„Tyre Extinguishers“ in Potsdam aktiv: Klima-Aktivisten lassen Luft aus Reifen von SUVs

Klima-Aktivisten der „Tyre Extinguishers“ haben in Potsdam bei mehr als 30 Autos die Luft aus den Reifen gelassen. Betroffen waren SUVs in Babelsberg. Das berichteten Anwohner den PNN. Demnach klemmten am Montagmorgen unter anderem in der Domstraße, aber auch in der Karl-Marx-Straße Flugblätter der international agierenden Gruppe unter den Scheibenwischern.

Im Bereich des Weberplatzes und in der Lessingstraße waren die Aktivisten ebenfalls aktiv. Das teilte die Polizei den PNN auf Nachfrage mit. 38 Autos seien betroffen, hieß es seitens der Polizeidirektion West. Es wurden Anzeigen wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung aufgenommen. Den Angaben zufolge wurden bisher keine Schäden an den Fahrzeugen festgestellt. Die ersten Betroffenen hatten sich gegen 6.20 Uhr bei der Polizei gemeldet. Da die Taten nach Angaben der Polizei einen politischen Hintergrund wahrscheinlich erscheinen lassen, hat der polizeiliche Staatsschutz die weiteren Ermittlungen übernommen. 

In dem Flyer heißt es unter anderem: „Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto. Wir haben dies getan, weil das Herumfahren in städtischen Gebieten mit einem riesigen Fahrzeug enorme Folgen für andere hat.“

Psychologische Studien würden zeigen, dass SUV-Fahrer im Straßenverkehr eher zu Risiken neigen. SUVs seien unnötig und reine Eitelkeit. „Deshalb haben wir diese Maßnahme ergriffen. Sie werden keine Schwierigkeiten haben, sich ohne ihren Spritfresser fortzubewegen, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, so die „Tyre Extinguishers“.

Nach Angaben der Gruppe sind SUVs die zweitgrößte Ursache für den weltweiten Anstieg der Kohlendioxidemissionen in den vergangenen zehn Jahren.

SUV-Hochburg Potsdam

Laut einer Statistik hat Potsdam bundesweit die höchste Quote an Sports Utility Vehicles (SUV). Gemäß einer Analyse aller 2022 über Check24 abgeschlossenen Kfz-Versicherungen handelte es sich in Potsdam in 17,3 Prozent der Fälle um SUVs. Das blieb auch den „Tyre Extinguishers“ nicht verborgen, die diese Nachricht in den sozialen Medien verbreiteten.

Bei Twitter versahen sie den entsprechenden Post Ende Mai mit dem Satz: „Jemand hier, der bereit für etwas Spaß ist?“ Eine Frage, die man auch als Aufforderung verstehen kann, in Potsdam die Luft aus Autoreifen zu lassen. Auch in Berlin und anderen deutschen Städten waren die „Tyre Extinguishers“ schon aktiv. In Potsdam-West hatten Unbekannte Anfang Juni die Luft aus den Reifen von mehr als 30 Autos gelassen. Betroffen waren Fahrzeuge unterschiedlicher Größe. Ob zwischen den Vorfällen ein Zusammenhang besteht, ist Gegenstand der Ermittlungen.

Der Name „The Tyre Extinguishers“ bedeutet übersetzt so viel wie „Die Reifenlöscher“ und dürfte auf „fire extinguisher“, also Feuerlöscher, anspielen. Ihren Ursprung hat die Gruppe in Großbritannien. Dort war sie nach eigenen Angaben erstmals im März 2022 aktiv. Die Aktivisten geben an, im Namen des Klimas, der Gesundheit und der öffentlichen Sicherheit zu handeln.