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Ein Stück Norwegen. Die wiedererrichtete Ventehalle am Jungfernsee soll Ende Januar 2018 als Restaurant öffnen. Die Mieteinnahmen sollen in eine gemeinnützige Stiftung fließen, kündigte der Investor Michael Linckersdorff an. Die historischen Gebäude auf dem Areal sollen bis Herbst 2018 restauriert sein.

© Andreas Klaer

Kaiserliche Matrosenstation: Potsdam: Kongsnæs-Restauration fast vollendet

Wiedererrichtete Ventehalle in der Beliner Vorstadt soll Ende Januar öffnen. Doch bis dahin gibt es für den Investor noch paar Hindernisse.

Potsdam/Berliner Vorstadt - Holz in dunklem rostrot, Drachenköpfe auf dem Dachfirst, rund 60 000 handgespaltene Holzschindeln in zwei Farbtönen auf dem Dach – an der Schwanenallee entsteht mit der Ventehalle ein Stück Handwerkskunst im norwegischen Stil wieder. Gegenüber sind zwei der drei historischen Gebäude der ehemaligen Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnæs eingerüstet. Die Arbeiten für die Restaurierung und Wiederherstellung des Ensembles sind nach Jahren der Verzögerungen weit fortgeschritten. Und der Investor Michael Linckersdorff hat neue Pläne für eine gemeinnützige Stiftung, die künftig von dem Projekt profitieren soll.

Von einem „Kunstwerk“ und „Liebhaberprojekt“ spricht Linckersdorff beim Rundgang über die Baustelle. Mit der Eröffnung in diesem Jahr wird es trotzdem nichts mehr. „Das Weihnachtsgeschäft ist gelaufen – und das ärgert mich“, sagt er. Denn bei der geplanten raumhohen Verglasung für die Veranda gibt es Lieferprobleme. Auf der Veranda, die sich um drei Seiten des Holzbaus zieht, sollen künftig Gäste speisen können – mit Blick über den Jungfernsee. Die Anforderungen an das Glas, das dort verwendet wird, seien hoch, erklärt Linckersdorff. Nicht nur schalldicht muss es sein, sondern auch entspiegelt: „Damit die Sacrower Kirche und Schloss Glienicke keine Lichtreflexionen bekommen.“ Erst wenn die Verglasung fertig ist, könne auch der Fußboden verlegt werden: „Der würde sonst aufquellen.“ Ende Januar 2018 soll das Restaurant in der Ventehalle nun eröffnen und Linckersdorff ist zuversichtlich, dass es diesmal klappt.

Kongsnæs-Restauration: Jetzt kommen die Feinheiten

Auch der schlichte Funktionsneubau direkt neben der Ventehalle, der Küche, Personalräume und Gäste-WCs beherbergt, ist schon weit fortgeschritten: „Der Trockenbau ist gemacht – jetzt kommen die Feinheiten.“ So soll sich etwa die Fassadenfarbe des quaderförmigen und mit Holz verkleideten Baus noch ändern. In Absprache mit der Denkmalpflege werde das Haus in einem Dunkelgrün gestrichen, wie es auch an einem Wirtschaftsgebäude in der Kolonie Alexandrowka vorkomme.

Der kleine Hafen neben der Ventehalle sei bereits verpachtet. Auch Interessenten für das Restaurant mit 90 Plätzen innen, weiteren 31 draußen auf den beiden kleinen Bastionen, die den Holzbau am Ufer des Jungfernsees flankieren, gebe es viele. Gehobene Gastronomie soll es werden, sagt Linckersdorff: „Wir sind in finalen Gesprächen.“ Belege dafür gibt es nicht, Linckersdorff nennt keine Namen.

Linckersdorff investiert zweistelligen Millionenbetrag

Die Mieteinnahmen sollen in einen guten Zweck fließen, kündigte der Investor im Gespräch mit den PNN erstmals an: „Ich gebe die Ventehalle mit dem Funktionsgebäude in eine gemeinnützige ’Michael Linckersdorff Stiftung’“, sagte er. Die Stiftung, die momentan in der Gründungsphase sei, soll begabte Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen fördern – Details stehen noch nicht fest.

2009 kaufte Linckersdorff das denkmalgeschützte Ensemble an der Schwanenallee von der Stadt. In der Folge hatte er auch Ärger mit einigen prominenten Anwohnern, die wegen des geplanten neuen Anlaufpunktes um die Ruhe in der Nachbarschaft fürchten. Insgesamt werde er am Ende einen fast zweistelligen Millionenbetrag in das Ensemble investiert haben, sagt Linckersdorff. Für die Wiedererrichtung der Ventehalle verpflichtete er eine Spezialfirma aus dem polnischen Danzig.

Ein Stück Norwegen in Potsdam

Mit der Firma arbeitet er auch bei der Restaurierung der historischen Gebäude auf der anderen Seite der Schwanenallee: Das Kapitänshaus und die sogenannte Matrosenkaserne sind bereits eingerüstet. Bei der Restaurierung soll unter anderem das Holz, das zu DDR-Zeiten unter unsachgemäßer Pflege gelitten hat, aufwendig aufgearbeitet werden. „Das wird alles 1:1 restauriert – ich darf und will nichts anderes machen“, sagt Linckersdorff. Für die Innengestaltung der drei Häuser – in jedem sollen drei Privatwohnungen unterkommen – hat er den Innenarchitekten Etienne Borgos gewonnen. Borgos hat unter anderem mit dem britischen Stararchitekten Norman Foster am Reichstag in Berlin gearbeitet.

Die Kaiserliche Matrosenstation Kongsnæs entstand im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. von 1892 bis 1896 nach Plänen des norwegischen Architekten Holm Hansen Munthe. In den letzten Kriegstagen 1945 brannten das kleine Bootshaus am Jungfernsee und die Ventehalle ab, die letzten Gebäudereste wurden vermutlich im Zuge des Mauerbaus 1961 abgetragen. Das Gelände ist erst seit der Grenzöffnung 1989 wieder öffentlich zugänglich. „Das Gesamtensemble wird so perfekt restauriert, dass es wie zur Entstehungszeit aussieht“, verspricht Investor Linckersdorff: „Ein Stück Norwegen in Potsdam.“

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