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Erste Hitzewelle des Jahres: Wie ist Potsdam vorbereitet? Wann kommen die im Klimaanpassungskonzept/Hitzeschutzkonzept angedachten neuen öffentlichen Brunnen; die Beschattung von Einkaufsstraßen mit Sonnensegeln u.a?

© Andreas Klaer

Maßnahmen gegen die Hitze: Potsdam will Senioren besser schützen

Durch ein Hitzetelefon und eine Karte kühler Orte sollen ältere Menschen besser informiert werden. Für die Vermeidung von Hitzetoten sind aber laut Dezernentin Brigitte Meier weitere Maßnahmen nötig.

In Brandenburg sind zwischen 2018 und 2021 laut einer Schätzung des Statistischen Landesamtes 744 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. Für Potsdam liegen keine Zahlen vor. Städte heizen sich aber durch die Versiegelung besonders stark auf. „Wir wissen, dass die Mortalität gerade bei langanhaltenden Hitzewellen bei Menschen ab 85 Jahren stark ansteigt“, sagte Silvana Bothe-Mittag vom Medizinischen Bevölkerungsschutz am Dienstag. „Wir haben hier einen zwingenden Handlungsbedarf“, betonte die Leiterin des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Kristina Böhm. Die Rolle der Stadt sieht sie in der Beratung und Vorsorge.

Potsdams Amtsärztin Kristina Böhm sieht beim Hitzeschutz „zwingenden Handlungsbedarf“.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Stadt hat deshalb eine Reihe von Maßnahmen zum Hitzeschutz vorgestellt, die für diesen Sommer umgesetzt werden sollen. Der Fokus liegt dabei auf Senioren. „Die Pandemie hat eindrücklich gezeigt, dass gerade Kinder und Senioren als vulnerable Gruppen besonders betroffen sind“, sagte Potsdams Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD). Das gelte auch beim Thema Hitze. Der Klimawandel verstärke Wetterextreme wie Hitzewellen – und damit auch die gesundheitlichen Folgen.

Breit beworbenes Hitzetelefon für Senioren

Bereits gestartet wurde wie berichtet das sogenannte Hitzetelefon. Alle Potsdamerinnen und Potsdamer über 75 Jahren hat die Stadt per Post kontaktiert. Mehr als 13.500 Briefe wurden versandt. Nun können sich die Senioren registrieren. „Die Resonanz ist positiv, innerhalb der ersten Woche haben sich 78 Personen angemeldet“, sagte Bothe-Mittag, die mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom Gesundheitsdienst die Beratung übernimmt. Andere Städte wie Kassel hätten ein ähnliches Konzept bereits umgesetzt, wenn auch in kleinerem Maßstab.

744
Menschen starben in Brandenburg 2018 bis 2021 an Hitzefolgen.

Wer sich registriert hat, wird zunächst in einem längeren Beratungsgespräch über den Schutz bei großer Hitze aufgeklärt. Später erhalten die Senioren bei Hitzewarnungen einen Anruf. Themen der Gespräche seien Maßnahmen im eigenen Zuhause, etwa das Tragen von leichter Baumwoll- oder Leinenkleidung, das Lüften am frühen Morgen oder späten Abend, das Nutzen von Rolläden oder Vorhängen oder das Schlafen im kühlsten Raum.

Die Mitarbeiterinnen des Medizinischen Bevölkerungsschutzes, Silvana Bothe-Mittag, Stephanie Ahr und Anke Zaki mit Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier und Amtsärztin Kristina Böhm (von links).

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Großes Problem, das hätten erste Gespräche bei der Anmeldung gezeigt, sei die Fortbewegung. „Die Wege beispielsweise zum Arzt sind für viele zu weit“, so Bothe-Mittag. Sie empfehle, Termine auf möglichst früh morgens zu legen oder gegen Abend, um zur Mittagshitze in Innenräumen bleiben zu können. Wichtig sei es auch, rechtzeitig ins Gespräch mit dem Hausarzt zu gehen. „Möglicherweise muss die Gabe von Medikamenten angepasst werden“, sagt sie.

Karte kühler Orte mit Parks und Brunnen

Auch bei den anderen Punkten des Planes geht es in erster Linie um eine bessere Kommunikation bereits bestehender Maßnahmen. So sollen an öffentlichen Gebäuden Aufkleber darauf hinweisen, dass Passanten dort kostenlos Leitungswasser in ihre Trinkflasche füllen können. Zudem ist unter www.potsdam.de/hitze eine Karte kühler Orte zu finden, an denen man sich an heißen Tagen aufhalten kann. Diese enthält vor allem Parks und Gärten, in denen Bäume Schatten spenden, sowie öffentliche Brunnen. In diesen soll allerdings künftig das Baden explizit verboten werden, so sieht es die neue Stadtordnung vor.

Auf kühle Innenräume verweist die Karte bislang kaum, neben den kostenpflichtigen Schwimmbädern wird nur die Stadt- und Landesbibliothek erwähnt. Kirchen, klimatisierte Einkaufszentren oder Museen sind aktuell nicht verzeichnet, werden lediglich in den Tipps beispielhaft genannt.

Die Karte mit kühlen Orten in Potsdam ist ein Teil der Maßnahmen zum Hitzeschutz.

© Landeshauptstadt Potsdam/Landeshauptstadt Potsdam

Laut Vorlage für die Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch sind für die Maßnahmen des Kurz-Konzepts Hitzeschutz in diesem und dem kommenden Jahr jeweils etwas mehr als 50.000 Euro eingeplant. Umfangreiche Baumpflanzungen oder Beschattung durch Sonnensegel sind in diesem Rahmen nicht vorgesehen.

Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier betonte jedoch, es handle sich bei den vorgestellten Maßnahmen um einen ersten Aufschlag. „Wir starten in diesem Jahr, werden das aber ausweiten“, sagte sie. Auch Kinder sollten künftig neben älteren Personen in den Fokus genommen werden. Amtsärztin Kristina Böhm bemerkte trocken, die Maßnahmen würden „sicher nicht die Welt retten“. Sie setzten aber Impulse, selbst besser vorzusorgen.

Besonders wichtig für die Vermeidung von Hitzetoten in der Zukunft ist es in den Augen von Brigitte Meier, künftig Pflegeheime und Krankenhäuser flächendeckend mit Kühlanlagen auszustatten. „Bislang ist das nicht Pflicht, der Bund müsste hier Vorgaben machen“, forderte Meier. Neben Klimaanlagen kämen mit kaltem Wasser gefüllte Deckenkühlanlagen infrage. Viele Einrichtungen in Potsdam seien derzeit nicht mit derartigen Anlagen ausgerüstet – das werde aber von Jahr zu Jahr notwendiger.

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