zum Hauptinhalt
Viel Blech. Seit der Eröffnung des Museums Barberini wird der Alte Markt, eine Parkverbotszone, immer öfter von Autos zugestellt. Experten fordern ein Leitsystem, das die Besucher zu den umliegenden Parkhäusern lenkt. Die Stadt arbeitet an einem entsprechenden Konzept, das auch mehr Aufenthaltsqualität bringen soll.

© A. Klaer

Alter Markt in Potsdam: Rundreisen um den Obelisken

Nach der Eröffnung des Museums Barberini wird der Verkehr am Alten Markt zum Problem. Es ist nicht das einzige.

Von Peer Straube

Potsdam - Lange Schlangen vor dem Museum Barberini, parkende Autokolonnen auf dem Alten Markt, fehlende Toiletten, Bänke und Abfalleimer: Zwei Wochen nach der Eröffnung der neuen Attraktion in Potsdams Mitte fordern Tourismusexperten dringend eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf dem wichtigsten Platz der Stadt.

Der Besucheransturm auf das neue Museum reiße nicht ab, sagte Raimund Jennert, Chef der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMTS), den PNN. Immer wieder hielten Autos direkt vor dem Barberini, wo sie dann aber keinen Parkplatz fänden. Stattdessen werde auf dem Alten Markt geparkt, wo das Ordnungsamt dann Knöllchen verteilt.

Reisebusse sollten zum Bassinplatz geleitet werden

Ein Verkehrsleitsystem, das die Autofahrer zu den umliegenden Parkhäusern, etwa im Hauptbahnhof lenkt, müsse rasch installiert werden. Die Museumsbesucher dürften gar nicht erst über die Humboldtstraße oder die Straße Am Alten Markt zum Museum gelangen, sondern müssten vorher abgefangen werden. Zudem forderte Jennert ein Durchfahrtsverbot für Busse, das für beide genannten Straßen gelten soll. Schon im letzten Sommer, lange vor der Eröffnung des Museums also, habe man immer wieder Reisebusse beobachten können, deren Fahrer den Obelisken umrunden, um das Vehikel zu wenden. Die Reisebusse sollten stattdessen gleich zum Busparkplatz am Bassinplatz geleitet werden. Von dort müssten die Besucher dann zum Alten Markt laufen, so Jennert. Die Entfernung sei durchaus zumutbar. Der Platz sei schließlich vor allem für Fußgänger und Radfahrer gedacht.

Doch auch für diese Hauptklientel müsse es Verbesserungen geben. Nach wie vor gebe es viel zu wenige Fahrradstellplätze. „Und nicht wenige Barberini-Besucher kommen mit dem Fahrrad.“ Jennert ist Augenzeuge der Zustände vor Ort: Die PMTS betreibt bekanntlich neben dem Museum eine Touristen-Information. Weiterhin fehle es an Abfallbehältern und ausreichend Sitzbänken. Eine Verbesserung könnte schon erreicht werden, wenn man die Steinquader am Rande des Platzes mit einer Holzauflage versehe, schlug der PMTS-Chef vor. Zustellen dürfe man ihn allerdings nicht. „Der Alte Markt lebt durch seine räumliche Qualität“, sagte Jennert. Es sei daher sinnvoll, ihn für Veranstaltungen und vor allem Gastronomie zu nutzen. Weitere Cafés und Restaurants soll es ja geben – allerdings erst in ein paar Jahren, wenn die Fachhochschule abgerissen und das Quartier in historischen Strukturen neu bebaut ist.

Neben Bänken und Mülleimern fehlt eine öffentliche Toilette

Auch das Museum Barberini selbst wünscht sich mehr Aufenthaltsqualität. Neben Bänken und Mülleimern fehle es auch an einer öffentlichen Toilette, erklärte Barberini-Sprecherin Johanna Köhler auf Anfrage. Auch die Reisebusse sind ein Thema: Die beiden in der Nähe gelegenen Stellplätze am Filmmuseum seien längst nicht ausreichend, um den steigenden Bedarf abzudecken. Man sei allerdings über all diese Probleme in konstruktiven Gesprächen mit der Stadt.

Tatsächlich arbeitet man im Rathaus bereits an einer Lösung. Derzeit werde an einem Konzept getüftelt, wie man die Verkehrsströme lenken und die Aufenthaltsqualität steigern könne, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN. Auch der Bau einer öffentlichen Toilette sei geplant – voraussichtlich neben dem Filmmuseum in der Schloßstraße. Brunzlow verwies zudem auf die Toiletten in den Häusern am Platze, die deren Besucher nutzen könnten. Ausarbeiten soll das Konzept das Architekturbüro, das seinerzeit den Wettbewerb zur Gestaltung des Alten Marktes gewonnen hatte. Viele Maßnahmen könnten allerdings erst greifen, wenn die Bauarbeiten am Platz abgeschlossen sind – also die FH abgerissen und das Gelände neu bebaut ist. In diesem Zuge würden auch zwei neue Grünflächen angelegt: der Steubenplatz neben dem Landtagsschloss und die Fläche des ehemaligen Blücherplatzes hinter dem Alten Rathaus, die heute als Baustelleneinrichtung für den vom Berliner Unternehmer Abris Lelbach geplanten Wohn- und Geschäftskomplex in der Brauerstraße genutzt wird. Dort könnten dann beispielsweise auch neue Bänke aufgestellt werden.

Der Alte Markt sei eine Parkverbotszone

Gastronomische Angebote gebe es am Platz schon jetzt einige, sagte Stadtsprecher Brunzlow unter Verweis auf die Cafés im Alten Rathaus und im Museum Barberini sowie die Restaurants am Otto-Braun-Platz und in der Humboldtstraße. Über eine Aufstockung der Zahl der Außenplätze im Sommer könne man durchaus reden, sofern die Platzverhältnisse dies zuließen. Weitere Lokale kämen mit dem Lelbach-Projekt und der neuen Straßenzeile anstelle der Fachhochschule noch hinzu.

Gegen die auf dem Markt parkenden Museumsbesucher will die Stadt – abgesehen vom Verteilen von Knöllchen – vorerst nichts unternehmen. Der gesamte Platz sei eine Parkverbotszone, stellte Brunzlow noch einmal klar. Die entsprechenden Schilder, die in Höhe der Nikolaikirche aufgestellt wurden, seien für jedermann deutlich erkennbar. Bis auf Weiteres werden also auch Ordnungsamtsmitarbeiter regelmäßig zur Belebung des Alten Marktes beitragen. (mit Henri Kramer)

+++

Dass das neue Museum Barberini viele Besucher anlocken wird, war schon seit Monaten klar. Für ein Verkehrskonzept für den Alten Markt hätte es genug Zeit gegeben. In Potsdam ist so eine Planungslücke nicht neu, meint PNN-Autorin Sabine Schicketanz.

++++

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false