zum Hauptinhalt
In Potsdam gibt es mehrere Bücherschränke zum kostenlosen Büchertausch - hier das Exemplar im Volkspark.

© Andreas Klaer

Von Potsdam lernen: Sparen mit den Schlümpfen

Die Bundesregierung steht nach dem Verfassungsgerichtsurteil vor einem Millarden-Haushaltsloch. Unsere Autorin hat ein paar Tipps für geldbörsenschonende Aktivitäten in Potsdam.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Wir müssen aus weniger Geld mehr machen, sagte unser kluger Bundesfinanzminister. 60 Milliarden sind futsch, jedenfalls hat das mit der sogenannten Umwidmung nicht geklappt. Ich dachte zwar immer, das Prinzip heißt „linke Tasche, rechte Tasche“ und wäre normal. Jetzt also sparen.

Wie man mit Millionenlöchern in Hosentaschen lebt, wissen wir in Potsdam. Und auch, wie man es sich trotzdem gut gehen lassen kann. Kostenlos und gesund ist beispielsweise das Eisbaden, es stärkt die Nerven und spart Warmwasser. Die aktuelle Temperatur des Heiligen Sees wird täglich von einem ansässigen Winterbader analog mit Kreide auf einen Baum geschrieben, die Badestelle ist gut frequentiert.

Tipp zwei ist der kostenlose, sehr gut sortierte Bücherschrank am Platz der Einheit. Hier ist für jeden was dabei: Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags, Jeder stirbt für sich allein, Wege aus der Wüste, Die Löwen kommen, Das Evangelium nach Johannes und „Weib und Macht. Fünf Millionen Urgeschichte der Frau“ von 1985. Der Tagesspiegel schrieb in der Rezension: „Bereichernd wie beunruhigend“.

Sparen lässt sich auch beim Fernsehen, Tipp drei, der RBB macht‘s vor. Neulich liefen die besten Hits der 1970er Jahre, unzensiert. Nach der Tagesschau sangen ein alter Mann und ein kleines Mädchen „Schön ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein“; Frank Schöbel und Chris Doerk baggerten am Ostseestrand Frauen an, „Schau mal da, die Kleine, sie geht ganz alleine“; Lena Valaitis im Folklorelook romantisierte einen eselreitenden Straßenmusiker und Didi Hallervorden und Helga Feddersen teilten sich eine Badewanne. Der Knaller war das Schlumpflied. Als Bewohner der Kanzlerstadt schaut man das mit besonderem Interesse. Und ich habe endlich verstanden, dass es gar nicht um die Schlümpfe geht, sondern um Vader Abraham und seine stoische Ruhe. „Und nun alle zusammen!“

Die Kolumne Pyanissimo erscheint jeden zweiten Dienstag und kommentiert das Potsdamer Stadtgeschehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false