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Vermisster Junge in Potsdam: Polizei stellt Großsuche nach Elias ein

Die Polizei hat am Sonntag die groß angelegte Suche im Potsdamer Stadtteil Schlaatz nach dem vermissten sechsjährigen Elias eingestellt. Weil die intensive Suche mit einem Großaufgebot bisher keinen Erfolg hatte, hieß es. Nun ermittelt die Soko "Schlaatz" weiter.

Schlaatz - Von dem vor eineinhalb Wochen in Potsdam verschwundenen sechsjährigen Elias fehlt weiter jede Spur. Und die Polizei hat nach eigener Darstellung alles ihr Mögliche getan, um ihn zu finden. Nichts anderes jedenfalls bedeuten die Aussagen von Michael Scharf, Vize-Chef der Polizeidirektion West, und von dem Leiter der Soko „Schlaatz“, Sven Mutschischk, in einer am Sonntagabend verschickten Pressemitteilung. Überschrieben war sie mit: „Intensive Suche abgeschlossen – Soko Schlaatz ermittelt weiter“.

Auch am Sonntag durchkämmten Beamte die Gegend

Schon am Samstagabend war das Flüsschen Nuthe am Rande des Wohngebietes Schlaatz, wo Elias mit seiner Mutter wohnte, von der Polizei nach massivem Einsatz von Technik für abgesucht erklärt worden. Am Wochenende kam dort ein 18 Tonnen schwerer Bagger des Bundeswehr-Pionierbataillons aus Havelberg (Sachsen-Anhalt) zum Einsatz, weil Spürhunde mehrmals an der Nuthe angeschlagen hatten. Der Bagger hat deshalb die Ufer des Gewässers umgegraben, Spürhunde wurden dann auf den Schlamm angesetzt – jedoch ohne Erfolg. 

Parallel und auch noch am Sonntag durchkämmten Beamte Wälder und Wiesen am Schlaatz. Auch Keller und sogenannte Kollektorgänge – begehbare Leitungsgänge unter der Plattenbausiedlung – wurden erneut abgesucht. Insgesamt waren am Sonntag 110 Beamte im Einsatz, in der vergangenen Woche waren es noch 160 bis 170 pro Tag. „Wir kontrollieren überall dort, wo wir noch nicht waren“, sagte eine Polizeisprecherin noch am Sonntagnachmittag. Bis dahin waren bei der Polizei mehr als 630 Hinweise eingegangen. „Es ist keine heiße Spur dabei“, sagte die Sprecherin. Zudem wurden mögliche Zeugen vernommen.

Die Suche in der Nuthe war die letzte große Hoffnung

Doch die letzte, ganz große Hoffnung, einen entscheidenden Hinweis, eine heiße Spur, sogar Elias selbst zu finden, hatten die Ermittler wohl auf die Maßnahmen an der Nuthe gesetzt. Wenn mehrfach alles abgesucht wurde und es keine neuen Hinweise gibt, sei absehbar, dass die Suchaktionen zurückgefahren werden, sagte die Sprecherin schon am frühen Sonntagnachmittag. Um 16 Uhr dann kamen Ermittler und Einsatzleiter zur Lagebesprechung in ihrer Einsatzzentrale zusammen. Und sie entschieden, die große Suche bis auf Weiteres abzubrechen. 

Dass es darauf hinauslaufen würde, hatte Direktions-Vize Scharf hatte bereits Anfang vergangener Wochen angedeutet. Dass die Polizei aber nicht genug getan hat – das wollten sich Scharf und sein Soko-Chef Mutschischk selbst nicht vorwerfen lassen. "Alle bisherigen intensiven Suchmaßnahmen und Ermittlungen führten bisher nicht zum Auffinden von Elias“, sagte Mutschischk. Und Scharf ergänzte, die Polizei habe das „nähere Wohnumfeld bis auf wenige Bereiche komplett absuchen“ können. Allen Hinweisen zu den Suchmaßnahmen sei die Polizei nachgegangen. „Damit beenden wir die intensive Suche mit der Bereitschaftspolizei“, sagte Scharf.

Selbst der Schlaatzer Müll wurde durchsucht

Und so legten die beiden leitenden Beamten am Sonntagabend auch eine vorläufige Bilanz vor: 1750 Beamte waren im Einsatz, die Nuthe, Wiesen, Wälder wurden abgesucht, Anwohner befragt. Selbst der gesamte Hausmüll aus dem Stadtteil Schlaatz in der Müllverbrennungsanlage Schwedt (Uckermark) wurde durchforstet. Auch Altkleidercontainer und Mülltonnenplätze im gesamten Stadtgebiet wurden geprüft.

Die 60 Ermittler der Soko „Schlaatz“ würden nun weitere Hinweisgeber befragen, die restlichen der mehr als 630 Hinweise abarbeiten und weiter Videoaufzeichnungen und Fotos von Überwachungskameras sichten. Noch keine Reaktion gab es auf den Aufruf, dass vier Jungen, die zum Zeitpunkt des Verschwindens von Elias in der Nähe gespielt haben sollen, sich bei der Polizei melden sollen. Allerdings wurden im Zuge der Suchmaßnahmen am Freitag und Samstag insgesamt drei Cannabis-Plantagen am Schlaatz ausgehoben, wie die Polizei weiter mitteilte. Entsprechende Strafverfahren seien eingeleitet worden, hieß es.

War es ein Unglück oder ein Verbrechen?

Elias ist am 8. Juli vom Innenhof seines Wohnhauses verschwunden. Er war mit Erlaubnis seiner Mutter um 17 Uhr dorthin spielen gegangen. Gegen 18.33 Uhr bemerkte die Mutter, dass ihr Sohn fort war, um 19.12 Uhr alarmierte sie die Polizei. 

Seither war die Polizei täglich mit bis zu 170 Beamten – neben Bereitschaftspolizisten auch Taucher und der Kampfmittelräumdienst – im Einsatz, um den Jungen zu suchen. Auch Spezialkräfte aus anderen Bundesländern, die Bundespolizei, Spürhunde und die Feuerwehr waren an der für Potsdam bisher beispiellosen Aktion beteiligt. Eine Spur von Elias aber fanden sie nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass Elias ein Unglück zugestoßen oder er Opfer eines Verbrechens geworden ist. 

Die mobile Polizeiwache bleibt bis Ende der Woche im Schlaatz

Um die Lage in dem Wohngebiet zu beruhigen und für das Sicherheitsgefühl der Anwohner hat die Polizei bereits am Freitag eine mobile Polizeiwache eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt und geöffnet ist. Vor allem besorgte Eltern würden sich dort melden, hieß es. Bis Ende der Woche soll die Wache noch bestehen bleiben. 

Die freiwilligen Helfer stellten am Samstag ihre Arbeit ein: „Unsere Möglichkeiten sind ausgeschöpft“, so eine Sprecherin. Bei einer Lichterkette für Elias nahmen am Sonntag ab 18 Uhr rund 30 Menschen teil. 

In Berlin soll die Suchaktion nach dem Sechsjährigen am heutigen Montag fortgesetzt werden. Nach der ersten Woche schaltet die Initiative „Vermisste Kinder“ nun erneut die offiziellen Suchplakate der Brandenburger Polizei auf 17 digitalen Info-Tafeln, vor allem auf Bahnhofen.

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