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So soll’s werden. Das Modell zeigt die Siegerentwürfe für das erste Karree in der Mitte, den sogenannten Block III. Mitte 2019 sollen die einzelnen Projekte Baureife haben, die Gesamtfertigstellung ist für 2021 geplant.

© Andreas Klaer

Premiumlage für 10 Euro: Schlossblick muss nicht teuer sein

Fast zwei Drittel der Wohnungen in der Potsdamer Mitte sollen unterhalb des Mietspiegels vermietet werden. Das hat selbst die Pro Potsdam überrascht.

Von Peer Straube

Potsdam - Wohnen mit Blick aufs Stadtschloss oder die Nikolaikirche für weniger als zehn Euro – der Anteil vergleichsweise günstiger Wohnungen im nächsten Bauabschnitt der Potsdamer Mitte wird höher als gedacht. Bei fast zwei Drittel der mehr als 100 geplanten Wohnungen im Block III zwischen Altem Markt und verlängerter Schwertfegerstraße liegt die Nettokaltmiete bei maximal zehn Euro pro Quadratmeter, insgesamt ein Viertel sind sogar Sozialwohnungen mit Mieten von 5,50 oder sieben Euro. Diese Zahlen nannte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke am Mittwoch vor Journalisten.

Damit seien die Erwartungen weit übertroffen worden, sagte er. Das allein spreche für das gewählte Verfahren, die insgesamt neun Grundstücke im Karree an den Mann zu bringen. Wie berichtet waren sie zum Festpreis vergeben worden, ausschlaggebend waren neben der Architektur vor allem die Art der Nutzung sowie der Anteil preisgünstiger Wohnungen, den die Interessenten zu schaffen bereit waren. Ein solches Verfahren habe es seines Wissens noch nie irgendwo in Deutschland gegeben, so Nicke.

Knapp die Hälfte des Wohnquartiers wird von Genossenschaften gebaut

Mehr als die Hälfte des gesamten Wohnraums im Quartier von knapp 10 000 Quadratmetern werde von Genossenschaften gebaut, sagte Nicke. Weitere 21 Prozent seien Selbstnutzer oder private Investoren, nur 23 Prozent entfielen auf Projektentwickler. Auch diese Verteilung sei überraschend, so Nicke. Die Potsdamer Mitte werde „kein Luxusquartier“, das sei jetzt sichergestellt.

„Der Wettbewerb hat sich gelohnt“, zeigte sich auch Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) zufrieden. Zugleich stellte er den Fahrplan für die weitere Entwicklung vor. Da die Verhandlungen mit allen sieben Bauherren, die das Karree entwickeln, erfolgreich abgeschlossen seien, könnten die Stadtverordneten noch vor der Sommerpause der Vergabe zustimmen. Damit erfolgt noch kein endgültiger Verkauf, sondern eine sogenannte Anhandgabe, eine Veräußerung unter Vorbehalt. Die Bauherren müssen ihr Projekt binnen sechs Monaten genehmigungsreif haben, also den Bauantrag stellen. Halten sie sich dabei an die vertraglich fixierten Vorgaben, wird das jeweilige Grundstück nach Erteilung der Baugenehmigung ihr Eigentum. Wenn nicht, hat die Stadt noch Einfluss, kann beispielsweise Vertragsstrafen verhängen oder das Grundstück an einen Nachrücker vergeben. Damit sich die Entwicklung nicht wie bei der Alten Fahrt über viele Jahre hinzieht, gibt es eine weitere Auflage: Jedes Bauvorhaben muss binnen zwei Jahren nach Erteilung der Baugenehmigung vollendet sein.

Das Karree soll für 65 Millionen Euro errichtet werden - und in zwei Jahren fertig sein

Damit sich die Bauherren bei dem beengten Platz nicht ins Gehege kommen, hat die Pro Potsdam eine zentrale Baulogistik ausgeschrieben, einen Manager, der alle Bauvorhaben koordinieren und zeitlich aufeinander abstimmen soll. Für maximal drei Baukräne sei dort Platz, erklärte Nicke die Schwierigkeiten. Selbst der Baustellenverkehr ist geregelt. Damit die Laster nicht zusätzlich die Stadt verstopfen, wird jedem Fahrer ein bestimmtes Zeitfenster zugeordnet, wann er auf die Baustelle darf – ein Prinzip, das auch Museen gern anwenden, wenn besonders publikumsstarke Ausstellungen gezeigt werden. Die Lkw sollen auch nicht leer zurückfahren, sondern bereits angefallenen Abfall oder nicht mehr Benötigtes wieder abtransportieren.

Insgesamt geben die sieben Bauherren rund 65 Millionen Euro für die Errichtung des Karrees aus, Planung und Grundstückskauf nicht eingerechnet. Nicke rechnet mit einem Baubeginn 2019. Zwei Jahre später soll alles fertig sein. Parallel wolle man 2020 mit der Vergabe des nächsten Blocks, jenes am Bildungsforum, begonnen werden. Ob dort das gleiche Verfahren wie beim Block III angewendet wird, müssten die Stadtverordneten entscheiden, so Nicke. 

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Kommentar: In Potsdams Mitte entsteht ein Wohnviertel mit günstigen Wohnungen. Wer jetzt noch davon redet, dass die Potsdamer Mitte ein Luxusquartier wird, lebt in einer Parallelwelt, kommentiert PNN-Redakteur Peer Straube

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