zum Hauptinhalt
Essen gibt’s später. Das Restaurant in der Ventehalle ist noch nicht fertig.

© A. Klaer

Matrosenstation Kongsnæs: Ventehalle eröffnet frühestens Ende April

Investor Linckersdorff verschiebt die Fertigstellung der Matrosenstation Kongsnæs abermals. Offenbar gibt es noch immer Probleme mit den Fensterscheiben für die Verglasung der Veranda. Eigentlich sollte die Ventehalle inklusive Gastronomie Ende Januar eröffnen.

Potsdam/Berliner Vorstadt - Es wird gesägt, gebohrt und gehämmert: Am Ufer des Jungfernsees herrscht viel Betrieb rund um die wiederaufgebaute Matrosenstation Kongsnæs. Doch auch wenn das rotbraun lackierte Holzhaus mit den geschnitzten Holzsäulen und den Drachengiebeln im typisch norwegischen Stil bereits eindrucksvoll wirkt – die offizielle Eröffnung muss Bauherr Michael Linckersdorff abermals verschieben: „Es wird wohl Ende April, Anfang Mai“, teilte der Berliner Investor auf Nachfrage den PNN mit. Zuletzt hatte es geheißen, die Ventehalle inklusive Gastronomie solle Ende Januar eröffnen.

Grund für die erneute Verzögerung seien Probleme bei der Lieferung der raumhohen Fensterscheiben für die Verglasung der Veranda mit Blick auf den Jungfernsee gewesen. Diese hatte Linckersdorff bereits im Herbst vergangenen Jahres für eine damalige Verschiebung des Eröffnungstermins verantwortlich gemacht. Die Lieferengpässe der Scheiben hätten auch die Bodenarbeiten in der Ventehalle aufgehalten, so Linckersdorff: „Wir können nun mal nicht bei Minusgraden den Boden pflastern.“

Schalldicht, bruchsicher, reflexionsarm - und zunächst nicht lieferbar

Zudem handele es sich bei den fraglichen Scheiben um Spezialanfertigungen, denn aufgrund der Nachbarschaft zum Unesco-Welterbe müssen die Fenster hohe Anforderungen erfüllen: sie müssen nicht nur schalldicht und bruchsicher, sondern auch reflexionsarm sein, damit von der Sacrower Kirche und Schloss Glienicke aus keine Lichtreflexionen zu sehen sind. „Das ist das Schwierigste, was man auf dem Markt bekommen kann“, sagte Linckersdorff, und verwies zudem auf den derzeitigen Boom in der Baubranche: „Da muss auch ich mich hinten anstellen.“

Nun aber, so Linckersdorff, seien die Scheiben endlich geliefert worden. Tatsächlich: Direkt vor der halbfertigen Ventehalle stehen mehrere große, noch halbverpackte Glasscheiben, die von den polnischen Handwerkern für den Einbau vorbereitet werden.

Gegenüber befindet sich die zweite Baustelle: das Kapitänshaus, die Matrosenkaserne und das Bootshaus, die ebenfalls 1896 errichtet, im Gegensatz zur Ventehalle aber nicht 1945 zerstört worden waren. Auch sie gehören zum Kongsnæs-Ensemble und sollen laut Linckersdorff im Herbst 2018 fertig werden. Für die drei Privatwohnungen, die hier entstehen sollen, hat der Investor nach eigenen Angaben den Innenarchitekten Etienne Borgos gewinnen können, einen Schülerdes Architekten Norman Foster.

Im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. 

Kapitänshaus und Matrosenkaserne sind mit Holz eingerüstet und mit Planen abgedeckt, die Dächer müssen laut Linckersdorff komplett erneuert werden. Auch die offenen Ziegelfundamente sind an einigen Stellen sichtbar. Wie Linckersdorff sagt, werden die feuchten Keller derzeit ausgegraben und trockengelegt.

Die Kaiserliche Matrosenstation Kongsnæs war zwischen 1892 und 1896 nach Plänen des norwegischen Architekten Holm Hansen Munthe entstanden. Kaiser Wilhelm II. hatte die Matrosenstation in Auftrag gegeben, die vor allem als Start- und Landepunkt für Vergnügungs- und Repräsentationsfahrten der kaiserlichen Familie diente.

2009 hatte Linckersdorff die Matrosenstation von der Stadt Potsdam erworben und mit dem Wiederaufbau der Ventehalle begonnen. Allerdings hatte er den Fertigstellungstermin immer wieder verschieben müssen. Grund dafür waren unter anderem Klagen der Anrainer – darunter prominente Anwohner wie Ex-„Bild“-Herausgeber Kai Diekmann und TV-Moderator Johannes B. Kerner – die eine Großgastronomie mit Lärmbelästigungen und Schäden für das Welterbe befürchteten.

Alle Einnahmen aus der Vermietung des Gebäudes sollen in eine gemeinnützige Stiftung fließen

2011 hatten die Anrainer das erste Mal geklagt und damals Recht bekommen, die Stadt hatte die Baugenehmigung daraufhin überarbeiten müssen. Auch gegen die neue Baugenehmigung gingen die Anrainer vor, das Verwaltungsgericht Potsdam wies die Klage jedoch im Mai 2016 ab. Die Kläger gingen daraufhin in Berufung vor das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG); wann über den Berufungsantrag entschieden werde, sei aber noch nicht absehbar, sagte OVG-Sprecherin Christiane Scheerhorn. Würde der Antrag abgelehnt, wäre der Rechtsstreit beendet.

Wenn die Ventehalle endlich komplett ist, will Linckersdorff auch die von ihm geplante Stiftung ins Leben rufen: Alle Einnahmen aus der Vermietung des Gebäudes – geplant ist ein Restaurant im gehobenen Preissegment – sollen in eine gemeinnützige Stiftung fließen, die hochbegabten Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen zugute kommen soll, sagt Linckersdorff.

Allzu viele Verzögerungen darf es auf der Kongsnæs-Baustelle jetzt allerdings nicht mehr geben: Bestandteil des Kaufvertrags, den Investor Linckersdorff mit der Stadt geschlossen hat, ist nämlich die Auflage, mit der Wiederherstellung des gesamten Ensembles spätestens 2019 fertig zu sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false