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Nachhaltige Bewirtschaftung des Park Marquardt Potsdam.
Lars Schmäh, komm. Fachbereichsleiter Klima, Umwelt und Grünflächen, informiert gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverein Potsdam über die nachhaltige, ökologische Bewirtschaftung des Park Marquardt unter anderem durch die dort neu eingeführte Schafbeweidung.

© Andreas Klaer

Schafe erobern Schlosspark Marquardt in Potsdam : Gegen die Öko-Rasenmäher gibt es Widerstände

Die Stadt Potsdam stellt auf ökologische Beweidung um. Welche Vorteile das hat und welche Bedenken es gibt.

Neuerdings wird im Schlosspark Marquardt geblökt. 27 schwedische Guteschafe mähen seit dem Frühjahr die historischen Wiesen und sorgen für Begeisterung bei vielen Parkbesuchern. Zwar werden die Gotlandschafe nicht so oft fotografiert, sind aber ebenso fotogen wie ihre Verwandten im Schlosspark Sanssouci. Die Tiere wirken eher neugierig als scheu und laufen gerne auf Menschen und Kameras zu. Gefüttert werden dürfen sie aber nicht. Sie sollen ja ihren Appetit beim Wiesenmähen stillen.

Mit der Beweidung werde ein Beschluss der Stadtverordneten zur Förderung der biologischen Vielfalt in städtischen Grünanlagen umgesetzt, sagt Lars Schmäh, Leiter des Fachbereichs Umwelt, Klima und Grünflächen. Für fünf Jahre beauftragt wurde der Verein für Landschaftspflege der Potsdamer Kulturlandschaft. Die 27 Schafe grasen auf fünf wechselnden Teilbereichen mit insgesamt fünf Hektar Fläche. Andere Bereiche des Parks seien nicht geeignet für eine Beweidung, so Schmäh. Schnell zählt der Amtsleiter die vielen Vorteile der natürlichen Beweidung auf.

Die Beweidung ist nachhaltiger und besser für die Umwelt.

Lars Schmäh, Fachbereichsleiter für Umwelt, Klima und Grünflächen.
Amtsleiter Lars Schmäh zählt die Vorteile der natürlichen Beweidung mit Schafen auf.
Amtsleiter Lars Schmäh zählt die Vorteile der natürlichen Beweidung mit Schafen auf.

© Andreas Klaer

„Die Beweidung ist nachhaltiger und besser für die Umwelt“, erklärt Schmäh. Durch die Schafe werde die biologische Vielfalt erhöht. Einzelne Kräuter blieben stehen, durch die Wolle würden Blütensamen verteilt, die Hufe lockerten den Boden statt ihn zu verdichten. Im Ergebnis werde nicht nur die Pflanzenvielfalt erhöht. Auch Amphibien, Reptilien, Insekten und viele Vogelarten würden neue Lebensräume finden.

Die Guteschafe sind besonders genügsam. Fünf Hektar Fläche stehen im Schlosspark Marquardt für die Tiere zur Verfügung.
Die Guteschafe sind besonders genügsam. Fünf Hektar Fläche stehen im Schlosspark Marquardt für die Tiere zur Verfügung.

© Andreas Klaer

Nur weil der personelle Aufwand größer ist, sind die natürlichen Rasenmäher teurer als Maschinen. Durch die Verwaltung müssten jedoch Bedenken ausgeräumt werden, die es auch im Ortsbeirat gegeben habe. „Dabei melden sich zwei Fraktionen bei uns“, sagt Schmäh. Die einen bevorzugten kurzgeschnittene Wiesen und fragten, wofür sie denn Steuern zahlen. Die anderen wollten wissen, warum die Wiesen nicht ganz ohne Mahd wachsen dürfen. Dann aber würden die Wiesen verstrauchen und irgendwann zu Wald, erklärt Schmäh. Intensiv bekämpft werde bereits die Ausbreitung des schnell wachsenden Götterbaums.

Wertvolle natürliche Düngung durch Schafe

Schäferin Hannah Becker betont die Bedeutung der natürlichen Düngung durch die Schafe, die ihre Wolle verlieren, also nicht geschoren werden. Die Wolle wird zu Dünger oder von Vögeln für den Nestbau gesammelt. Die Dunghaufen der Schafe seien Lebensräume für viele Käfer und andere Arten, von denen sich wiederum Vögel ernähren. Auf einer der Wiesenabschnitte, die schon beweidet wurden, blühen jetzt Schafgarbe und Wegwarte. Wenn die freundlichen Schafe, die ursprünglich von der schwedischen Insel Gotland stammen, jetzt auch noch Besucher nach Marquardt locken, gibt es also zahlreiche Vorteile der natürlichen Beweidung.

Nichts gedeiht ohne Pflege.

Wolfgang Grittner, Ortschronist, zitiert Peter Joseph Lenné.
Ortschronist Wolfgang Grittner (84) hielt einst selber Schafe im Schlosspark Marquardt.
Ortschronist Wolfgang Grittner (84) hielt einst selber Schafe im Schlosspark Marquardt.

© Andreas Klaer

Dabei ist die Schafhaltung im Schlosspark nicht neu. „Ich hatte hier schon in den 70er- und 80er-Jahren Schafe“, sagt Wolfgang Grittner. Marquardts Ortschronist wohnt direkt neben dem Schlosspark, mit Blick auf die grasenden Schafe. Er habe damals sechs Schafe und einen Bock gehalten. „Die hatten die beste Wolle, die ich selbst gesponnen habe.“ Allein mit der Wolle eines Schwanzes habe er den Scherer bezahlen können. Heute können Schäfer in Deutschland nicht mehr allein von Wolle oder Fleisch leben. Sie sind darauf angewiesen, für die Landschaftspflege bezahlt zu werden.

Für die Parkpflege in Marquardt stehen insgesamt 100.000 Euro zur Verfügung, dazu gehört auch der Baumschnitt. Die Beweidung mit Schafen sei ganz im Sinne des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, sagt Grittner. „Nichts gedeiht ohne Pflege“, sei dessen Motto gewesen. Vor 200 Jahren wurde der Schlosspark von Lenné geplant. Das soll am 30. September ab 11 Uhr in Marquardt mit der Lenné Akademie gefeiert werden.

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