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Der PNN-Newsletter - heute von Marion Kaufmann.

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Potsdam Heute, 17. November 2023: Der bekannteste Schrei der Welt

Die wichtigsten Termine, die interessantesten Themen und News. Alles, worüber Potsdam spricht, im PNN-Newsletter „Potsdam Heute“.

Guten Morgen,

ist Ihnen angesichts der Weltlage derzeit auch manchmal zum Schreien zumute? Dann sollten Sie ins Museum Barberini gehen. Dort ist ab morgen der bekannteste Schrei der Welt zu sehen. Aber dazukommen wir noch.
Die Weltlage mit ihren Kriegen und Konflikten, sie spiegelt sich auch in Brandenburg wider. Aussagen wie „Free Palestine“ und „Israel ist selber schuld“ begegnen der Kleinmachnower Politiklehrerin Katrin Schöning seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober in ihren Klassen. „Ich war nach zwei Wochen physisch und psychisch ausgepowert. Ich fühle mich alleingelassen“, sagt Schöning.

Emotional schilderte sie am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion zu Antisemitismus in Brandenburg, moderiert von PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz, ihren Alltag in der Schule. Eingeladen zu der Expertenrunde hatte die F.C. Flick Stiftung ins Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam. 

„Wir haben einen deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten“, sagte Brandenburgs Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller auf dem Podium, wie Redakteurin Katharina Golze - neu bei uns im Team - berichtet. Doch diese Taten gebe es nicht erst seit dem Hamas-Massaker, so Müller. Im Regelfall seien es rechtsextremistische antisemitische Straftaten. „Die größte Bedrohung ist der Rechtsextremismus im Land Brandenburg“, so der Verfassungsschutzchef. „Wir brauchen die Sichtbarmachung der Mehrheitsmeinung der deutschen Bevölkerung, die Demokratie und Pluralismus und keinen Antisemitismus will“, appellierte Müller.

Diese Appelle, vor allem an die jüngere Generation, sind offenbar nötig, besieht man sich die Zahlen bei der Solidaritätskundgebung für Israel vergangenen Sonntag auf dem Alten Markt. Etwa 300 Leute waren gekommenAras-Nathan Keul, Präsidiumsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die zur Kundgebung aufgerufen hatte, zeigte sich enttäuscht. Er hätte sich eine viel größere Beteiligung gewünscht. „Wo waren die jungen Menschen, die Eltern mit Kindern, die Schulklassen?“, fragte er. „Die Leute gehen für so viele Themen auf die Straße, aber das hier ist ein Armutszeugnis.“

Zuvor hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf der Bühne berichtet, dass es auch in der jüdischen Gemeinde Potsdams eine neue Angst vor Antisemitismus gebe. „Das Gefühl der Sicherheit der jüdischen Bürgerinnen und Bürger auch in unsere Stadt ist nicht mehr da“, sagte Schubert.

Und auch der Vorfall, der sich nach der Kundgebung abgespielt haben soll, wirft kein gutes Licht auf das weltoffene Potsdam, die Stadt mit eigenem Toleranzedikt. Zwei Potsdamer waren, so schilderten sie es meinem Kollegen Klaus D. Grote am Sonntag vor Ort, nach der Kundgebung in die nahegelegene „L’Osteria“ am Otto-Braun-Platz gegangen.

In dem Lokal seien sie vom Kellner aufgefordert worden, das auf einer Bank abgelegte Israel-Fähnchen „besser wegzunehmen“. Gäste und Mitarbeiter würden sich dadurch gestört fühlen. Die beiden verließen daraufhin das Lokal. Eine schlüssige Erklärung oder gar Entschuldigung der beliebten Restaurantkette blieb bislang aus.

Auch im heutigen Newsletter:

  • Mehr als nur „Der Schrei“: Munch im Barberini
  • Der Weihnachtsmann nimmt wieder Briefe an
  • Neuer Bauminister wird vereidigt, Parteitag der Potsdamer SPD: Ausblick auf die kommenden Tage, Veranstaltungshinweise und ein Gastrotipp
  • Person der Woche: Potsdams Literatur-Orakel Carsten Wist

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