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Frisch anerkannt. Das Bergmann-Klinikum freut sich über eine Reihe neuer Kolleginnen und Kollegen von den Philippinen.

© Andreas Klaer

Pilotprojekt am Potsdamer Bergmann-Klinikum: Erste philippinische Pflegekräfte anerkannt

Normalerweise dauert es 15 Monate, bis ausländische Fachkräfte in Deutschland anerkannt sind. Durch das Projekt INGA Pflege, das in Potsdam erfolgreich erprobt wird, sind es nur sechseinhalb Monate.

Cherry Mae Santos strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihr Zeugnis entgegennimmt: Die 32-Jährige gehört zu den ersten sechs Philippinerinnen und Philippinern am Ernst-von-Bergmann-Klinikum, die über das Pilotprojekt INGA Pflege eine beschleunigte Anerkennung als Pflegefachkraft erlangt haben. „Ich bin glücklich, dass wir die Prüfung bestanden haben, aber wir müssen noch weiter lernen“, sagt sie. „Die Sprache ist sehr schwierig, aber wir geben unser Bestes, um die Patienten zu verstehen.“

Für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen war das letzte halbe Jahr sehr anstrengend: „Montag und Dienstag hatten wir Unterricht, am Mittwoch Sprachunterricht und am Donnerstag und Freitag Praxis“, sagt der 32-jährige Allan Paul Timoteo. Dank dieses intensiven Programms können er und die anderen nun aber nach nur sechseinhalb Monaten im Bergmann-Klinikum als voll anerkannte Pflegefachkräfte arbeiten.

Auf den Philippinen herrscht ein Überhang an Pflegefachkräften, die Situation ist praktisch umgekehrt wie in Deutschland. Dort gibt es sehr viele junge und gut ausgebildete Leute, die keine Arbeit finden.

Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung des Bergmann-Klinikums

„Normalerweise dauert der Prozess zur Anerkennung ausländischer Fachkräfte im Schnitt 15 Monate“, sagt Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums. „Wir haben gezeigt: Es geht auch schneller.“

Hauptgrund sind die Anforderungen an die Sprachkenntnisse: Normalerweise wird von ausländischen Fachkräften erwartet, dass sie Deutsch auf dem Niveau B2 beherrschen – eine große Hürde, denn die Sprache muss bereits im Heimatland erlernt werden. Bei INGA Pflege hingegen reicht B1 aus, um mit der Arbeit anzufangen. Die Sprachkurse gehen danach aber weiter.

„Es war das erstes Mal, dass wir diese Zusatzausbildung in dieser Form durchgeführt haben, es war schon ein Abenteuer“, sagt Katrin Fromm, die Pflegedirektorin des Klinikums. Aber der Prozess habe gut funktioniert, alle Stellen und Behörden hätten gut zusammengearbeitet.

80 Pflegekräfte sollen aus den Philippinen kommen

INGA Pflege ist ein Anpassungslehrgang, der im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums entwickelt wurde und dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll. Aktuell wird er an drei Standorten in Brandenburg, Sachsen und Hamburg erprobt.

Der Fokus liegt dabei auf den Philippinen, auch wenn es bereits Pläne gibt, INGA Pflege auf andere Länder auszuweiten: „Auf den Philippinen herrscht ein Überhang an Pflegefachkräften, die Situation ist praktisch umgekehrt wie in Deutschland“, so Schmidt. „Dort gibt es sehr viele junge und gut ausgebildete Leute, die keine Arbeit finden.“

Timoteo bestätigt das: „Ich wollte zurück in meinen Beruf, in den Philippinen habe ich nur zwei Jahre in einer Klinik gearbeitet. Meine Freundin empfahl mir, nach Deutschland zu gehen.“ Deutschland gefalle ihm gut, sagt Timoteo. „Außer das Wetter“, fügt er an und lacht.

Er und die anderen haben alle einen Abschluss als Bachelor of Nursing. „Die Ausbildung in den Philippinen ist toll, aber sie ist eben etwas anders als in Deutschland“, sagt Schmidt. „Hier gibt es zum Beispiel einen viel größeren Schwerpunkt auf grundpflegerische Tätigkeiten.“

Kurz nach Weihnachten waren die philippinischen Fachkräfte in Potsdam angekommen. Untergebracht sind sie in klinikeigenen Apartments auf dem Campusgelände. Begleitet werden sie in ihrem Alltag von Mentorinnen und Mentoren, durch gemeinsame Aktivitäten erhalten sie Gelegenheit, sich in das neue Umfeld einzugewöhnen.

Weitere Fachkräfte aus den Philippinen sollen folgen: Drei von ihnen haben im Herbst ihre Prüfung, sechs weitere sollen Ende des Jahres ihre Zusatzausbildung abschließen. Aktuell arbeiten bereits 16 philippinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ernst-von-Bergmann-Klinikum, Ende 2024 sollen es schon 80 sein. „Unsere philippinischen Kolleginnen und Kollegen sind eine große Bereicherung unseres internationalen Teams“, sagte Katrin Fromm.

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