden. Wie die Polizei den PNN mitteilte, handelt es sich um eine neue Masche, dass das Justizzentrum als Übergabeort ausgewählt werden. Dadurch solle angerufenen Senioren ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden.

Ob Schockanrufe, Enkeltrickbetrügereien oder Anrufe falscher Polizisten - immer wieder versuchen Kriminelle, vor allem ältere Menschen um Ersparnisse oder Wertgegenstände zu bringen. Die Polizei rät:

  • Lassen Sie sich am Telefon nicht ausfragen. Geben Sie keine Details Ihrer familiären oder finanziellen Verhältnisse preis.
  • Lassen Sie sich von einem Anrufer nicht drängen und unter Druck setzen. Vereinbaren Sie einen späteren Gesprächstermin, damit Sie in der Zwischenzeit die Angaben beispielsweise durch einen Anruf bei Ihren Verwandten oder bei der örtlichen Polizei überprüfen können.
  • Notieren Sie sich die eventuell auf dem Sichtfeld Ihres Telefons angezeigte Nummer des Anrufers.
  • Bevor Sie jemandem ihr Geld geben wollen: Besprechen Sie die Angelegenheit mit einer Person Ihres Vertrauens. Wenn Ihnen die Sache „nicht geheuer ist“, informieren Sie bitte ihre örtliche Polizeidienststelle.
  • Übergeben Sie kein Geld an Personen, die Ihnen nicht persönlich bekannt sind!
  • Haben Sie bereits eine Geldübergabe vereinbart? Informieren Sie noch vor dem Übergabetermin die Polizei! Sie erreichen sie unter der Nummer 110.

Tipps zum Schutz vor dem Enkeltrick und anderen Formen des Trickbetruges erhalten Bürger nach Angaben der Polizei im Internet unter www.polizei-beratung.de, in den Broschüren "Sicher Leben" und „Sicher zu Hause“ des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) sowie bei jeder Polizeidienststelle.

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