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Der Hauptsitz der Potsdamer Stadtwerke in der Steinstraße.

© Henri Kramer

Potsdam spürt die Energiekrise: Stadtwerke erhöhen auf breiter Front die Preise

Kunden des städtischen Versorgers EWP müssen sich auf höhere Kosten für Gas, Fernwärme und Strom einstellen. Die Bundeshilfen dämpfen den Anstieg.

Die Stadtwerke müssen ihre Preise für Strom, Gas und Fernwärme auf breiter Front erhöhen. Das erfuhren die Mitglieder des Hauptausschusses am Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil des Gremiums, am Donnerstag folgte eine Pressemitteilung. So müssen sich Verbraucher ab Anfang 2023 auf Preiserhöhungen zwischen 20 und 60 Prozent einstellen. Die Preise werden aber durch die geplante Energiepreisbremse des Bundes gedrosselt - auf Werte um die zehn Prozent.

Der Hauptgrund für die Erhöhungen seien die hohen Preise am Strom- und Gasmarkt, hieß es. Präsentiert wurden den Stadtverordneten im Ausschuss nach PNN-Recherchen Beispielrechnungen des Stadtwerke-Versorgers Energie und Wasser Potsdam (EWP). Demnach müssten sich Gaskunden, die jetzt rund 18.000 Kilowattstunden verbrauchen, auf knapp 85 Euro Mehrkosten pro Monat einstellen - ein Plus von 44 Prozent. Wegen der erwarteten Gasbremse des Bundes verringern sich diese Zusatzkosten auf knapp 16 Euro, was pro Jahr einen Gesamtbetrag von rund 190 Euro bedeuten würde.

60
Prozent höhere Kosten für Fernwärme

Bei der Fernwärme mit einem Verbrauch von 11.000 Kilowattstunden rechnete der Konzern vor, dass Verbraucher dann ohne Bundeshilfe fast 70 Euro pro Monat mehr zahlen müssten - ein Plus von 60 Prozent. Dank der Preisbremse könnten sich diese Zusatzkosten auf etwa 15 Euro absenken.

Ebenso stellten die Stadtwerke die Preissteigerungen für Stromkunden mit 1800 Kilowattstunden vor. Demnach würden hier ohne Bundeshilfe fast 14 Euro extra fällig pro Monat, mit Preisbremse sind es noch fast sechs Euro. Laut EWP-Chef Eckard Veil könne man „Auswirkungen dieser Bremse allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in die Preisgestaltung einrechnen, da der Gesetzgeber die konkreten Rahmenbedingungen noch nicht ausgestaltet hat“. Zudem erinnerten die Stadtwerke daran, dass die Dezember-Rechnung für Gas und Fernwärme vom Bund übernommen werde.

Das EWP-Preisniveau bei Gas und noch stärker bei Strom liege aber unter dem von Konkurrenten am Markt, hieß es im Ausschuss mit Blick auf Mitbewerber wie Montana oder auch Vattenfall. Man sei „sehr umsichtig und sorgfältig an die jetzigen Preisanpassungen herangegangen“, hieß es in der EWP-Mitteilung. Ferner kündigte man für alle EWP-Kunden einen Energiesparwettbewerb „EWP Energiesparjahr“ an.

Immense Zusatzbelastung bei der Preisberechnung

Zugleich machten die Stadtwerke-Vertreter im Ausschuss die immensen Zusatzbelastungen deutlich, die dem Unternehmen durch die Umsetzung der staatlichen Preisbremse entstehen: Nicht nur durch mehr als 60.000 Kundeninformationsschreiben, sondern auch wegen der individuellen Ermittlung der Entlastungsbeträge für alle Kunden und der Umstellung der Computersysteme, was allein bis zu 100.000 Euro kosten dürfte.

Dazu gab es am Donnerstag erste politische Reaktionen. So nannte die Fraktionsspitze von Sozial.Die Linke die „Preiserhöhung unvermeidlich, um die explodierenden Kosten aufzufangen und eine wirtschaftliche Schieflage zu verhindern“. Nur einer langfristigen Beschaffungsstrategie der EWP sei es zu verdanken, dass die Preise nicht noch höher seien. Die Steigerungen zeigten aber auch, dass die Hilfsmaßnahmen von Bundes- und Landesregierung „nicht ausreichen und zu spät kommen“, hieß es weiter. Der Bund müsse auch die kommunalen Unternehmen vor den Verwerfungen auf dem Energiemarkt wirksamer schützen, so die Forderung der Linken.

Stadtwerke vor Millionendefizit

Tatsächlich wurden im Ausschuss auch negative Krisenfolgen für das Ergebnis der Stadtwerke bekannt, gerade durch höhere Energiekosten und die Inflation. Man werde das kommende Jahr wohl mit einem Minus von knapp sieben Millionen Euro abschließen, hieß es - bei einem Zuschuss von der Stadt in Höhe von mehr als 21 Millionen Euro, die aus Landesmitteln gespeist sind. Für 2022 liegt der Verlust bei etwas über drei Millionen Euro.

Bei den Stadtwerken sind dabei gleich mehrere Entwicklungen negativ. Während der Versorger EWP 2021 noch rund 34 Millionen Euro Gewinn machte, werden für 2023 nur noch knapp 20 Millionen prognostiziert, unter anderem auch wegen höherer Personalkosten und erwarteter Ausfälle, wenn Kunden zum Beispiel nicht mehr zahlen können. Der ohnehin zuschussbedürftige Verkehrsbetrieb erhöht ferner seine Verluste im nächsten Jahr voraussichtlich auf fast 33 Millionen Euro, das Minus liegt fast neun Millionen Euro höher als 2021. Grund seien vor allem die Energiepreise, hieß es. Die schlagen auch bei den Potsdamer Bäderbetrieben mit 700.000 Euro extra pro Jahr zu Buche, hieß es.

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