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Das Terrassenhaus in der Nutheschlange.

© Ottmar Winter

Update

Streit um Nutheschlange: Terrassenhaus darf abgerissen werden

Das Landgericht hat entschieden: Das Terrassenhaus der Nutheschlange am Potsdamer Humboldtring kann ohne Zustimmung der Architekten Doris und Hinrich Baller abgerissen werden.

Potsdam - Die städtische ProPotsdam kann das sogenannte Terrassenhaus der Wohnanlage Nutheschlange am Humboldtring wie geplant abreißen. Dem Architektenehepaar Doris und Hinrich Baller stehen keine Ansprüche auf Urheberrecht zu, sagte Richterin Ilona Junge-Horne am Potsdamer Landgericht bei der Urteilsverkündung in dem Rechtsstreit am Mittwoch. Das Interesse der ProPotsdam, die als kommunales Wohnungsbauunternehmen entsprechend der Kommunalverfassung die Aufgabe des sozialen Wohnungsbaus wahrnehme, überwiege hier. Dass der für den sozialen Wohnungsbau errichtete Zweckbau derzeit unbewohnbar ist, sei unstrittig. Die ProPotsdam darf das Grundstück neu bebauen. Die Kosten des Verfahrens müssen laut Gerichtsentscheidung zu 30 Prozent die ProPotsdam und zu 70 Prozent die Ballers tragen.

ProPotsdam-Sprecherin Winkler: "Etappenziel erreicht"

Doris Baller, die als einzige Vertreterin der Streitparteien zur Urteilsverkündung anwesend war, zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht. Zur Frage, ob sie und ihr Mann in Berufung gehen werden, wollte sie sich noch nicht äußern. Man werde erst die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann entscheiden, sagte sie den PNN am Nachmittag.

Bei der ProPotsdam zeigte man sich vorsichtig erfreut. "Wir haben ein Etappenziel erreicht", sagte Unternehmenssprecherin Anna Winkler auf PNN-Anfrage. Die konkrete Planung für den Abriss des Terrassenhauses und den vorgesehenen Neubau werde man aber erst angehen, wenn das Urteil auch rechtskräftig ist. Man werde nun die schriftliche Urteilsbegründung und mögliche weitere Schritte der Gegenseite abwarten.

Initiative Nutheschlange will weiter für Erhalt kämpfen

Für den Erhalt des Hauses macht sich seit langem auch eine Anwohnerinitiative stark. Deren Vertreterin Julia Laabs äußerte sich auf PNN-Anfrage enttäuscht: „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass es eine andere Lösung geben muss als den Abriss.“ Schon aus Klimaschutzgründen müsse Wohnraum im Bestand gewartet und genutzt werden. Wegen des angespannten Wohnungsmarktes sei Wohnraum dringend nötig – „und zwar jetzt und nicht erst in vielen Jahren“. Die Initiative werde weiter für den Erhalt kämpfen: „Wir hoffen, dass ein Umdenken stattfindet.“

Der jahrelange Rechtsstreit ist mit dem Urteil zu einem überraschend klaren vorläufigen Ende gekommen. Noch im Herbst 2021 stand ein möglicher Vergleich zwischen der Pro Potsdam und den Ballers im Raum (PNN berichteten). Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte den jahrelangen Konflikt 2019 mit dem Vorschlag eines Erbbaupacht-Modells für das Haus lösen wollen. Eine solche Lösung zur Sanierung des Hauses hatte das Ehepaar Baller befürwortet, war aber mit den von der ProPotsdam geforderten Bedingungen nicht einverstanden. Auch ein von der ProPotsdam vorgelegtes Vergleichsangebot sei indiskutabel gewesen, sagte Doris Baller am Mittwoch.

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