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Mehr Vielfalt ins Zentrum. Potsdams Einzelhandel steht im Brandenburg-Vergleich gut da, wie eine neue Studie ergibt. Die Industrie- und Handelskammer sieht trotzdem noch Potenzial – etwa wenn es um sogenannte innenstadtrelevante Sortimente“ also unter anderem Bekleidung und Lederwaren, geht.

© Andreas Klaer

Einzelhandel in Potsdam: Potsdamer Kaufkraft steigt - allerdings kommt sie nicht bei allen Potsdamer Händlern an

Kaufkraft und Einzelhandelsumsätze in Potsdam sind wieder gestiegen. Aber es gibt auch noch Baustellen.

Potsdams Einzelhandel steht gut da: In den vergangenen fünf Jahren sind die Umsätze um 36 Prozent gestiegen, gleichzeitig gab es auch bei den Ladenflächen einen Zuwachs um 17,7 Prozent. Das geht aus einer Studie zum Einzelhandel im Land Brandenburg hervor, die das in Leipzig und Lübeck beheimatete Beratungsunternehmen Cima im Auftrag der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg, des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg sowie der Landesregierung durchgeführt hat. Demnach erhöhte sich auch die verfügbare Kaufkraft in Potsdam im besagten Zeitraum um 29,7 Prozent auf nunmehr 167,7 Millionen Euro.

Allerdings kommt den Potsdamer Einzelhändlern nicht mehr die gesamte vorhandene Kaufkraft zugute: Die sogenannte Einzelhandelszentralität, mit der die Statistiker dieses Verhältnis beziffern, liegt laut der Studie nur noch bei 91. Laut Zahlen der Stadtverwaltung hatte es der Wert im Jahr 2013 noch über die 100er-Marke geschafft. Anlass zur Sorge sei der Rückgang aber nicht, wie Wolfgang Cornelius von der Händlervereinigung AG Innenstadt Potsdam den PNN sagte. Angesichts der Sogwirkung von Berlin mit dem großen Angebot, aber auch besseren Rahmenbedingungen etwa mit mehr verkaufsoffenen Sonntagen liege der Wert im üblichen Rahmen: „In der Nachbarschaft zu Berlin ist einfach nicht mehr rauszuholen.“ Der höhere Wert im Jahr 2013 sei auf vorübergehend gestiegene Aktivitäten im Möbeleinzelhandel zurückzuführen. Bei der nicht ganz ausgeschöpften Kaufkraft spiele neben dem Berlinfaktor auch der zunehmende Online-Handel eine Rolle, sagt Malte Gräve, Handelsreferent bei der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK). Die im Online-Sektor erwirtschafteten Umsätze wurden für die Studie nicht berücksichtigt.

Im Landesvergleich sieht Potsdam damit immer noch gut aus: Der Durchschnitt für ganz Brandenburg liegt bei 83, der Landkreis Potsdam-Mittelmark leider am stärksten unter der Abwanderung von Kaufkraft – mit einem Zentralitätswert von nur 62. Brandenburg an der Havel schafft als einziger Standort im Land den Sprung über die 100 und kommt auf 117: In den dortigen Geschäften wird also mehr ausgegeben, als an Kaufkraft in der Stadt vorhanden ist.

Beim Umsatz liegen Potsdams Einzelhändler vorn: Im vergangenen Jahr machten die 1037 Einzelhandelsbetriebe in Potsdam laut der Studie insgesamt 886,3 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zu 2011. Die Studienautoren führen das auf ein verbessertes Angebot unter anderem durch die Ansiedlung von leistungsstarken Filialisten und den Bevölkerungszuwachs zurück.

Für den einzelnen Unternehmer stellten sich die Zahlen allerdings nicht immer so positiv dar, betont Wolfgang Cornelius von der AG Innenstadt. Denn im Vergleichszeitraum seien auch die Kosten, insbesondere die Mieten in den guten Lagen, „sehr stark gestiegen“. Das Umsatzplus in Potsdam führt er vor allem auf den Umbau der Bahnhofspassagen zu einem Einkaufszentrum seit 2013 und die Modernisierung des Stern-Centers zurück.

IHK-Handelsreferent Malte Gräve sieht für Potsdams Einzelhandel trotz der vergleichsweise guten Ergebnisse noch Potenziale: Es müsse darum gehen, den Einzelhandel noch weiter ins Zentrum zu bekommen. Zwar steht Potsdam in dieser Frage im Brandenburg-Vergleich schon gut da – 63 Prozent der Geschäfte befinden sich im Zentrum der Stadt oder der Stadt- und Ortsteile. Aber im Deutschland-Vergleich sei selbst bei Berücksichtigung des Berlinfaktors noch „Luft nach oben“. Zwar gebe es in Potsdam ein relativ gut ausgebautes Nahversorgungsnetz, bei sogenannten innenstadtrelevanten Sortimenten – dazu zählen etwa Bekleidung und Schuhe – gebe es aber noch Potenzial. Die IHK fordert dafür ein Gesetz für die Errichtung sogenannter Business Improvement District (BID) – Wirtschaftsentwicklungsquartiere –, wie es sie in anderen Bundesländern gibt. Ziel ist wie berichtet die Aufwertung von Quartieren unter Beteiligung und finanzieller Mitwirkung der Eigentümer und Unternehmer.

Cornelius sieht die größte Herausforderung in der Online-Konkurrenz. Der stationäre Handel müsse im Netz präsent sein, aber gleichzeitig „den Vorteil ausnutzen, dass der Kunde die Ware bei ihm vorher sehen, anfassen und sich direkt informieren kann“. Als große Chance für sieht er die Tendenz, dass Banken Filialen in Einkaufsstraßen aufgeben. Dadurch könnten auch in Potsdam attraktive Flächen für den Handel frei werden.

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