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Landeshauptstadt: Leben in die Medienstadt

Für 80 Millionen Euro sollen am Campus Babelsberg Wohnungen, Läden, eine Kita und Büros entstehen

Babelsberg - Der geplante Campus Babelsberg nimmt Form an: Ab dem kommenden Sommer soll auf dem Areal zwischen Stahnsdorfer Straße und Marlene-Dietrich-Allee ein neues Viertel mit rund 200 Eigentums- und Mietwohnungen und 100 kleinen Studentenwohnungen sowie Läden, Restaurants und einer Kita entstehen, geplant sind außerdem ein Gründerzentrum mit Büros und zwei sogenannten Boarding-Häusern – eine Art Langzeit-Hotel für Projektmitarbeiter in der Medienstadt. Die Pläne stellte der Investor Jan Kretzschmar von der Berliner Firma KW Development am Donnerstag in der Metropolishalle im Filmpark Babelsberg vor. Insgesamt sollen demnach rund 80 Millionen Euro auf dem rund 26 000 Quadratmeter großen Gelände, auf dem bis 2013 unter anderem die berühmte Babelsberger Außenfilmkulisse „Babelsberger Straße“ stand, investiert werden.

Der Herzstück soll ein sogenannter „Marktplatz“ bilden – an der neu zu entstehenden Straße, die die Marlene-Dietrich-Allee mit der Stahnsdorfer Straße verbinden wird. Dort sollen in zwei größeren Gebäudekomplexen – einem hufeisenförmigen und einem fünfeckigen – in den Erdgeschossen unter anderem ein kleiner Supermarkt, eine Drogerie, eine Apotheke und ein Restaurant unterkommen. Filmparkchef Friedhelm Schatz, der die Idee für den Campus entwickelte und das Grundstück an den Investor verkaufte, verspricht sich davon das bislang noch fehlende Stück „urbanes Leben“ in der Medienstadt Babelsberg, in der bis zu 2500 Mitarbeiter in verschiedenen Unternehmen arbeiten.

Mit den Neubauplänen könnten es noch mehr werden: Im Obergeschoss des Fünfecks-Baus sind rund 5000 Quadratmeter Bürofläche für ein Gründerzentrum geplant, wie der Leipziger Architekt Georg Fuchshuber erläuterte. Dort könnte der Film- und IT-Nachwuchs von der Babelsberger Filmuniversität oder dem ebenfalls nahe gelegenen Hasso-Plattner-Institut unterkommen. Im hufeisenförmigen Gebäude sollen 100 kleine Studentenwohnungen mit je 39 Quadratmetern Fläche die oberen Geschosse belegen, so Fuchshuber.

Fuchshubers Büro hat sich die Planung für das neue Viertel mit dem Berliner Berufskollegen Jens Ruhe von der A 53 Gesellschaft für Architekten geteilt. Ruhe zeichnet für die Gebäude an der Stahnsdorfer Straße verantwortlich. Ein Blickfang dürften dort die beiden Boarding-Häuser werden: Als Referenz an den Schwarz-Weiß-Film sollen die Fassaden beider Häuser in schwarz und weiß gestaltet und mit großformatigen Porträts legendärer Filmstars geschmückt werden.

Filmische Elemente soll es auch an den fünf Stadtvillen mit Eigentumswohnungen in der Stahnsdorfer Straße geben: In den Eingangsbereichen der Dreigeschosser plus Dachgeschoss sind thematisch passende Gravuren mit Filmmotiven oder Zitaten geplant. Ruhe hat für die Stahnsdorfer Straße auch eine Kita mit Platz für 100 Kinder entworfen. Fünf weitere Häuser an der Marlene-Dietrich-Allee sollen auf vier Geschossen plus Dachgeschoss Mietwohnungen beherbergen, die dank der effizienten Grundrisse bezahlbar bleiben sollen, wie Architekt Fuchshuber sagte. Zwischen den Häusern soll es eine Grünanlage geben.

Insgesamt sind auf dem Gelände 75 Eigentumswohnungen und 134 Mietwohnungen geplant, auch zwei Tiefgaragen, Tankstellen für Elektroautos und gesonderte Parkplätze für Car-Sharing sind vorgesehen. Die Bauanträge für die Wohnhäuser sollen noch in diesem Jahr eingereicht werden, wie Investor Kretzschmar sagte. Im besten Fall könnte dann im kommenden Sommer losgebaut werden, bis Ende 2016 der Wohnteil des Campus stehen. Die Vermarktung der ersten Wohnungen beginnt bereits an diesem Wochenende – Interessenten können sich im Internet auf www.villen-am-filmpark.de informieren.

Offene Fragen gibt es aber noch beim Gewerbeteil. Über die Vermietung der Ladenflächen macht sich Investor Kretzschmar zwar keine Sorgen, man sei schon in festen Gesprächen mit Mietern. Unklar ist aber, wie das geplante Gründerzentrum betrieben werden soll: Kretzschmar schwebt eine Zusammenarbeit mit der Stadt vor, die bereits drei solcher Gründerzentren betreibt. Bei der Stadt allerdings sind für derlei Projekte keine Investitionsmittel vorhanden – ein Dilemma, wie Stefan Frerichs, der städtische Wirtschaftsförderer, den PNN sagte. Auch wenn der schwierige Markt für Büroräume in Potsdam bekannt sei und Firmen deswegen abzuwandern drohten – aktuell etwa in Golm (PNN berichteten) –, müsse die Stadt andere Prioritäten setzen, beispielsweise für Schulen und Kitas sorgen: „Keine Schulen zu bauen ist keine Alternative“, so Frerichs. Sollte der Investor das Zentrum allein bauen, würden jedoch die Mieten so hoch, dass es für Gründer nicht attraktiv sei, befürchtet er. Investor Kretzschmar wiederum betonte, dass er das Gründerzentrum im Notfall auch ohne die Stadt bauen werde.

Kretzschmar, der selbst in Babelsberg wohnt, hat in Potsdam nach eigenen Angaben bisher nur private Projekte umgesetzt. Größere Vorhaben leitet er unter anderem Berlin-Friedrichshain und Berlin-Karlshorst. Außerdem will er mit seiner Firma KW Development die Beelitzer Heilstätten aus dem Dornröschenschlaf wecken: In den denkmalgeschützten Häusern der ehemaligen Lungenheilanstalt sollen Wohnungen und Atelierräume für Kreative entstehen (PNN berichteten).

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