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Von Jana Haase: Ortstermin: Schulspeisung

Die Diskussion um Schulessen kocht momentan wieder hoch: Grund sind angekündigte Preiserhöhungen in Potsdams Schulküchen. Aber wie sieht es dort eigentlich aus? Die PNN haben sich an zwei Schulen umgesehen – mit professioneller Unterstützung

Sie kostet zwischen 1,85 Euro und 2,26 Euro: Eine warme Mittagsmahlzeit an Potsdams Schulen. Das Schulessen ist ein Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt: Momentan sind Verteuerungen im Gespräch (Text unten), gleichzeitig gibt es seit diesem Schuljahr für Kinder sozial schwächerer Familien die Möglichkeit, zum Preis von einem Euro zu essen – unterstützt durch die Stadt. Aber wofür zahlen die Eltern eigentlich? Die PNN haben zwei Schulküchen getestet und dabei auch den Rat eines Fachmannes eingeholt: Dennis Modräger, Chefkoch des Restaurants „Juliette“ in der Jägerstraße 39. Der 32-jährige gebürtige Potsdamer kennt die Anforderungen an Großküchen noch aus seiner Bundeswehr-Zeit, als er 500 Personen bekochte. Das „Juliette“ zählt heute mit 14 Punkten im Gourmetführer „Gault Millau“ zu den Feinschmecker-Adressen Potsdams.

Einstein-Gymnasium, Freitag, 12.25 Uhr: Die große Pause beginnt. In den Fluren wird es lebendig, Schüler streben auf den wintersonnigen Pausenhof – oder in den Keller, wo Küchenfrau Sina Rost in den nächsten 25 Minuten das Essen vom Versorger „Sunshine“ ausgibt. Auf der Treppe riecht es nach einer Mischung aus Zimt und Bockwurst. Was heute wohl serviert wird?

„Sowas ähnliches wie Kartoffelsuppe“, sagt Victor. Der Zwölfjährige rührt lustlos mit dem Löffel auf dem Teller, der bereits mehrere Jahrzehnte in Gebrauch sein muss. Victors Klassenkamerad Torsten hat sich für das zweite Essen entschieden: „Ich glaube, das ist Hühnerfrikassee“, sagt er. Der Blick auf die Karte zeigt jedoch, dass beide nicht ganz richtig liegen: Die vermeintliche Kartoffelsuppe ist „Berliner Löffelerbseneintopf mit Schweinefleischeinlage“, das Frikassee „Kochfisch in Gemüsedillsoße mit Reis“.

Wie es schmeckt? „Lecker“, findet Torsten. „Miserabel“, findet Victor. Die beiden gehen jeden Tag hier essen – sind damit aber eine Minderheit, wie Schulleiter Dieter Born-Frontsberg erklärt: Von insgesamt 760 Schülern und 56 Lehrern nehmen höchstens 80 Leute an der Schulspeisung teil. Der Schulleiter selbst hat das Essen nie probiert – aus Zeitgründen: „Ich weiß nicht, ob es vorzüglich schmeckt oder nicht so gut“, sagt er.

Wir wollen es aber genau wissen und kosten den Erbseneintopf. Die Suppe hat eine pampige Konsistenz, nur vereinzelt gibt es Kartoffel- und Fleischwürfelchen. Vorherrschendes Gewürz: Salz. Statt der trockenen Scheibe Brot wünschte man sich ein Glas Wasser. Ob die Schüler deshalb lieber an der schuleigenen Cafeteria eine Pizza essen oder in der Pause zum nächsten Döner-Laden gehen, wie eine Lehrerin erzählt, die sich mit an den Tisch gesetzt hat?

Sie ist mit dem Schulessen jedenfalls zufrieden – und isst es schon seit den 1990er Jahren: „Es ist abwechslungsreich, man kann sich was aussuchen“, erklärt die sportliche Frau: „Und man wird nicht dick davon“, fügt sie dann lachend hinzu und packt ihre Sachen.

Gegen 12.50 Uhr wird es wieder ruhig, Sina Rost wischt die Tische ab. „Mir macht die Arbeit Spaß“, sagt die 31-jährige gelernte Bürokauffrau. Seit drei Jahren ist sie am Einstein-Gymnasium und kennt die Schüler mittlerweile gut. Und sie weiß, was sie besonders mögen: „Nudeln, die könnte es jeden Tag geben.“

Dortu-Grundschule, Dienstag, 11.25 Uhr: Gleich ist es soweit. Küchenfrau Heike Mitulla steht hinter dem Tresen im frisch renovierten Speisesaal der Dortu-Schule. „Sieht doch nett aus“, sagt Juliette-Chefkoch Dennis Modräger über den Raum mit Klinker-Gewölbe und Wänden in orange und grün. Auf den Tischen liegen Servietten, in den Vasen stehen frische Blumen: „Die liefert die Firma“, sagt Heike Mitulla. Seit zwei Jahren kocht „BlauArt“ für die Dortu-Schule, sagt Schulleiterin Gudrun Wurzler. Etwa die Hälfte der gut 300 Schüler isst hier jeden Tag, weitere 66 essen in der Kita „Froschkönig“, erklärt sie.

11.30 Uhr klingelt es. Schnell füllt sich der Essensraum, es bildet sich eine Schlange. Zum Glück haben wir uns schon unsere Portion gesichert: Kartoffeln mit Spinat und Rührei. „Spinat essen viele Kinder nicht gern, weil es so aussieht“, sagt Dennis Modräger und zeigt auf den Teller. Je länger das Gemüse im Topf liege, desto brauner und bitterer werde es, erklärt der Juliette-Koch: „Aber man muss Spinat nicht pürieren“, sagt er. Für seinen eigenen Rezeptvorschlag (siehe Kasten) würde er das Gemüse in Butter mit Zwiebeln in der Pfanne braten.

Am Ei und an den Kartoffeln hat Dennis Modräger dagegen nichts auszusetzen: „Die Kartoffeln sind gut gekocht, nicht zu salzig“, lautet sein Urteil: „Das Ei ist so wie es sein muss, ordentlich gewürzt.“ Insgesamt sei das Essen „den Umständen entsprechend sehr gut“, resümiert der gebürtige Potsdamer. Und schon sind die 25 Pausenminuten vorbei.

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