zum Hauptinhalt

Potsdamer auf der Berlinale: Von New York bis Nordnorwegen

Am Donnerstag wird die Berlinale eröffnet: Auch Filmschaffende aus Potsdam sind mit im Rennen um die Bären. Ein Überblick.

Berlin/Potsdam - Die Filme spielen in New York, Berlin oder Wien, in Nordnorwegen, an der Ostsee oder in der brandenburgischen Provinz – und dabei eröffnen sich für die Zuschauer nicht nur geografisch andere Welten: Sie können eintauchen ins Leben einer abgebrühten Taxifahrerin („Tiger Girl“ von Jakob Lass), in den Alltag von polnischen Gastarbeiterinnen in einem Milchhof („Kontener“ von Sebastian Lang) oder die Welt eines alternden Erfolgsschriftstellers auf USA-Tournee („Return to Montauk“ von Volker Schlöndorff). Wenn am morgigen Donnerstag in Berlin die Internationalen Filmfestspiele eröffnet werden, dann sind auch wieder etliche Filmschaffende aus Potsdam vertreten. Das Medienboard Berlin-Brandenburg zählt sogar 21 geförderte Filme im Berlinaleprogramm.

Potsdamer haben Chancen auf Berlinale-Bären

Allein unter den 18 Wettbewerbsfilmen sind drei Werke mit Potsdamern am Start – und haben Chancen auf die Bären-Preise: Der Potsdamer Regisseur und Oscarpreisträger Volker Schlöndorff ist mit „Return to Montauk“ vertreten. Basierend auf einer Novelle von Max Frisch erzählt er darin von einem erfolgreichen Schriftsteller, gespielt von Stellan Skarsgård, der für eine Buchpremiere nach New York reist und dort auf eine alte Liebe – Nina Hoss – trifft. Ebenfalls Bären-Chancen hat der Potsdamer Tristan Göbel: Der Nachwuchsschauspieler aus „Tschick“ spielt bei der Berlinale eine Hauptrolle in Thomas Arslans „Helle Nächte“. Arslan erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach dem Tod seines Vaters wieder Kontakt zu seinem Teenagersohn sucht und mit ihm gemeinsam nach Nordnorwegen reist.

Ebenfalls im Wettbewerb ist der Potsdamer Schauspieler Jörg Hartmann zu sehen, bekannt als unberechenbarer Ermittler im Dortmunder „Tatort“ oder Stasi-Offizier in „Weissensee“: Auf der Berlinale ist Hartmann nun Chefredakteur einer Wiener Zeitung – in dem Film „Wilde Maus“, dem Regiedebüt des österreichischen Kabarettisten Josef Hader. Hader und Hartmann sind in der Tragikomödie Gegenspieler: Hader gibt einen Musikkritiker, der nach der unvermittelten Kündigung auf Rache gegen seinen früheren Chefredakteur sinnt.

Drei Werke von Potsdamer Filmstudenten im Wettbewerb

Aber auch in anderen Festivalreihen ist Potsdam vertreten. So feiert Regisseur Matti Geschonneck mit der Literaturverfilmung „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ im Zoo Palast eine Gala-Premiere – gedreht wurde für die DDR-Familiengeschichte, die einen Bogen über vier Generationen spannt, unter anderem in einer Villa am Griebnitzsee.

Mit dabei in Berlin ist auch die Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“: Drei Werke von Filmuni-Studierenden sind zu sehen (PNN berichteten), außerdem zeigt Filmuni-Absolvent Jakob Lass („Love Steaks“) sein neues Werk namens „Tiger Girl“. Darin erzählt er von der Freundschaft zwischen der taffen Taxifahrerin Tiger und Margarete, die eine Ausbildung beim Sicherheitsdienst macht.

Seit einigen Jahren nimmt die Berlinale auch hochwertige internationale TV-Serien ins Programm: Und dort ist in diesem Jahr die Babelsberger Ufa mit dem Dreiteiler „Der gleiche Himmel“ von Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) vertreten. Es geht um eine deutsch-deutsche Agentengeschichte in den 1970er-Jahren: Ein sogenannter Romeo-Agent – Tom Schilling – wird in Westberlin eingeschleust und soll dort das Herz einer NSA-Mitarbeiterin – Sofia Helin – erobern. Das führt zu Verwicklungen auf beiden Seiten der Mauer. Für die für das ZDF produzierte Serie standen unter anderem auch die Potsdamer Schauspieler Hannes Wegener, Anja Kling und Jörg Schüttauf vor der Kamera.

Reihe „Retrospektive“: Auch dabei kann Potsdam nicht fehlen

Auch wenn die Berlinale in der Reihe „Retrospektive“ den Blick zurück in die Filmgeschichte wirft, können Potsdam und Babelsberg nicht fehlen: Fast 100 Jahre alt ist der Science-Fiction-Film „Algol“ von Hans Werckmeister, den das Festival an diesem Samstag zeigt. Er erzählt vom Grubenarbeiter Robert Herne, dessen neuer Kollege Algol sich als Außerirdischer entpuppt. Er vermacht Herne eine Maschine, mit der sich die Strahlen seines Heimatplaneten in Energie umwandeln lassen – dank der Technologie kann sich Herne zum Herrn der Welt aufschwingen. Gedreht wurde für den Film von 1920 unter anderem im Park Sanssouci und am Orangerieschloss.

Den Science-Fiction-Filmen der staatlichen Defa in der DDR widmet sich eine Diskussion in der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz im Rahmen des Festivals am kommenden Mittwoch um 18 Uhr. Erwartet werden der Regisseur Hermann Zschoche, Kameramann Peter Badel und Drehbuchautor Stefan Kolditz, der Eintritt ist frei.

Die Berlinale kommt nach Babelsberg

Wer die langen Schlangen an den Berlinale-Kartenschaltern am Potsdamer Platz vermeiden will, der kann seine Kinokarte übrigens auch an jeder anderen Vorverkaufsstelle, etwa im PNN-Shop in der Wilhelmgalerie, kaufen – jeweils bis zu drei Tage im Voraus. Am Tag selbst sind Karten mit etwas Glück nur noch vor Ort im jeweiligen Kino zu haben.

Am kommenden Mittwoch kommt die Berlinale außerdem nach Babelsberg: Als Berlinale-Kiezkino zeigt das Thalia in der Rudolf-Breitscheid-Straße 50 um 18.30 Uhr den finnischen Film „Toivon tuolla puolen“ – Die andere Seite der Hoffnung – von Aki Kaurismäki, und um 21.30 Uhr Andres Veiels Dokumentarfilm „Beuys“. Das Filmmuseum zeigt im Anschluss an die Berlinale vom 21. bis 25. Februar die Filme der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ – jeweils mit den Filmteams.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false