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Der Mindestlohn und auch der fehlende Nachwuchs sind für die Potsdamer Taxibranche problematisch.

© A. Klaer

Taxibranche in Potsdam: Taxifahren soll teurer werden

Mit dem jetzigen Tarif können die Potsdamer Taxiunternehmen nicht kostendeckend arbeiten. Die Stadtverwaltung strebt einen Beschluss für eine weitere Tariferhöhung noch in diesem Jahr an. Eine Erhöhung um zehn Prozent hält der Taxiverband aber für nicht ausreichend.

Potsdam - Die Potsdamer müssen sich auf höhere Taxipreise einstellen. Das ist das Fazit eines von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Situation der Taxiunternehmen in Potsdam. Momentan sei das Rathaus in Gesprächen mit der Taxigenossenschaft und den beiden Taxiverbänden über die Details der Tariferhöhung, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage. Ziel sei es, eine neue Taxitarifverordnung noch vor der Sommerpause von der Stadtverordnetenversammlung beschließen zu lassen.

Hintergrund ist ein Antrag auf Tariferhöhung, den die Taxiunternehmer im vergangenen Jahr gestellt haben – unter anderem als Reaktion auf den 2015 eingeführten gesetzlichen Mindestlohn. Denn zwar war in Potsdam der Taxitarif zum Jahr 2015 nach sechs Jahren erstmals wieder erhöht worden. Bei den Berechnungen hatte der Mindestlohn seinerzeit aber noch keine Rolle gespielt. Mit dem Tarif reagierte die Stadt lediglich auf gestiegene Kosten für Kraftstoff, Reparaturen und Haftpflichtversicherung. Das Fazit des neuen Gutachtens: Mit dem aktuellen Tarif können die 97 Potsdamer Taxi-Unternehmer mit den insgesamt 174 konzessionierten Taxis nicht kostendeckend arbeiten.

Einschaltgebühr für alle Kunden gleich - für den Taxiverband ist das eine veraltete Regelung

Diskussionsbedarf gibt es aber noch bei den Schlussfolgerungen. Die im Gutachten vorgeschlagene Tariferhöhung um zehn Prozent hält man beim Taxiverband Potsdam, der nach eigenen Angaben rund 50 Potsdamer Taxiunternehmen vertritt, für nicht ausreichend. Mit einer solchen pauschalen Erhöhung werde das Problem nicht beseitigt, sagte Harry Kortschlag vom Taxiverband Potsdam den PNN: „Die Tarifstruktur muss verbessert werden.“ Für „total veraltet“ hält er etwa die Regelung, nach der die sogenannte Einschaltgebühr für alle Kunden gleich ist – egal, ob sie am Halteplatz einsteigen oder das Taxi per Telefon gerufen wird und so einen Anfahrtsweg hat. „Das ist ein Mehraufwand.“ Momentan liegt die Einschaltgebühr in Potsdam bei 3,50 Euro, für Fahrten mit mehr als fünf Fahrgästen bei 7 Euro.

Auch die Wartezeiten für Taxiunternehmer zwischen verschiedenen Aufträgen müssten bei der Berechnung künftig besser berücksichtigt werden. „Das muss mit dem Kilometerpreis oder dem Bereitstellungspreis abgegolten werden – anders geht’s nicht“, so Kortschlag. Werde das nicht berücksichtigt, bliebe den Unternehmen letztlich nur der Verzicht auf vorgehaltene Fahrzeuge – und damit ein Serviceeinschnitt.

Wartezeiten bis zu 60 Minuten nicht ungewöhnlich

Wie berichtet ist es bereits jetzt in Potsdam in den Abend- und Nachtstunden teilweise unmöglich geworden, überhaupt ein Taxi in vertretbarer Zeit zu bekommen. Wartezeiten zwischen 30 und 60 Minuten seien nichts Ungewöhnliches, wie auch die Taxigenossenschaft zuletzt bestätigte. In der Tourismus-, Hotel- und Veranstaltungsbranche war man angesichts dieser Entwicklung bereits besorgt.

Der Mindestlohn ist laut Kortschlag aber nur einer der Gründe für die Taxikrise. Den Mindestlohn müssten Unternehmen an ihre Fahrer zahlen, egal ob diese tatsächlich Kunden fahren oder nicht, erklärte er. Das habe bereits bei vielen Unternehmen zum Umdenken geführt. Arbeitszeiten von angestellten Fahrern seien reduziert worden – mit dem Ergebnis, dass Taxis nicht mehr zu jeder Tageszeit problemlos und schnell verfügbar sind. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten hat noch einen anderen Trend ergeben, wie Stadtsprecher Brunzlow erklärte: Es zeichne sich ab, dass es immer weniger Vollzeitbeschäftigte und dafür mehr geringfügig Beschäftigte Taxifahrer in Potsdam gibt.

Mehrere Taxifahrer sind in Rente gegangen - und der Nachwuchs fehlt

Kortschlag sieht die Branche auch vor einem generellen Nachwuchsproblem. Es gebe kaum noch Interessenten für den Beruf: „Die Nachfrage ist im Keller.“ Als Grund für das ausbleibende Interesse sieht er das schlechte Image des Berufs, die Arbeitszeiten in den Nachtstunden und an den Wochenenden sowie die vergleichsweise bescheidene Entlohnung. Gleichzeitig seien in Potsdam aber mehrere Taxifahrer in Rente gegangen. Statt wie früher rund 280 Taxifahrer gebe es dafür mittlerweile nur noch rund 200, so Kortschlag. Aus seiner Sicht handelt es sich aber um ein Problem, das die gesamte Dienstleistungsbranche in Deutschland betrifft.

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