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Daumen hoch. S. Arndt (r.) mit Regisseur O. Roehler in Karlovy Vary.

© M. Thomas

Potsdamer Produzent berufen: Stolz wie Oscar

X-Filme-Produzent Stefan Arndt wurde in die Oscar-Academy eingeladen: Der Potsdamer entscheidet künftig mit über die Filmpreise

Potsdam hat bei den Oscar-Verleihungen ab sofort ein Wörtchen mitzureden: Der Babelsberger Filmproduzent Stefan Arndt („Cloud Atlas“, „Das weisse Band“) ist von der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences als neues Mitglied eingeladen worden, wie die Academy in Los Angeles bekannt gab. Arndt kann damit künftig jedes Jahr seine Stimme bei der Wahl der Oscar-Preisträger abgeben. Der 1927 gegründeten Oscar-Academy gehören nach eigenen Angaben mehr als 6000 Filmschaffende an. Die von ihr verliehenen Preise gelten als wichtigste Auszeichnung in der Filmbranche.

Stefan Arndt wurde von der Ehre überrascht: „Ich freue mich natürlich sehr darüber“, sagte der Wahlbabelsberger am gestrigen Sonntag den PNN nicht ohne Stolz. „Besonders freut mich, dass ich ausgewählt wurde, ohne mich dafür beworben zu haben“, erklärte Arndt, der noch am Samstag gemeinsam mit Oskar Roehler dessen neuen Film „Die Quellen des Lebens“ beim Filmfestival im tschechischen Karlovy Vary vorgestellt hatte und der den Termin mit einem anschließenden Kurzurlaub in Prag verband.

Die Aufnahmeregeln der Oscar-Academy sind streng: Neue Mitglieder brauchen mindestens zwei Fürsprecher aus den Reihen der Academy, die demselben Berufszweig angehören – so können zum Beispiel nur Regisseure andere Regisseure empfehlen. Nur Oscar-Nominierte oder Oscar-Preisträger kommen auch ohne eine solche Empfehlung als neue Mitglieder in Betracht. Wer tatsächlich aufgenommen wird, darüber wird in einem zweistufigen Prozess entschieden. Das letzte Wort hat die Academy-Leitung, die aus Vertretern aller 16 Film-Berufszweige besteht.

In diesem Jahr erhielten insgesamt 276 Filmschaffende eine Einladung: Arndt befindet sich dabei in guter Gesellschaft unter anderem mit den Schauspielerinnen Milla Jovovich („Resident Evil“) und Emmanuelle Riva – sie spielte in dem von Arndt mitproduzierten und Oscar-belohnten Drama „Liebe“ von Michael Haneke die Hauptrolle –, mit dem Musiker Prince, dem „Simpsons“-Erfinder und Comiczeichner Matt Groening, dem iranischen Regisseur Jafar Panahi sowie Arndts Produzentenkollegen Veit Heiduschka und Margaret Menegoz – das Dreigestirn produzierte gemeinsam sowohl „Das weisse Band“ als auch „Liebe“ von Regisseur Michael Haneke. Alle neuen Mitglieder werden laut Academy im September bei einem Emfang offiziell begrüßt.

Stefan Arndt, der 1961 in München zur Welt kam, begann seine Karriere im Filmgeschäft Anfang der 1980er-Jahre als Kinobetreiber. Zwischenzeitlich war er auch Chef des Babelsberger Thalia. 1994 gründete er gemeinsam mit den Regisseuren Wolfgang Becker, Dani Levy und Tom Tykwer die Produktionsfirma X Filme Creative Pool. Unter diesem Dach entstanden unter anderem „Das Leben ist eine Baustelle“, „Good Bye, Lenin!“, „Lola rennt“ oder „Das weisse Band“.

Für seine Filme wurde Arndt vielfach ausgezeichnet – unter anderem zehn Europäische Filmpreise, 30 Deutsche Filmpreise, zwei Goldene Palmen in Cannes und den Oscar für „Liebe“ stehen auf seiner Meritenliste. Das von Arndt mitproduzierte und auch in Babelsberg gedrehte Epos „Cloud Atlas“ von den Wachowski-Geschwistern („Matrix“) und Tom Tykwer gilt mit einem Budget von 100 Millionen Euro als teuerster deutscher Film aller Zeiten.

Arndt war 2003 Mitgründer und bis 2009 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie, einem Pendant zur amerikanischen Academy. Mit seiner Ehefrau, der Produzentin und X-Filme-Verleihchefin Manuela Stehr, lebt er seit Jahren in Babelsberg. 

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