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An Potsdamer Kitas ist der Betreuungsschlüssel deutlich schlechter als gesetzlich vorgesehen.

© Sebastian Kahnert/dpa

Kitas in Potsdam: Zu wenig Personal, zu wenig Geld

Bei der Kitabetreuung steht Potsdam schlechter da als andere Regionen im Land Brandenburg. Doch wieso schneidet die Landeshauptstadt so schlecht ab?

Von Peer Straube

Potsdam - Mehr als 15.000 Kinder werden derzeit in Potsdams Kitas betreut – doch bei der Qualität der Betreuung steht die Landeshauptstadt schlechter da als andere Regionen in Brandenburg. Das belegen aktuelle Zahlen der Bertelsmann-Stiftung, die nach einer Studie zur Kitabetreuung in Potsdam nun auch die Ergebnisse ihrer Untersuchung für die Stadt Brandenburg und den Landkreis Märkisch-Oderland vorgestellt hat. Fazit: Beide stehen besser da. So wird etwa in Brandenburg/Havel der gesetzliche Betreuungsschlüssel für Kinder im Krippenalter von eins zu sechs exakt eingehalten, das heißt, ein Erzieher kümmert sich um sechs Kinder. In Märkisch-Oderland wird diese Zielmarke mit eins zu 6,9 zwar verfehlt, doch ist das Verhältnis auch dort noch etwas besser als in Potsdam, wo ein Erzieher rechnerisch für 7,2 Kinder zuständig ist.

Die tatsächlichen Betreuungsquoten seien aber noch wesentlich schlechter, sagte Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann-Stiftung den PNN. Rechne man Ausfallzeiten, etwa wegen Krankheit, und die Zeiten, die für die Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit aufgewendet werden müssen, hinzu, komme man in Potsdam für Krippenkinder auf einen Personalschlüssel von fast eins zu zehn. Noch dramatischer ist die Lage bei den ab dreijährigen Kitakindern. De facto sei jede Erzieherin für knapp 17 Kinder zuständig – und dies sei noch konservativ gerechnet, sagte Bock-Famulla. Der vom Land gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel liegt in diesem Bereich bei eins zu zwölf.

Kinder in Potsdams Kitas länger betreut

Grund für das Missverhältnis ist laut Bertelsmann-Stiftung das Berechnungsmodell für die Personalkostenzuschüsse. So gehe das Land davon aus, dass etwa jedes Krippenkind nur sechs Stunden pro Tag in der Kita verbringt. Tatsächlich werden viele Kinder aber erst nach acht Stunden, ältere Kinder manchmal sogar erst nach zehn Stunden abgeholt. Da das Land nur die Personalkosten für maximal 7,5 Stunden pro Tag und Kind übernimmt, entsteht so ein riesiger Überhang von Betreuungsstunden, die die Kitaträger nicht bezahlt bekommen. Allein für Potsdam hat Bertelsmann eine wöchentliche Summe von mehr als 15.000 Stunden errechnet.

Wie berichtet will die rot-rote Landesregierung zwar den Personalschlüssel landesweit erhöhen: 420 Erzieherstellen im Krippenbereich sollen noch in diesem Jahr zusätzlich geschaffen werden, 500 kommen im nächsten Jahr für die Drei- bis Sechsjährigen hinzu. Auch Potsdam soll von dieser Regelung profitieren. Die Stadt werde in diesem Jahr rund 853 000 Euro zusätzlich bekommen, sagte Bildungsministeriumssprecher Florian Engels den PNN. Insgesamt erhält die Stadt vom Land damit in diesem Jahr fast 5,8 Millionen Euro für das Personal der freien Kita-Träger. Den Trägern reicht diese Regelung allerdings nicht aus. Sie fordern eine weitaus deutlichere Aufstockung der Landesmittel.

Potsdam arbeitet an neuer Kitafinanzierung

Doch auch die Stadt müsse ihre Zuschüsse erhöhen, sagte Bettina Stobbe vom Paritätischen Landesverband Brandenburg, der in Potsdam die Kita „Sonnenschein“ im Zentrum Ost betreibt. Die Betriebskostenabrechnungen etwa seien ein „mittleres Kunststück“, weil es keine klaren Richtlinien dafür gebe, welche Kosten erstattet würden und welche nicht. Bei einzelnen Trägern seien die Betriebskostenabrechnungen der letzten drei Jahre noch offen. Vielfach treffe man sich auch vor Gericht. Der Paritätische etwa habe die Stadt auf Übernahme der Kosten für ein Sonnensegel verklagt, das angeschafft wurde, damit die Kinder nicht in der prallen Sonne spielen müssten. Letztlich habe man sich verglichen, so Stobbe. Klagen dieser Art gebe es viele. Die Träger fordern von der Stadt vor allem die Übernahme der Kosten für Hausmeister- und Reinigungsdienste und Küchenpersonal.

Im Rathaus dämpft man allerdings allzu hohe Erwartungen. Die Stadt arbeitet derzeit an einer neuen Kitafinanzierungsrichtlinie, die im kommenden Jahr in Kraft treten soll. Eine Beteiligung an den Kosten für Reinigungs- und Hausmeisterdienste werde geprüft, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Allerdings bedürfe es einer Einzelfallprüfung. Nicht jede Kita habe den gleichen Bedarf.

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