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Am Donnerstag durchsuchten Polizisten noch einmal die Nuthe.

© A. Klaer

Vermisster Elias (6) aus Potsdam: Nuthe wird abgesenkt - Suche mit Bagger geht weiter

Suche nach Elias aus Potsdam: Seit Donnerstag durchsucht die Polizei mit einem Bagger die Nuthe, die Aktion wird am Freitag fortgesetzt. Indes werden Sicherheitsmaßnahmen für eine Ferienaktion am Schlaatz getroffen.

Potsdam - Bei der Suche nach dem vermissten Elias aus Potsdam ist am Freitag der Wasserstand der Nuthe um rund 20 Zentimeter abgesenkt worden. Das soll das Ausbaggern des Schlammbodens erleichtern, wie die Polizei mitteilte. Sie untersucht den Untergrund des Flüsschens im Stadtteil Schlaatz. Gesucht wird an einer Stelle, an der zuvor Hunde angeschlagen hatten. Dort könnte das Kind verschwunden sein. Die Baggerarbeiten hatten am Donnerstag begonnen und waren am Abend unterbrochen worden. Die Arbeiten laufen auf einer Länge von etwa 200 Metern.

Hintergrund: Wie funktioniert das Absenken der Nuthe?

Die Nuthe entspringt im Fläming und fließt der Havel entgegen. Sie hat eine Länge von 66,5 Kilometern. Das Flüsschen fließt auch am Potsdamer Stadtteil Schlaatz vorbei, dort ist es stark begradigt. Für die Sucharbeiten auf dem Grund des Gewässers wurde der Wasserstand der Nuthe nun am Freitag nach Angaben des Landesumweltamtes zwischen 07.00 und 12.00 Uhr vorübergehend um maximal circa 25 Zentimeter abgesenkt.

Die Nuthe ist an mehreren Stellen staureguliert. Für die Absenkung des Wasserpegels wurden nach Angaben des Landesumweltamtes drei Wehre oberhalb von Potsdam angehoben - ein Wehr funktioniert wie ein Schieber, der dann etwas weiter hochgezogen wird. Dadurch wird das Wasser stärker zurückgehalten.

Bei drei Wehren wie in diesem Fall funktioniert das Ganze wie eine Kaskade. Der dahinterliegende Stauraum wird genutzt. Es fließt immer noch ausreichend Wasser an den Staustellen durch, aber eben nicht mehr ganz so viel. Unterhalb der Wehre kommt dadurch weniger Wasser an, und der Wasserstand senkt sich. Dies ist ein ganz langsamer Prozess, so dass auch etwa Fische darauf reagieren und sich in tiefere Bereiche zurückziehen können. (dpa)

Suche nach Elias: Einsatzkräfte durchforsten die Nuthe

Zuvor hatten an der Stelle am Ufer der Nuthe mehrfach Spürhunde angeschlagen, die auch Leichen aufspüren können. Das müsse aber nicht heißen, dass es um den Sechsjährigen gehe, hatten Ermittler noch am Donnerstagvormittag gesagt. Bis zum Abend wurde nichts gefunden.

Der ausgebaggerte Schlamm wurde auf einer Schwimmplattform durchsucht. Dort war auch ein Spürhund im Einsatz. Als Vorsichtsmaßnahme war ein Sprengmeister anwesend – aus Sorge, womöglich auf eine verirrte Weltkriegsbombe zu stoßen. Beteiligt waren Polizisten und Kräfte des Technischen Hilfswerks, mehrere Reporter beobachteten die Aktion. An der Stelle in Höhe der Straße Wieselkiez war nach Polizeiangaben bereits mehrfach mit Tauchern gesucht worden.

Mehrmals wurde die Nuthe abgesucht

Elias ist am späten Mittwochnachmittag vor einer Woche zuletzt auf einem Spielplatz am Inselhof im Wohngebiet am Schlaatz gesehen worden. Die jetzt ausgebaggerte Stelle ist rund 600 Meter vom Inselhof-Spielplatz entfernt. Insgesamt waren – auch im Zuge weiterer Ermittlungen – wieder rund 170 Polizisten im Einsatz. Bereits am Mittwoch hatten Polizisten den Sandkasten am Inselhof umgegraben, aber nur eine Buddelschaufel gefunden. Zuvor hatte es geheißen, Elias habe möglicherweise vor seinem Verschwinden etwas im Sand verbuddelt.

Ein Polizeisprecher bestätigte den PNN, dass in den vergangenen Tagen auch die Mündung von Nuthe in Havel abgesucht wurde – ohne Ergebnis. Der Hintergrund: Die Fließgeschwindigkeit der Nuthe in Richtung Havel ist relativ schnell, wie auch Mitarbeiter des am Nutheufer liegenden Bootsverleihs Jahn gegenüber den PNN einschätzten. Unter anderem sei dort einmal eine ertrunkene Kuh angespült worden, hieß es.

Mehr als 530 Hinweise, aber keine konkrete Spur

Seit Mittwoch vergangener Woche fehlt von Elias jede Spur. Er hatte dem Spielplatz vor der Wohnung seiner Mutter gespielt und war verschwunden, als seine Familie ihn zum Abendessen rufen wollte. Mittlerweile schließen die Ermittler ein Verbrechen nicht mehr aus, nachdem zunächst eher von einem Unglück ausgegangen worden war.

Die Zahl der Hinweise hat derweil weiter zugenommen, inzwischen sind es mehr als 530. Aber dabei sei bisher keine konkrete Spur, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Nach der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am Mittwochabend habe es zusätzliche Hinweise gegeben. In der ZDF-Sendung war ein Foto des vermissten Jungen gezeigt und um Mithilfe bei der Suche nach ihm gebeten worden. Das Verschwinden des Jungen bewegt seit Tagen auch die Kirchengemeinden in Potsdam. Bei den Fürbitten während der Gottesdienste werde auch für Elias und seine Familie gebetet, sagte Potsdams Superintendent Joachim Zehner auf PNN-Anfrage – das ungeklärte Schicksal des Jungen gehe den Tausenden Gemeindemitgliedern sehr nahe, wie er sagte.

Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für Ferienprojekt am Schlaatz

Auswirkungen hat der Fall auf geplante Kinderveranstaltungen. So kündigten die Veranstalter des größten Potsdamer Ferienprojekts „Stadt der Kinder“, das am kommenden Montag am Nuthewäldchen am Schlaatz beginnen soll, für dieses Jahr – in Absprache mit den Behörden – verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. Unter anderem soll am Einlass „sehr genau geschaut“ werden, welche Erwachsenen das Gelände betreten, wie es aus dem Veranstalterteam hieß. Bei dem Projekt bauen bis zu 150 Kinder unter der Anleitung von Helfern ihre eigene Stadt aus Holzbrettern auf. Aus Rücksicht auf die Familie des Vermissten wurde ein Quietscheenten-Rennen auf der Nuthe kurzfristig abgesagt – laut dem Verein Soziale Stadt soll es nun am 9. September stattfinden.

Gerüchte über Spur nach Cottbus nicht bestätigt

Die Ermittler stehen auch im Kontakt mit ihren Kollegen aus Sachsen-Anhalt. Anfang Mai verschwand dort die fünfjährige Inga in der Nähe von Stendal, mehr als 100 Kilometer von der brandenburgischen Landeshauptstadt entfernt.

Immer noch sind auch vielerlei Gerüchte im Umlauf. So wurde am Mittwochabend im sozialen Netzwerk Facebook von einer Tankstelle in Cottbus gemeldet, ein Kind habe dort kurz nach 18 Uhr angeblich aus einem weißen Transporter heraus geschrieen. Bestätigen konnte die Polizei diesen Vorfall allerdings nicht, obwohl man Nachforschungen angestellt habe, wie eine Sprecherin der Cottbusser Polizei den PNN aufAnfrage sagte. Allerdings sei am Mittwoch in Cottbus tatsächlich ein siebenjähriges Mädchen von ihren Eltern zunächst als vermisst gemeldet worden. Sie sei – nach einer Suchaktion mit vielen Helfern – am Abend aber glücklicherweise spielend in der Nähe ihres Zuhauses angetroffen worden. (mit dpa)

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