zum Hauptinhalt
Sanierte und modernisierte Plattenwohnbauten in der „Gartenstadt“ Drewitz Potsdam.

© Andreas Klaer

Versorgungslücke in Potsdam: Viele Berechtigte finden keine Sozialwohnung

Die Zahl der Haushalte, die geförderten Wohnraum bekommen haben, sank 2022 auf 595. Dabei wurden 1957 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt.

Eine preisgünstige Wohnung in Potsdam zu finden, ist bekanntlich schwierig. Eigentlich sollten Menschen mit niedrigem Einkommen dabei Hilfe bekommen in Form einer mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnung - auch Sozialwohnung genannt. Vermittelt werden diese vom Bereich Wohnen in der Stadtverwaltung. Doch das wird offenbar immer schwieriger.

Im Jahr 2022 konnte nach Rathausangaben 595 Haushalten eine geförderte und gebundene Wohnung durch den Bereich Soziale Wohnraumversorgung erfolgreich vermittelt werden. Im Jahr davor waren es noch 606 gewesen, im Jahr 2020 waren es 702. Und im Jahr 2019 konnte 1166 Besitzern eines Wohnberechtigungsscheins eine Sozialwohnung vermittelt werden. Die Tendenz ist also rückläufig.

Um überhaupt dafür infrage zu kommen, muss man einen Wohnberechtigungsschein (WBS) beantragen. Rund 40 Prozent aller Potsdamer Haushalte haben ein Einkommen, das ihnen den Zugang zu gefördertem Wohnraum ermöglichen würde. Jeder vierte dieser Haushalte zählt zur Einkommensgruppe des WBSplus. So hat eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern und einem durchschnittlichen steuerpflichtigen Bruttojahreseinkommen von 62.000 Euro Anspruch auf den WBSplus, ebenso ein Singlehaushalt mit einem steuerpflichtigen Bruttojahreseinkommen von etwa 27.500 Euro.

Wer so einen Schein hat, zahlt für eine geförderte, sanierte oder neu gebaute Wohnung eine Kaltmiete von sieben Euro pro Quadratmeter - das ist deutlich weniger als bei einer Neuvermietung auf dem freien Markt verlangt wird. Mit einem herkömmlichen WBS sind es sogar nur 5,50 Euro pro Quadratmeter. 

1957
Wohnberechtigungsscheine wurden ausgestellt

Die Nachfrage ist hoch. „Im Jahr 2022 wurden 1957 Wohnberechtigungsscheine erteilt, die zum Bezug von öffentlich geförderten oder gebundenen Wohnungen berechtigten“, teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit. In den vergangenen Jahren pendelte die Zahl der erteilten WBS zwischen rund 2200 und 2600. Nur im Jahr 2018 gab es einen Ausreißer nach oben mit 3036 Stück. In jenem Jahr wurden die gesetzlichen Kriterien angepasst, sodass mehr Anträge positiv beschieden wurden. Er gilt in der Regel für ein Jahr.

5,8 Prozent des Bestandes sind Sozialwohnungen

Dabei gibt es in Potsdam gar nicht so wenige Sozialwohnungen. „Mit Stand 31. Dezember 2022 gab es in Potsdam 5580 Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen“, teilt die Verwaltung mit. Bei insgesamt 95.755 Wohnungen in der Stadt sind das immerhin 5,8 Prozent des Bestandes. Auch diese Zahl schwankt etwas. Zwar waren es 2022 fast 300 mehr als im Vorjahr, doch 2018 waren es noch mehr als 6100. Vermitteln kann das Wohnungsamt ohnehin nur die Wohnungen, die auch frei werden oder ganz neu sind.

Das System der Mietpreisbindung beruht auf zinsverbilligten Förderkrediten. Immerhin hat das Interesse von Bauherren daran zugenommen. Früher war die kommunale Wohnungsholding Pro Potsdam lange Zeit fast der einzige Nutzer. Inzwischen sind nach Rathausangaben auch Genossenschaften und einige private Bauherren dabei. „In Zukunft werden nach heutigem Stand mehr als 350 bereits vereinbarte weitere Bindungen entstehen.“ Doch laufen die Kredite aus, beispielsweise nach 20 Jahren, endet auch die Mietpreisbindung.

Eine kleine Entlastung gibt es inzwischen immerhin durch das sogenannte Baulandmodell. Dabei werden auch private Investoren verpflichtet, Wohnungen zu günstigen Mieten anzubieten, falls die Stadt neue Baugebiete ausweist. Der dabei entstehende Wertzuwachs soll zum Teil für die Schaffung von Sozialwohnungen verwendet werden. Anfang 2017 hatten die Stadtverordneten das Baulandmodell beschlossen, doch jahrelang tat sich nicht viel. Nun sind wie berichtet die ersten 150 Wohnungen nach diesem Modell fertig. Ob das so weitergeht, ist allerdings fraglich: Die deutlich gestiegenen Baupreise fressen sozusagen den Wertzuwachs auf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false