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Halten ICEs bald wieder in Potsdam?

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Pläne der Deutschen Bahn: Geht Potsdam wieder ans ICE-Netz?

Die Fernbusse machen der Bahn Konkurrenz. Nun reagiert das Unternehmen und plant offenbar, dass alle Großstädte ans Fernbahnnetz angeschlossen werden. Davon könnte auch Potsdam profitieren.

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Potsdam/Berlin - Nach rund zehn Jahren ohne ICE-Halt könnte der schnellste Fernzug der Deutschen Bahn womöglich auch wieder in Potsdam stoppen. Wenigstens könnte sich der Anschluss von Brandenburgs Landeshauptstadt an das Fernbahnnetz deutlich verbessern. Das zumindest geht aus einem Konzept hervor, mit dem die Bahn der wachsenden Fernbus-Konkurrenz Paroli bieten will und das am heutigen Mittwoch in Berlin vorgestellt werden soll. Demnach plant die Bahn die Einführung einer neuen Drei-Monats-Bahncard, kostenlose Reservierungen in der zweiten Klasse und einen umfangreichen Ausbau des Fernverkehrs. Fast alle Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnern sollen an das ICE-Netz angeschlossen werden, heißt es. In Potsdam leben offiziellen Angaben zufolge mittlerweile etwa 160 000 Menschen. Insgesamt rund 25 Städte sollen den Planungen zufolge künftig zusätzlich angefahren werden.

Die Landeshauptstadt war im Juni 2005 ohne Vorwarnung vom ICE-Netz abgekoppelt worden, was für scharfen Protest seitens der Landesregierung gesorgt hatte. Die Bahn hatte den Schritt seinerzeit mit der mangelnden Auslastung der Züge begründet – es gab ICE-Verbindungen von Potsdam ins Rheinland und nach Hannover.

Rathaus Potsdam reagiert erfreut

Wann, wie oft und auf welchen Strecken Potsdam künftig angefahren wird, ist noch unklar. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters ist deutschlandweit die Einteilung in ein sogenanntes Kernnetz und ein Ergänzungsnetz vorgesehen. Das Kernnetz, das zu großen Teilen dem bisherigen Fernnetz entspricht, soll demnach generell im Stundentakt angefahren werden, das Ergänzungsnetz, in das rund 25 Städte zusätzlich aufgenommen werden, im Zweistundentakt. Da die Bahn dafür deutlich mehr Züge benötige, würden die Pläne Stück für Stück bis 2030 umgesetzt. Gegenüber den PNN hielt sich die Bahn am Dienstag auf Anfrage bedeckt. Eine Sprecherin verwies lediglich auf die Aufsichtsratssitzung am heutigen Mittwoch. Im Anschluss soll das Konzept vorstellt werden.

Das Potsdamer Rathaus reagierte erfreut. „Potsdam gehört schon seit Langem ans Fernbahnnetz angeschlossen, vor allem weil Potsdam eine wachsende Stadt ist“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz den PNN. Eine bessere Bahnanbindung würde auch den Tourismus weiter ankurbeln. Die Stadt habe in der Vergangenheit immer wieder eine Fernbahnanbindung von der Deutschen Bahn gefordert.

Halt in Potsdam verlängert Fahrzeiten

Seit einigen Wochen gibt es zumindest per Bus Fernverbindungen vom Potsdamer Hauptbahnhof aus. Der Fernbusanbieter MeinFernbus Flixbus bietet täglich Verbindungen nach Hamburg, Leipzig, Dresden, Kiel und Flensburg an, zu weit günstigeren Preisen als die Bahn.

Als Problem für eine bessere Bahnanbindung Potsdams dürfte sich erweisen, dass keine Hochgeschwindigkeitsstrecken durch die Landeshauptstadt führen. Die in den 1990er-Jahren gebauten ICE-Linien führen von der Berliner Innenstadt über Spandau nach Hamburg und Hannover oder über Ludwigsfelde nach Leipzig und weiter Richtung Süden. Derzeit hält nur ein Nachtzug nach München in Potsdam. Dazu gibt es einen täglichen Intercity, der von Cottbus über Berlin, Potsdam und Magdeburg nach Hannover und weiter an die Nordseeküste fährt. Im Gegensatz zur Spandauer Strecke, wo Geschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern möglich sind, kann auf der Potsdamer Strecke höchstens Tempo 160 gefahren werden. Ein Halt in Potsdam würde daher die Fahrzeit der Züge erheblich verlängern. (mit reuters)

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