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Extreme Hitze gab es in Potsdam auch im vergangenen Jahr.

© Andreas Klaer

Update

Potsdams Kampf gegen die Hitze: Operation „Zapfhahn“ und eine Karte der kühlen Orte

Die erste Trockenperiode des Jahres hat begonnen: Die Landeshauptstadt setzt auf Trinkwasser in Verwaltungsgebäuden und mehr Informationen für ältere Menschen.

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Mit dem neuen Projekt „Zapfhahn“ und Informationskampagnen will das Rathaus gerade die ältere Bevölkerung der Stadt besser vor den Folgen sommerlicher Hitzewellen schützen. Darüber hat das Gesundheitsamt jetzt die Potsdamer Stadtverordneten in einem entsprechenden Kurzkonzept informiert. Die Handlungsempfehlungen decken demnach vor allem den Bereich „Risikokommunikation“ für besonders gefährdete Gruppen ab, heißt es in der Vorlage. Darin enthalten sind allerdings auch einige Selbstverständlichkeiten.

Insofern sollen die Maßnahmen schon ab diesem Sommer greifen. Einer der Projekttitel lautet „Zapfhahn“. Dabei handelt es sich um das - vermutlich jetzt schon mögliche - kostenfreie Angebot von Trinkwasser in allen öffentlichen Gebäuden der Stadt, was ab Juni offiziell möglich sein soll. Besucher könnten dann „ihr eigenes Trinkgefäß unentgeltlich mit erfrischendem Leitungswasser in handelsüblichen Mengen auffüllen“, heißt es in dem Konzept.

Leitungswasser ist Trinkwasser und gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland.

Aus dem Kurz-Konzept zu den geplanten gesundheitlichen Hitzeschutzmaßnahmen in der Landeshauptstadt

Alle Gebäude der Stadt, die diesen Service anbieten, sind demnach mit einem entsprechenden Schild oder Aufkleber versehen und auch in einer neuen Stadtkarte der kühlen Orte auf der zentralen Webseite der Stadt unter www.potsdam.de verzeichnet. In dieser Karte sollen zunächst zum Beispiel Schwimmbäder, öffentliche Gebäude wie Museen, Bibliotheken oder Kirchen, Parks, Grünanlagen und auch Friedhöfe aufgeführt werden.

Vorstellbar ist laut dem Gesundheitsdienst – nach Prüfung der rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten – auch die Erweiterung des Wasserangebotes auf Geschäfte, Gastronomie und medizinische sowie Kultureinrichtungen. Auch der Aufbau weiterer Trinkwasserbrunnen könnte langfristig eine Option sein, heißt es in dem Papier.

Hitzetelefon für Senioren

Etabliert werden soll ab Juni auch ein Hitzetelefon für ältere Menschen über 75 Jahren, hier geht es um rund 20.000 Potsdamerinnen und Potsdamer. Die Teilnehmer müssen sich dabei unter (0331) 289 3302 registrieren lassen und werden dann zwischen Juni und Ende August kostenlos über aktuelle Hitzewarnmeldungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) informiert.

In dem Konzept ist von zwei Anrufversuchen pro Tag die Rede. So könnten die Teilnehmenden vorsorglich geeignete Maßnahmen zum Schutz der eigenen Gesundheit treffen. Ähnliche Modelle gebe es zum Beispiel schon in Kommunen wie Worms (Rheinland-Pfalz) oder Kassel (Hessen). Auch Einrichtungen des Sozial-, Bildungs- und Pflegebereiches will man über vorhandene Verteiler alarmieren.

Im Sommer beliebt: Die Badestelle am Groß Glienicker See.

© Archivfoto: Andreas Klaer

Ausgegeben werden sollen auch Handzettel mit Verhaltenstipps an heißen Tagen, auch die Homepage der Stadt soll entsprechend ausgebaut werden. Ferner heißt es in dem Papier, mithilfe der laufenden Bürgerumfrage „Leben in Potsdam“ wolle man weitere Erkenntnisse zum Thema erhalten.

An den Klimawandel angepasste Stadtplanung

2019 hatte die Stadt Potsdam angesichts des menschengemachten Klimawandels ein Handlungskonzept Hitzeschutz veröffentlicht, das unter anderem die Pflanzung resistenterer Straßenbaumarten, die stärkere Bewässerung von Straßenbäumen und mehr Wärmeschutz in Schulen und Kitas vorschlug. Eine dieses Jahr veröffentlichte „Stadtklimakarte“ zeigt, an welchen Stellen es in Potsdam besondere Probleme mit Hitze und Starkregen gibt, soll künftig als Grundlage für eine an den Klimawandel angepasste Stadtplanung dienen.

In den vergangenen Jahren hatte es in Potsdam immer wieder Hitzewarnungen des DWD gegeben, allein 16 Mal im Jahr 2022. Gewarnt wird ab einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad zwei Tage nacheinander, wenn zugleich die Nächte kaum abkühlen. Auch 2018 und 2019 wurde mehr als 15 Mal gewarnt. Bei großer Hitze droht nicht nur ein Sonnenstich, sondern auch ein Hitzekollaps, Ausschläge, eine Sonnenallergie oder eine geschwächte Immunabwehr.

Indes hat im Mai die erste Trockenperiode des Jahres begonnen - nach überdurchschnittlich viel Regen in den Monaten zuvor sind in diesem Monat erst 16,6 Liter Niederschlag pro Quadratmeter registriert worden. Das waren nur 27 Prozent der sonst üblichen Werte, die zwischen 1961 und 1990 im Mai gemessen worden. Und auch für die kommende Woche ist bei frühsommerlichen Werten von über 20 Grad - Tendenz steigend - kein Regen in Sicht.

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